Kapitel Zwei

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Drei Wochen später sitze ich hier, weiß nicht wer er ist und habe zwei Striche vor meinen Augen.

„Du musst zu ihm nachhause".

„Ich hab doch keine Ahnung mehr wo das war. Ich war komplett betrunken und am nächsten Tag hatte ich einen fetten Kater".

„Also, so wirklich gar keine Ahnung", hakt sie nochmal nach.

Ich schüttle aber nur den Kopf. Wieder blicke ich auf den Test, den ich in meinen kalten Händen halte.

„Weißt du noch wie er heißt?"

Ich sehe Alessia aber nur veräppelt an. Sie nickt und steckt ihre Hände zurück in ihre Hosentaschen. Dann tigert sie wieder durch das Wohnzimmer.

„Wie finden wir ihn bloß", frage ich und stehe auf.

„Verdammt, ich will kein Kind alleine großziehen", jammere ich dann weiter.

„Eigentlich will ich gar kein Kind".

Ich sehe zu Alessia, die mir einen mitleidigen Blick zuwirft. Was zum Himmel sollte ich bloß tun? Wir sind hier in England und Abtreiben ist zwar erlaubt, aber ich habe Angst vor den eventuellen Folgen und will kein Leben nehmen.

„Wir müssen dich irgendwie ablenken", schlägt Alessia vor und klatscht in die Hände.

Dann macht sie ihren Weg zum Laptop und klappt diesen auf. Sie öffnet die Webseite des Kinos um die Ecke und schaut sich die aktuellen Angebote an. Ich sehe ihr dabei nur flüchtig über die Schulter.

„Hier! Wie wär's mit dem. Only Lovers Left Alive", schlägt Alessia vor und klickt doppelt auf die Vorstellung.

„Ne, sorry. Nichts mit Liebe. Echt nicht. Wenn ich das gucken muss, dann muss ich kotzen", lehne ich ab.

„Naja. Ist ja auch nur ein Come-Back Film. Kein neuer", murmelt Alessia und scrollt weiter.

„Und der hier? Ten Things I Hate About You?"

„Der ist doch auch schon uralt", murmle ich und lasse mich neben ihr nieder.

Mein Bein zittert und ich kann es einfach noch still halten. Meine Hände sind noch immer kalt und ich bin verspannt.

„Den haben wir früher immer als Kinder geguckt", sagt Alessia und klickt auf die Ansicht für den Kinosaal.

„Sind noch ein paar Plätze frei", gibt sie Bescheid und sieht mich eine Weile lang erwartend an.

„Na gut, okay. Popcorn und überteuerte Cola werden mich schon eine Weile von dem Kind in meinem Bauch ablenken können".

„Ich denke auch. Also gehen wir in die vorletzte Reihe und lassen es uns heute Abend um Punkt zwanzig Uhr zwanzig gut gehen", sagt Alessia überglücklich und macht ein paar Klicks, ehe sie die Bestätigung auf ihr Handy gesendet bekommt.

„Ich denke, ich gehe mich noch eine Weile ausruhen", sage ich schließlich und verkrieche mich mit einer Tüte Chips in mein Zimmer.

***

Am Abend ist es relativ schwül draußen. Alessia und ich laufen den Weg zum Kino, da dieses ja nur um die Ecke liegt und dort schon Popcorn und Cola auf uns warten, die teuer genug sind und so sparen wir uns das Geld auf, das wir sonst für die Busfahrt hätten ausgeben müssen.

Im Kino angekommen, bemerken wir, dass der Vorraum vollgestopft ist mit vielen von Mädchen und Frauen. Sie alle tuscheln und sehen erwartend an die Wand vor der Rolltreppe, die in den nächsten Stock führt.

Alessia und ich sehen uns an, aber dann zucken wir bloß mit den Schultern und gehen zur Kasse. Dort bekommen wir wie immer die Karten und müssen uns dann an der Menschenmenge vorbei drängeln.

„Achtung, eine Schwangere. Lassen Sie uns bitte durch", sagt Alessia zu jeder, an der wir uns vorbei drängeln und ich werde leicht rot.

Als wir endlich an der Rolltreppe angelangt sind und uns darauf stellen, kann ich erst sehen, was sich vor der Wand vor der Rolltreppe abspielt.

Da stehen ein paar echt seriös aussehende Menschen. Schauspieler und Schauspielerinnen.

Einer der Schauspieler beginnt zu lachen und macht Fotos mit den anderen. Dann sagt er etwas. Komischer Weise kann ich seine Stimme genau hören. Es ist, als würde ich alles andere einfach ausblenden.

„Das ist er", sage ich dann und zeige Alessia mit dem Finger an, dass ich den braunhaarigen Mann an der Wand meine.

„Der da?! Das ist doch... bist du sicher?"

„Ganz sicher. Diese Haare. Und seine Stimme. Die hab ich die ganze Nacht lang gehört".

Ich nicke stark und nehme Alessia die Cola aus ihrer Hand. Dann öffne ich sie und ziele auf seinen Kopf ab.

Die Cola läuft perfekt auf seinem Kopf entlang und er schaut erstaunt und sauer nach oben zu mir und Alessia.

Als wir oben angekommen sind, gehen wir zu der Rolltreppe auf der anderen Seite und fahren wieder herunter. Unten in dem Saal ist es plötzlich total still und der Mann der entscheidenden Nacht rubbelt mit ein paar Tüchern über seinen Anzug.

„Wir reden. Jetzt", sage ich mit fester Stimme und ziehe ihn mit mir.

Erst versucht er sich zu wehren, doch als ich ihn richtig ansehe, stockt er.

„Du?"

„Oh, man erinnert sich also an mich. Ich dachte ich müsste erst meinen Arsch und meinen Busen auspacken, damit du weißt, wer vor dir steht", prahle ich und werfe meine Hände in die Luft.

Alle sehen sich das Spektakel an.

***

„Über was willst du denn bitte reden", fragt er dann, nachdem ich ihn in die Männertoiletten gezogen hatte.

„Da", sage ich und zeige auf meinen noch flachen Bauch.

„Da ist ein Kind drin, das du produziert hast", bringe ich nun etwas leiser über die Lippen.

Stille folgt. Sicher hatte er sich diesen Moment ganz anders vorgestellt. Wir sind quasi Fremde aber ich muss auch für mich sprechen, dass ich mir diesen Moment anders erhofft und in meinen Träumen ausgemalt hatte.

„Ja ist klar", sagt er dann und räuspert sich, da seine Stimme total rau klingt.

Er schluckt einige Male und starrt auf den Boden.

„Ja. Ich habe mir das auch anders vorgestellt".

Für immer verbunden | Eine Tom Hiddleston FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt