Kapitel Zwanzig

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Erst fahre ich ohne Gedanken durch die Straßen. Doch dann fällt mir ein, wo der einzigste Rückzugsort für mich - eine Frau ohne Geld - war.

Ich gebe die Adresse ein. Zu meinen Eltern. Dort werde ich fürs erste sicher vor ihm sein.

***

Keine Stunde später stehe ich auch schon vor dem Haus.

Als ich das letzte Mal hier war, war ich mit Tom zusammen. Einmal atme ich aus und drücke dann auf die Klingel. Keine fünf Sekunden später steht meine Mutter in der Tür.

„Oh, Madison. Mit dir haben wir jetzt ja gar nicht gerechnet, mi amore".

Sie legt ihre Hand an meinen Rücken und führt mich ins Haus.

„Was ist los, la mia bellezza", fragt nun auch Dad.

„Er ist so ein Arschloch", beginne ich zu wimmern und setze mich auf die Couch.

Mom und Dad sehen sich mitleidig an. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und beginne zu schniefen.

„Was ist denn passiert", fragt Mom und streicht mit ihren warmen Händen über meinen Rücken.

„Dieser Idiot hat mir angeboten in seinem Bett für die One Night Stands zu schlafen", beginne ich zu erklären.

Erst jetzt bemerke ich, wie dumm das für meine Eltern klingen muss. Aber jemand anderes als sie habe ich nicht zum reden. Nicht in dieser Umgebung. Alessia sitzt noch bis Ende Frühling im Gefängnis, obwohl ich sie so sehr brauche.

Meine Eltern sehen sich nur unsicher an.

„Ich glaub, ihr könnt mir da nicht helfen", stelle ich also fest und stehe auf.

„Du kannst heute Nacht gern hier bleiben", bietet mir Mom an.

„Danke".

Langsam gehe ich die Treppe rauf, öffne die Tür meines Zimmers und schließe sie wieder, ohne hineinzugehen.

„Ich habe dir doch gleich gesagt, dass er ihr Herz brechen wird. Jetzt lässt er sie allein mit dem Kind?"

„Beruhig dich, Ana. Die zwei werden sich schon wieder vertragen. Ich verstehe das Problem ja nicht einmal".

„Sie hat das Temperament von mir. Von ihrer Mutter. Sie wird ihm nicht einfach so verzeihen, glaub mir Angelo".

„Sicher? Sie waren wirklich verliebt, als die beiden hier waren".

„Er ist Schauspieler. Er kann das alles spielen, Ana".

Ich muss meinem Vater Recht geben. Er ist Schauspieler. Er kann das alles gut vorspielen.

Wäre es doch nur so gewesen, dass ich durch meine Stimmungsschwankungen ausgerastet wäre und er mich wieder beruhigt und an seine Brust gezogen hätte.

Doch er hielt mich aggressiv fest, als wäre ich sein Eigentum, als ich gehen wollte.

Ich öffne meine Zimmertür leise und versuche nicht laut loszuheulen. Dann schließe ich sie hinter mir und setze mich vorsichtig auf das Bett.

Ich lege meine Lippen auf meinen Bauch und beginne zu flüstern.

„Wir kriegen das auch alleine hin, wenn es sein muss, meine Kleine".

Ich muss schniefen. Ich bin sicher, dass das Kind in meinem Bauch meine Worte hören und vielleicht ja sogar verstehen konnte.

„Oder wer weiß", setze ich an und schlucke.

„Vielleicht klärt sich auch alles wieder, wer weiß".

***

Als es draußen dunkel wird, wache ich auf. Vom ganzen Weinen wird man ja ganz müde.

Als ich meine Zimmertür öffne, sehe ich, dass alle Lichter schon aus sind. Mom und Dad müssen also schon schlafen gegangen sein.

Draußen schneit es. Dicke Flocken fallen vom Himmel.

Irgendwie zieht es mich nach draußen.

Ich ziehe meinen Mantel wieder an und schlüpfe in die Boots, ehe ich die Haustür, die nachts abgeschlossen wird, wieder aufschließe und dann nach draußen trete.

Erst wende ich meinen Blick zum Wald. Irgendwie angsteinflößend. Dunkel und man hört nur das Knarren und Knacken der Bäume.

Als ich mich zur Straße wende, leuchten nur die Straßenlaternen schwach. Aber in der ersten Kurve, wenn man in das Dorf hineinfährt, leuchten da die Scheinwerfer eines Autos.

Ich laufe näher an die Straße und sehe in die Ferne. Das Auto steht still. Ich stapfe durch den hohen Schnee und hoffe, dass das eine gute Idee ist.

Ich trete näher heran und zweifle kurz, ob ich das wirklich tun sollte.

„Oh Gott", sage ich, als ich einen Blick in das Auto erhasche.

Ich bücke mich runter, um noch einmal in das Auto zu blicken.

„Scheisse", fluche ich und zerre an der Autotür herum.

„Verdammt! Hilfe", rufe ich und sehe nach, ob in irgendeinem Haus noch ein Licht brennt.

Schließlich entscheide ich mich für die beste Variante, hole einmal aus und haue mehrmals auf die Autoscheibe ein.

Nach etlicher Zeit in der die Scheibe immer nur Risse mit sich genommen hat, klirrt das Glas und fällt in dem Auto zu Boden. Ein paar der Scherben fallen auf den Schnee. Dort breitet sich ebenfalls ein kleiner Tropfen Blut von meiner Hand aus.

So kann ich die Tür von innen öffnen und stütze den Mann ab, der da mit dem Kopf auf dem Lenkrad liegt.

„Scheiße! Wieso machst du sowas?"

Ich ziehe ihn mit aller Kraft aus dem Auto heraus und lege ihn auf dem kalten Boden ab. Er sinkt sofort ein Stück weit ein.

„Hey", sage ich und gebe ihm eine Backpfeife.

„Kannst du mich hören?"

Er murmelt nur irgendetwas Unverständliches.

„Warte kurz hier", sage ich und bemerke anschließend selbst, dass das ein dummer Satz war.

Für immer verbunden | Eine Tom Hiddleston FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt