Kapitel Sechs

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„Da sind wir", sagt er und stellt den Motor aus.

Doch keiner von uns beiden traut sich als erster auszusteigen.

Vorhin hatte ich noch mit Alessia telefoniert und ihr von dem Besuch beim Frauenarzt und den Geschehnissen der letzten Nacht erzählt.

Sie hatte mir angeboten, mit zu kommen, doch ich wollte Toms und meine Bindung stärken.

Den ersten Besuch wollte ich mit ihm machen. Beim zweiten und oder dritten kann Alessia dann mitkommen.

Ich rolle mit den Augen und schwinge die Autotür auf. Tom tut es mir Sekunden später gleich.

Ohne weitere Worte schlendern wir in das Gebäude und verständigen uns am Empfang mit der Dame, die dort hinter zwei riesigen Bildschirmen sitzt.

Wir nehmen im Wartezimmer Platz und es überkommt mich eine bedrückte Stimmung.

Tom tastet nach meiner Hand und ich sehe ihn verwirrt an. Er aber schaut mich nicht an, sondern auf die Wand vor uns, auf der die Entwicklung eines Embryos auf einem Plakat abgebildet ist.

„Es ist grade so groß wie eine Johannisbeere", lacht Tom und deutet auf das Plakat.

Ich nicke ihm lächelnd zu.

Bis wir aufgerufen werden, studiert er das Plakat noch. Vor uns treten ein Mann und eine Frau mit einem sehr runden Bauch aus dem Zimmer heraus.

Wir nicken den beiden freundlich zu, doch die beiden nicht zurück. Sie schauen grimmig und die Frau hält sich genervt und schmerzvoll den Bauch. Unwillkürlich werfe ich den beiden einen fragenden Blick zu.

„Schleppen Sie erstmal Drillinge mit sich rum", sagt sie genervt und nimmt die angebotene Hand ihres Mannes.

Tom und ich sehen uns verwirrt an, treten dann aber doch in den Raum ein.

Die Assistentin reinigt dort grade alle Geräte und den Stuhl, bis ich mich auf ihn setzen darf.

„Willkommen, Frau Barley", begrüßt Doktor Miller mich und streift sich ihre Handschuhe über.

„Sie sind der Vater nehme ich an?"

Tom nickt und strahlt dabei über das ganze Gesicht. Anscheinend scheint er stolz darauf zu sein.

„Ist natürlich immer schöner und intimer, wenn beide Elternteile anwesend sind", sagt sie und drückt etwas von dem kalten Gel auf meinen Bauch.

„Wäre ja auch wirklich blöd, wenn nur der Vater hier wäre und die Mutter das Spektakel verpassen würde", scherzt Tom und erntet einen strahlenden Blick von mir und Doktor Miller.

Auf dem Ultraschall kann man mit einem normalen Auge nichts erkennen. Doch mit einem Doktorauge, erkennt man dort sehr viel.

„Hier ist er", sagt sie und zeigt mit ihrem Finger auf den Bildschirm.

„Das ist ihr Embryo", stellt sie uns vor.

Dann drückt sie zwei Tasten, um eine Aufnahme davon zu sichern.

Eine Freudenträne rollt meine Wange entlang und auch Tom sieht so aus, als bekäme er grade wässrige Augen.

„Ihm scheint es da drin ganz gut zu gehen", sagt sie dann und macht noch ein paar mehr Bilder.

Dann wischt sie das Gel wieder ab und ich erhebe mich von dem Stuhl.

„Wenn Sie noch ein Beratungsgespräch oder Ähnliches brauchen, können Sie jederzeit anrufen und einen Termin vereinbaren".

Doktor Miller strahlt mich an und ihre weißen Zähne blitzen hervor.

Ich versuche nach Toms Hand zu greifen, doch dieser ist plötzlich weg.

Mit einem fragenden Blick sehe ich Doktor Miller an.

„Er ist in das Wartezimmer verschwunden", sagt sie und versucht an mir vorbei zu sehen.

In genau dem Moment, in dem ich mich umdrehe, kommt er wieder zurück.

Fragend schauen Doktor Miller und ich Tom an.

„Ich hab nur ein Foto von der Früchteübersicht gemacht", erklärt er und deutet auf sein Handy.

Frau Doktor Miller lächelt und verabschiedet sich dann, nachdem sie uns zur Tür begleitet hat.

Glücklich lassen Tom und ich uns ins Auto fallen.

„Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich mich das grade gemacht hat", sage ich und schnalle mich langsam an.

„Ich hätte es nie gedacht, aber irgendwie wirkt es so, als würden wir uns schon ewig kennen und als wäre das alles ganz normal", gibt Tom von sich.

Ich nicke und schaue auf die Praxis vor unseren Augen.

Plötzlich nimmt Tom wieder meine linke Hand und drückt sie kurz, sodass ich ihn ansehe. Fast wie automatisch komme ich ihm näher und unsere Lippen liegen aufeinander.

Anders als bei unserem ersten Kuss, schmeckt er dieses Mal überhaupt nicht nach Bier, sondern nach Minze. Normalerweise lehne ich Minzgeschmack ab, aber im Moment will ich nur noch mehr. Nur noch mehr Minze.

Zwischendurch holen wir Luft, immer gleichzeitig.

Tom hört allerdings als erster mit dem Kuss auf.

„Machen wir ihm da drin keinen Stress", lacht er dann und deutet wieder auf meinen Bauch.

Ich kichere und lehne mich in meinem Sitz zurück.

„Soll ich dich jetzt nachhause bringen?"

„Ich denke schon. Alessia will sicher von den Ergebnissen hören".

***

„Ihr habt euch geküsst?"

Ich nicke. Noch immer kann ich den Minzgeschmack in meinem Mund schmecken.

„Mit Gefühlen?"

„Jap und wir waren auch nicht betrunken oder so", versichere ich ihr, bevor sie Nachfragen stellt.

„Hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet", gibt sie zu und schnappt sich einen der Mozarellasticks, die vor uns auf dem Blech liegen.

„Ich auch nicht, glaub mir".

Eine Weile stehen wir so da, an dem heißen Blech mit frischen Mozarellasticks.

„Iss ruhig. Schwangere sollen ja immer sehr hungrig sein", sagt Alessia und schiebt drei Sticks ihrer Hälfte auf meine Seite.

„Schließlich esse ich jetzt ja auch für zwei", lache ich und beiße von dem Stick ab.

„Wie groß ist das Kind denn grade? Konnte man das mithilfe des Ultraschalls schon sagen?"

„Ungefähr so groß wie eine Johannisbeere".

„Hör zu", setze ich nach einer Weile an.

„Auch wenn ich in nächstes Zeit viel Zeit mit Tom verbringen werde, heißt das nicht, dass ich dich vergessen habe oder so. Mir ist nur wichtig, dass das Kind eine gute Verbindung zu beiden der Elternteile hat".

Alessia lacht kurz auf und sieht dann aus dem Fenster rechts von ihr.

„Ist schon klar", sagt sie und schaut mich wieder an.

„Danke", bedanke ich mich und ziehe sie in eine Umarmung.

Für immer verbunden | Eine Tom Hiddleston FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt