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A r j o n a

Mein Blick schweifte zu Leano, der auf dem Boden sass und lachend mit Alaia spielte. Die beiden hatten eine enge Bindung entwickelt und meine kleine war gefühlt besessen von Leano.

Zwar war Leo immer noch ihr Favorit, doch Leano war auf einem guten Weg, ihn von dem Thron zu werfen.

Ein schwaches zierte sich auf meinen Lippen, denn ich konnte mein Glück kaum fassen.

Niemals hätte ich gedacht, dass ich es wert war, geliebt zu werden. Wenn sogar mein eigener Vater mich verlassen hatte, meine eigene Mutter mich nicht liebte. Wie hätte ich jemals eine Liebe von einer Person erwarten können?

Doch Leano. Leano zeigte mir eine neue Art von Liebe. Eine Liebe, die ich nicht kannte. Es war wie ein Schutzfeld. Ein Feld, das mich schützt. Seine Liebe war wie das Wasser, welches die Blumen benötigten, um zu blühen. Er erfüllte mein Leben, wie Alaias Leben, mit so viel Liebe, Glück und Freude.

Alaia begann zu kichern und rief immer wieder nach Leano, als er begann sie zu kitzeln. Ein leises Lachen entwich meiner Kehle, denn dieser Anblick, war der schönste Anblick meines Lebens.

Ich wollte ehrlich sein. Ich wollte Leano, heute alles erzählen. Ich wollte ihm mein Leben anvertrauen, ihm meine Geschichte erzählen. Er sollte verstehen, wieso ich so war und vielleicht, würde dies einiges vereinfachen.

Leano zwinkerte mir zu, ehe er aufstand und zu mir lief. „Alles okay?", fragte er, ehe ich zu nicken begann und in seine braunen Augen blickte. In die Augen, die mich in einen Bann zogen und alles vergessen liessen.

Sanft fuhr sein Daumen über meine Wange, während er mir tief in die Augen blickte. „Ich möchte dir alles erzählen." Leano runzelte die Stirn. Er verstand nicht, was ich meinte. Tief holte ich Luft . „Meine ganze Vergangenheit, Leano. Ich möchte dich in mein Leben lassen, ich will, dass du alles erfährst." seine Augen weiteten sich.

Leano nickte. „Zemer, du musst dich nicht gezwungen fühlen, mir dein Leben jetzt zu erzählen. Wann immer du bereit bist." ein schwaches Lächeln zierte meine Lippen. Wie konnte ein Mensch so viel Verständnis mir gegenüber haben?

„Ich bin bereit, Leano."  „Ani zemer.", antwortete er und lächelte mich an. Einen letzten Kuss gab er mir auf die Stirn, ehe er sich umdrehte und zu Alaia lief.

Tief holte ich Luft und blickte auf meine Hände, mein Herz raste, den er würde Dinge erfahren, die ich nie jemanden erzählt hatte. Doch, es fühlte sich richtig an.

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Auf dem Sofa nahmen wir Platz, ehe ich schluckte und zu ihm sah. „Du weisst nur einen Teil, was mir Skender angetan hat." begann ich und bemerkte sofort, wie sich sein Körper anspannte.

Erneut holte ich tief Luft und versuchte mit aller Kraft nicht loszuheulen, denn er war die erste Person, der ich mich öffnete und alles erzählte. „Bevor Skender mich vergewaltigt hatte, war ein sehr toller Mann. Er hatte mir immer Barbies gekauft, war wie ein Vaterersatz." Ich bemerkte, wie zittrig meine Stimme klang, weshalb ich wieder nach Luft schnappte und Leano ansah. „Er und meine Mutter haben mir Liebe gezeigt. Wie es ein Kind verdiente. Bis meine Mutter schwanger wurde und er mir sein wahres Gesicht gezeigt hatte." eine Träne kullerte meine Wange herunter, denn ich konnte nicht glauben, wie man so etwas einem Kind antun konnte.

Ich begann weiterzuerzählen. Ich erzählte Leano, wie er mich bedrohte, mich schlug und mir Verbrennungen zufügte, all das hinter dem Rücken meiner Mutter. Auch erzählte ich ihm, wie sein Sohn und sein Bruder mich vergewaltigt hatten. In Abwechslungen. Mal war es Skender. Dann sein Sohn oder sein Bruder. Manchmal alle drei gemeinsam.

Leano schloss die Augen, ich bemerkte wie er zu zittern begann und seine Hände zu Fäusten ballerte. „Meine Mutter wusste, was er tat." Sofort öffnete er seine Augen und sah mich schockiert an. „Qka?", fragte er fassungslos, ehe er sich mit seiner grossen Hand über sein Gesicht fuhr. Ich nickte und wiederholte ihm die Worte, die meine Mutter damals zu mir gesagt hatte.

Die Worte, die sich tief in meiner Seele und in meinen Gedanken eingebrannt hatten. Die Worte, die ich niemals vergessen werde und die Worte, die mich bis zu meinem letzten Atemzug begleiten werden.

Meine Augen schloss ich, denn ich bemerkte, wie sich der Druck in meiner Brust erhöhte. Mein Herz schmerzte, wenn ich daran dachte, wie meine Mutter ihre grünen Augen schloss. Wie sie entschied, wegzusehen. Sie entschied sich für einen Mann, der ihre eigene Tochter missbrauchte und misshandelte.

Was ich fühlte, konnte ich nicht in Worte beschreiben, denn was sie mir antat, war der grösste Verrat und Schmerz, den ich jemals zu spüren bekommen habe.

„Mit 18 bin ich dann abgehauen. Ich habe Skender und meine Mutter beklaut, bin weggelaufen. Mitten in der Nacht, im tiefsten Winter. Ich wusste, ich hätte keine weitere Nacht dort überlebt." sprach ich und spürte wie meine Augen brannten. Sie wollten weinen. Mein Herz weinte seit Jahren. Seitdem ich denken konnte, fühlte mein Herz nichts ausser Schmerz.

Leano lehnte sich zurück und starrte mich an.

„Ich habe ein paar Monate auf der Strasse gelebt, habe falsche Menschen kennengelernt und habe meinen Komfort in Alkohol, Zigaretten und Drogen gefunden." seine Augen wurden riesig. Es war der grösste Fehler meines Lebens, doch ich war damals dumm, naiv und so verdammt schwach. Die Drogen hatten meinen Schmerz betäubt. „Eine alte Frau namens Alaia, hatte mich gefunden und aufgenommen. Sie hatte mir geholfen, doch hatte es nie geschafft, mich ganz weg von den Drogen zubekommen. Ich habe zwei Jahre lang Drogen genommen, Leano. Als ich dann den positiven Test in der Hand hielt, wurde mir klar, dies war meine zweite Chance." sprach ich. „Eine zweite Chance für das Leben."

Eine Träne verliess mein Auge. „Alaia war die Person, die mir einwenig Licht wieder geschenkt hatte. Wenn ich in ihre Augen blicke, vergisst mein Herz all den Schmerz." eine weitere Träne verlor ich, ehe ich tief Luft holte. „Deine Nähe ist wie ein warmer Mantel, der mich umhüllt und vor allem beschützt. Deine Worte, die du aussprichst, sind wie Balsam für meine Seele, sie heilen mich und machen mich ganze. Du lässt mich lebendig fühlen und gibst mir zum ersten Mal das Gefühl, dass ich es wert bin, Leano." Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, fühlte ich seine starken Arme um mich. Meinen Kopf hob ich an und blickte direkt in seine wunderschönen braunen Augen. Eine Träne kullerte seine Wange herunter.

„Und solange ich lebe, werde ich dich beschützen, Arjona. Du wirst in diesem Leben nicht mehr allein sein."  flüsterte er und strich mit seinem Daumen über meine Wange. „Mein Herz gehört dir."

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100 jahre später und hier ist das nächste Kapitel. Es tut mir leid das es solange gedauert hat, aber ich stecke in einer Schreibblockade... ich bin auch nicht 100% zufrieden mit dem Kapitel, aber trotzdem hoffe ich, es gefällt euch. <3

SchicksalsmelodieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt