mit einem neuanfang

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pov zayn

Und plötzlich lagen Liams Lippen auf meinen.

Ich hatte Monate lang davon geträumt und für einen Moment konnte ich es wirklich einfach genießen.

Doch als er sich wieder langsam von mir löste wurde mir schlecht. Und ich konnte nicht sagen wieso, es hatte nichts mit ihm zu tun, denn dieser eine Moment gerade hatte mir wirklich alles bedeutet.

Aber auf einmal kamen Erinnerungen zurück, die ich lieber weiterhin verdrängt hätte.

„Hey, uhm, war das okay?", fragte Liam etwas verunsichert und kratzte sich leicht am Hinterkopf.

Ich durfte jetzt keinen Anflug von Zweifel zeigen, denn eigentlich war es das was ich mir seit Monaten gewünscht hatte.

Wenn ich jetzt auch nur einen geringsten Zweifel zeigte, würde ich vielleicht niemals wieder die Chance haben ihm so nah zu sein wie jetzt gerade.

Und ich hätte ihm natürlich auch einfach alles erzählen, aber wie berichtete man seinem Freund der vor ein paar Tagen noch ein Feind und vielleicht auch schon fast mehr als ein Freund war mit einer perfekt normalen Familie und einem perfekt normalem Studium davon, dass man Schuld am Tod seiner Schwester ist und sein Vater einen schlägt.

Also rang ich mir nur ein Lächeln ab und krächzte: „Ja, mehr als nur okay."

Ein breites Grinsen erschien auf Liams Lippen, was mich sofort etwas glücklicher machte. Wenn er lächelte bildeten sich kleine Grübchen an seinen Wangen, dass war unfassbar süß.

„Uhm... also... was nun, was tut man so nachdem man seinen eigentlich normalen Freund geküsst hat?", fragte er cool aber ich bemerkte, wie er etwas rot anlief.

„Uh... ich weiß nicht, dass solltest du vielleicht lieber Louis und Harry fragen", erwiderte ich und schaffte es zu grinsen. Seine Gefühle zu verstecken klappte eigentlich ganz gut.

„Die sind aber gerade nicht hier", wisperte Liam und blickte mir direkt in die Augen.

Ich lächelte unsicher.

„Stimmt..."

Wie in Zeitlupe beugte sich Liam weiter vor um mich erneut zu küssen und ich konnte gar nicht abwarten, bis seine Lippen meine wieder berührten und die knisternde Elektrizität mich all meine Sorgen vergessen ließ.

Aber so wie es das Schicksal wollte kam es gar nicht soweit, da die Tür aufgerissen wurde und Niall in die Wohnung stürzte.

Ich hatte keine Ahnung wie er auf einmal hier herkam, aber wirklich freuen hat es mich in dem Moment irgendwie auch nicht.

„Oh Zayn, Liam... Zayn...", stotterte er als er uns neben einander auf Harrys Sofa sitzen sah. Er schien kurz aus der Fassung zu sein, doch fand diese viel zu schnell wieder. „Zayn, du kannst nicht einfach gehen ohne mir Bescheid zu sagen, ich hab mir so Sorgen gemacht."

Ich mochte Niall. Wirklich. Er war ein guter Freund, aber das was er gerade abzog ging mir ziemlich auf die Nerven. Ich war immer noch ein erwachsener Mann, der eigenständig Entscheidungen treffen konnte.

Liam wirkte etwas verwirrt.

„Uhm... Niall, dass ist super lieb von dir und so, aber Zayn gehts gut wie du siehst. Und jetzt nicht böse gemeint oder so, aber ich denke er kann auch eigene Entscheidungen treffen ohne dir das vorher sagen zu müssen", erklärte Liam ruhig.

Innerlich dankte ich ihm dafür, doch ich sagte es nicht laut, weil Nialls Blick zeigte, wie empört er von dieser Aussage war.

„Halt dich daraus, Liam, du weißt doch gar nichts!", rief er wütend. „Und Zayn, du kommst jetzt sofort nach Hause, wir müssen reden."

Ich fühlte mich ein bisschen wie damals, als meine Mutter mich dabei erwischt hatte wie ich auf eine Party geschlichen war. Als es ihr noch nicht egal war wie es mir ging.

Liam blickte nur verwirrt von mir zu Niall und zurück. Ich konnte ihm nicht in die Augen blicken als ich aufstand und zu Niall zur Tür kam.

Dieser packte mich grob am Arm um mich nach draußen zu zerren.

„Uhm... sehen wir uns?", fragte Liam verwirrt.

Ich nickte.

„Ich komme noch mal vorbei, wenn ich kann", murmelte ich verlegen und ließ mich dann von Niall ins Treppenhaus ziehen.

Die ganze Fahrt zu unserer Wohnung redeten wir kein Wort, erst als wir in Nialls und meiner Wohnung standen begann Niall.

„Zayn,...", begann er und wirkte völlig aufgelöst.

„Hey, was ist?", fragte ich alle Wut auf ihn auf einmal vergessen.

Niall blickte vom Boden auf.

„Ich wollte das nicht ansprechen, weil es deine Sache ist und ich nicht wusste wie... aber ich kann das nicht länger... immer wenn du eine Sekunde weg bist hab ich Angst, dass du es wieder tust..."

Tränen standen in Nialls Augen.

Aber ich war in dem Moment unfähig irgendetwas zu tun. Hatte er es gefunden? Das konnte nicht sein oder? Es war doch gut versteckt hinter den losen Fliesen am Badezimmerschrank.

Mit zitternden Fingern zog Niall einen schwarzen Karton unter dem Sofa hervor. Der Karton.

„Ich hab ihn hier für heute versteckt, aber... das ist auch keine Lösung, Zayn."

Tränen rannen seine Wangen hinunter.

Doch ich konnte nichts tun.

Ich stand einfach stocksteif da.

Und schaute ihn an.

In dem Moment war ich wie betäubt.

„Ich kann das alles nicht mehr, Zayn, wirklich, wenn du nicht mit mir redest, kann ich dir nicht helfen und es macht mich kaputt, dass ich weiß, dass ich nicht für dich da sein kann. Bitte... bitte nimm das nicht böse, aber ich kenne eine wirklich gute Klinik hier und..."

Er dachte ich war verrückt.

Klar dachte er das.

Klar, dass alle das dachten.

So plötzlich wie sie gekommen war, war meine Starre wir weg und ich handelte schneller als ich denken konnte.

Ich riss Niall den kleinen Karton aus dem Arm, wobei es schepperte und eine einzelne blutige Rasierklinge auf den Teppich fiel

Niall schluchzte leise auf, dich mit war das jetzt egal.

Ich drehte mich um und rannte aus der Wohnung.

Wohin ich rannte? Zu Liam.

Vielleicht, vielleicht könnte ich all das irgendwie hinter mir lassen, wenn ich auch ihn hinter mir ließ.

Ich dachte es würde besser nachdem ich Bradford verlassen hatte, aber das stimmte nicht. Denn Niall erinnerte mich immer noch jedes Mal an mein altes Leben. Vielleicht lobte ich das nur so wirklich zurücklassen. Mit einem Neuanfang.

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