6: Wabou

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"Wie kann es sein das es eine Cetharis auf mein Schiff geschafft hat?" schrie ich herum und schaute in die ahnungslosen Gesichter meiner Crew. Anscheinend hat sie wirklich niemand hier rumschleichen gesehen, bis vor kurzem.

"Das darf doch alles nicht wahr sein, Wabou!" rief ich und sah wie Wabou mir nicht zugehört hatte und fast eingeschlafen war. "AHHRG." schreckte er auf und kam auf mich zu. "Um was gings?" fragte er und ich verdrehte genervt die Augen. So langsam verlor ich die Hoffnung in diese Crew und unsere Zukunft. Ich befahl allen wieder auf ihre Plätze zu gehen, und auch ich setzte mich wieder auf meinen Stuhl. Ich merkte wie Rose langsam näher kam.

"Captain, was wenn wir die Gefangene als Druckmittel gegen die Cetharis nutzen, damit sie uns aufhören zu verfolgen und uns vermutlich töten?"

Ich schaute sie fragwürdig an und fing langsam an zu grinsen. "Rose, das ist ein brillianter Vorschlag. Ich wusste gar nicht das sie auf solche Gedanken kommen können." meinte ich und ich sah wie sie stolz die Arme verschränkte. "Ja, du weißt generell noch nicht viel über mich..." sagte sie, doch ich hatte mich schon wieder nach vorne gedreht, und überlegte mir einen Plan.

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Gelangweilt warf ich einen Kieselstein, den ich auf dem Boden der Zelle gefunden hatte, an die Wand gegenüber von mir, und hob ihn wieder auf. Immer, und immer wieder. Schon seit einer Weile saß ich hier und grübelte vor mich hin. Ein Grummeln in meinem Magen hatte sich auch schon bereits bemerkbar gemacht. Ich legte mich zurück, sodass ich auf dem Boden lag und starrte gegen die Decke. Sie war hellgrau.

Ein Rauschen brachte mich aus meinen Gedanken raus, welches von der Tür kam. Ich krabbelte sofort vom Boden und stellte mich an die eine Wand, mit meinen Händen vor meinem Körper.

"Das ist nicht das Badezimmer." sagte ein etwas breiterer junger Mann mit schwarzen Haaren die zu Berge standen. Er hatte ein weißen Kreis im Gesicht und trug silber/goldene Streifen an den Handgelenken.

Ich atmete einmal ein und aus. "Das ist das Gefängnis." sagte ich und wir beiden schrien gleichzeitig auf als er sich zu mir umdrehte. "AHH."

"Du hast mich erschreckt, wabouuu." meinte der Mann und berührte sich an seinem Herz. Ich schluckte und bewegte mich ein wenig weiter von ihm weg als er näher an die Laserwand kam.

"Du bist doch die die hier herumgeschnüffelt hat. Eine Cetharis!" sagte der Mann und musterte mich. Ich merkte langsam, das ich keine Angst vor ihm haben musste, und entspannte mich etwas.

"Ja, ich heiße Meyra." sagte ich vorsichtig. "Ich bin Wabou, ich bin Pilot." sagte er mit einem breiten stolzen Grinsen. Ich musste etwas schmunzeln. "Werdet ihr meinem Volk wehtun?" fragte ich, doch der Mann hörte mir nicht mehr zu, er lag auf dem Boden und leckte ihn ab?

"Hallo? Hörst du mir noch zu?" fragte ich und ging jetzt auf ihn zu. Er setzte sich hin. "Tut mir leid, ich lasse mich zu schnell ablenken..." meinte er und sah so unglaublich traurig aus, dass ich ihn am liebsten in den Arm genommen hätte. "Nein, Nein, alles gut! Muss dir nicht leid tun, ich bin ja hier die Gefangene..." murmelte ich und setze mich auch hin, um mit ihm auf einer Augenhöhe zu sein.

Er lächelte und schaute mich an. "Ich mag dich, du bist gar keine Bedrohung." Ich lächelte jetzt auch. Er war echt zu lieb. "Kannst du mir was beantworten?" fragte ich vorsichtig. Wabou nickte überzeugt. "Wie lange werde ich hier drin bleiben?" fragte ich anschließend. Wabou überlegte kurz und schaute sich den Schalter, der außen an der Zelle befestigt war, an. "Ich kann dich raus lassen! Wenn du willst." Wabou stellte sich hin und ging gerade mit ausgestrecktem Arm zum Schalter, als wieder dieses Rauschen von der Tür erklang.

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Ich wollte gerade Wabou beten mir eine Tasse Kaffee zu bringen, da saß er einfach nicht auf seinem Platz. Also machte ich mich auf um ihn zu suchen. Ich ging gerade den Flur entlang, da hörte ich Stimmen bei den Zellen. Die Gefangene konnte sich wohl kaum mit jemandem unterhalten, also guckte ich durch das Runde Fenster, welches sich in der Tür zu dem Zellenraum befand. Ich sah dort Wabou sitzen, und er unterhielt sich mit der Gefangenen. Sie sah nicht verängstigt aus, sondern eher erleichtert oder sowas wie fröhlich? Ihr Lächeln sah nämlich sehr überzeugend aus. Kurz verlor ich mich in ihren hell leuchtenden Augen, die den ganzen Raum gefühlt erleuchteten, doch dann rüttelte ich mich und machte die Tür auf, um die beiden zur Rede zu stellen.

"Wabou was machst du hier? Du solltest nicht hier sein, und du? Bleib gefälligst in deiner Zelle!" rief ich sauer als ich den Raum betrat. Das Lächeln der Fremden verschwand und sie sah auf einmal so wütend aus. Wabou saß immer noch. "Captain, ich habe nichts gemacht! Ich habe mich nur mit Meyra unterhalten." Er drehte sich zu ihr und ich sah ein leichtes Flimmern auf seiner weißen Haut. Ich wusste dass das immer bei Erregung passierte also zog ich ihn am Arm weg. "Hohl mir Kaffee und dann wieder ab auf deinen Platz." befahl ich streng und Wabou stolperte etwas und verließ den Raum.

Ich drehte mich zu dem Mädchen um und ging langsam auf sie zu. Sie saß im Schneidersitz und schaute zu mir hoch. Ich guckte auf sie runter und unsere Augen trafen aufeinander. Ein komisches Gefühl umgab mich, aber ich wollte den Blickkontakt nicht unterbrechen, das zeigte Schwäche. Ich kräuselte die Augenbrauen und auch sie sah sehr wütend aus, doch je länger wir uns in die Augen schauten, desto entspannter wurden unsere Gesichtsmuskeln.

"Wieso behandelt ihr eure Crew so unheimlich schlecht?" Sie unterbrach mit dieser Frage nicht nur die Stille, sondern auch meine Gedanken, die sich gerade darüber stritten ob ich Meyra attraktiv oder scheußlich finden sollte.

"Was?" fragte ich, in meinem Stolz gekränkt. "Was willst du denn schon darüber wissen wie ein Captain seine Crew behandeln sollte?" antwortete ich patzig und fand meinen Conter gar nicht so schlecht.

Sie stellte sich auf und ging etwas näher an die Wand aus Laser. Ihre Augen trafen nun wieder auf meine. "ihr seid erbärmlich, eure Crew hat euch nicht verdient." meinte sie. Ich merkte wie mir ihre Worte irgendwie weh taten, deshalb wollte ich ihr nochmals zeigen wer hier die Hosen anhatte, und wer nicht. Also ging ich noch einen Schritt weiter, sodass zwischen uns nur noch diese Wand lag. Wäre diese nicht da gewesen, hätte ich nun bestimmt ihren Atem auf meiner Haut gespürt.

"Entschuldige mal, ich bin seit 10 Jahren hier Captain und noch nie hat sich jemand bei mir beschwert das ich schlecht wäre oder sonstiges, und das lasse ich mir sicher nicht von einer Fremden aus irgendeinem Dorf gefallen!" Jetzt sah sie richtig angepisst aus, doch behielt die Ruhe.

"Ihr werdet sehen, irgendwann steht ihr alleine da, wenn ihr so weiter macht." sagte sie. Ich verschränkte die Arme. "Solltest du dich nicht eigentlich lieber bei mir einschleimen, sodass ich dich hier vielleicht rauslasse, irgendwann?" fragte ich, doch sie sah nicht beeindruckt aus.

"Nein, ist nicht so mein Stil." sagte sie locker und ging ein paar Schritte nach rechts, mein Blick folgte jeder Bewegung von ihr. "Ich schaffe es hier raus, auch ohne, das der Captain mich mag." sagte sie überzeugt und schmunzelte leicht. Ich blinzelte und steckte zwei Finger locker in die Schlaufen auf meinem Gürtel. "Das glaubst du wirklich? Was macht dich da so sicher?" fragte ich neugierig. Sie lächelte. "Mein Volk kann in die Zukunft sehen, und bald werde ich das auch können." Ich staunte, aber dann fiel mir ein Detail aus. "Bald. das heißt du kannst es noch nicht, haha." Ich grinste. "Ich merke schon, du willst mir Angst machen, doch das schaffst du nicht. Du wirst hier ewig drin bleiben!" meinte ich und drehte mich um und ging zurück zur Tür.

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Ich fühlte mich ertappt und bekam im gleichen Moment Angst. Ewig? Das war doch nicht sein Ernst. "Das werdet ihr noch sehen!" rief ich ihm hinterher. "Da bin ich ja mal gespannt." meinte er, warf mir noch einen kurzen, angespannten Blick zu, und verließ dann den Raum. "Ich hasse ihn." murmelte ich vor mir her.

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"Ich hasse sie." murmelte ich vor mir her, als ich die Zelle verließ und mich wieder auf den Weg ins Cockpit machte.

𝓓𝓾 𝓫𝓲𝓼𝓽 𝓶𝓮𝓲𝓷 𝓢𝓬𝓱𝓲𝓬𝓴𝓼𝓪𝓵  ~ Captain Jerky / Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt