14: Schweigen

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"Los! Geh dich entschuldigen aber sofort!" rief Rose in mein linkes Ohr und ich drehte meinen Kopf langsam zu ihr, der gerade noch Meyras letzten Schritten gefolgt war. Ich stand wie angewurzelt da. Ich konnte mich einfach nicht bewegen.

"Ich kann nicht..." hauchte ich, realisierte in diesem Moment was ich ihr gerade angetan hatte. Ich hatte sie vor allen gedemütigt. Vor all den Leuten, bei denen sie sich gerade beliebt gemacht hatte. Vor all denen, die sie mochten, so wie sie war und verehrten für das was sie getan hatte. Warum hatte ich diese blöde Versammlung überhaupt zusammen gerufen? Um sie zur Rede zu stellen, weil ich wirklich sauer auf sie war, das sie uns Fremden nicht direkt alle Details ihrer Familiengeschichte erzählt hatte? Oder war es eigentlich deshalb weil sie nach dem Kuss abgehauen war und mich zurückgelassen hatte, und ich so sehr in sie verliebt war, dass ich es nicht mehr aushalten konnte? Trotzdem hatte sie es mir nicht anvertraut. Ich hatte gedacht, dass wir uns Nahe wären. Da hatte ich mich wohl getäuscht...

"Dein Ernst?" fragte mich Rose fassungslos und schaute Wabou hilflos an, der schon wieder in der Gegend herum guckte. "Ich liege nicht falsch." sagte ich. "Alle wieder an die Arbeit, das wars mit der Vorstellung..." meinte ich und ging den grauen Gang entlang zu meinem Raum. Ich brauchte jetzt einfach Ruhe.

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Verletzt und schniefend lief ich die Gänge hinunter zu meinem Raum. Ich dachte an rein gar nichts in diesen Momenten, weil ich so enttäuscht von ihm war. Ich hatte eh schon so viele Sorgen und dann kommt er auf einmal damit? Was sollte das? Ich dachte der Kuss hatte ihm etwas bedeutet... So wie mir? Ich schüttelte mich als ich daran dachte.

Ich schloss die Tür und ließ mich auf das Bett in der Mitte sinken. Einmal quer legte ich mich rüber und nahm ein Kissen worin ich mein Gesicht drin vergrub. Ich wischte mir noch kurz vorher durch die feuchten Augen und versuchte mich dann etwas zu entspannen, doch meinen Gedanken vermischten sich wieder. Ich war so sauer und traurig gleichzeitig. Ich hatte das Gefühl das ich doch nie gemocht wurde von diesen Leuten hier. kein Wunder das mein Vater sie unsere Feinde genannt hatte. Aber eigentlich wollte ich diese Leute nicht verachten, ich fühlte mich hier wohl auf eine komische Art und Weise habe ich sogar gedacht das dieses Raumschiff meine Bestimmung war. In mir grummelte es. Wieso machte es mir die Welt so schwer? Wieso musste ich jemanden lieben der von Anfang an gegen mich war? Ohja, ich liebte ihn, sogar sehr, und das tat weh. Denn er schien überhaupt nicht so zu fühlen, warum sonst sollte man jemanden so vor seiner kompletten Mannschaft bloßstellen? Ich schniefte ein weiteres Mal und legte mein Kopf zur Seite. Ich wollte gerade einfach weg, weg von hier, weg von zuhause, eine neue Umgebung mit neuen Menschen. Vielleicht war es das, was richtig für mich war.

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Ich lag auf meinem Bett und starrte an die Decke. Tausend Gedanken schwirrten durch meinen Kopf. Ich ließ die Situation von vorhin Revue passieren. Immer und immer wieder. Hätte ich etwas anders machen sollen? Nein, sie hatte uns alle angelogen, und das war nicht in Ordnung. Ich dachte sie vertraut mir? Wieso hat sie das dann nicht erklärt. Und ihre blöden Visionen, das war so ein Quatsch der mich aufregte.

Meine Augen kräuselten sich wütend als ich daran dachte, doch einen Augenblick später entspannter sich mein Gesicht wieder und ich schaute eher nachdenklich und schwach. Wie sie mich angeschaut hatte... Als wäre ihre Welt zusammen gebrochen, und das war meine Schuld gewesen. Ich hatte sie so gedemütigt. Rose hatte recht... ich sollte mich bei ihr Entschuldigen... Aber sie hatte auch Dinge falsch gemacht! Ich war der Captain, sie sollte sich zuerst entschuldigen!

Genervt rieb ich mir mit beiden Händen durchs Gesicht und schloss anschließend meine Augen.

Liebe war kompliziert. Liebe? War es das überhaupt? Ich öffnete die Augen wieder und legte mich auf die Seite. Irgendwie begann es über meiner Rippe zu stechen, wie Nerven die sich zusammenzogen. Liebe! Liebe? Liebe...

𝓓𝓾 𝓫𝓲𝓼𝓽 𝓶𝓮𝓲𝓷 𝓢𝓬𝓱𝓲𝓬𝓴𝓼𝓪𝓵  ~ Captain Jerky / Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt