VI. Die Spiele

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Die Spiele wurden noch am selben Tag gehalten. Nachdem alles vorbereitet war, kamen auch schon die Königsfamilie und die Clans. Aufgestellt waren drei Zielscheiben und es wurden für jedes Mädchen je ein Bogen und einige Pfeile bereitgestellt.

Vorher konnten alle die Zeit mit verschiedensten anderen Aktivitäten verbringen, da schon bevor Merit das Bogenschießen als Aufgabe gewählt hatte, jeder andere Aspekt des Tages vorbereitet wurde. Bis die Spiele begannen, waren wir Bediensteten damit beschäftigt, die ganze Brigade mit Essen zu versorgen. Als das Horn geblasen wurde, ging es dann wirklich los.

"Möge der glückliche Pfeil sein Ziel finden", meinte Elinor nur, bevor sich die Mädchen auf ihre Plätze stellten. Ich stand in der Masse hinter den Mädchen.

Ich wendete meinen Blick zu Merit, der irgendwie selbstsicher grinste, als hätte er etwas geplant. Er zwinkerte mir zu, als er meinen Blick auffing. Das bestätigte nur meine Vermutung. Er hatte definitiv etwas geplant.

Das Macguffin-Mädchen fing an. Sie versenkte ihren ersten Pfeil im äußersten, schwarzen Rand der Scheibe. Für den Anfang nicht schlecht. Sie hat schonmal die Scheibe getroffen.

Macintosh sah von der Form gleich viel besser aus. Sie hatte definitiv schon einmal einen Bogen in der Hand gehalten. Sie traf auch knapp neben dem roten Kreis in der Mitte. Wenn sie so weiter machte, hatte sie eine gute Chance. Ich wusste noch nicht, ob mir das gefiel. Hinter ihr fielen die Jungs teilweise zu Boden, als würden sie sich vor einer Göttin verbeugen. Sie schien auch ziemlich viel von sich selbst zu halten. Nicht unbedingt passend für Merit, aber was habe ich schon zu sagen?

Als sie den getroffenen Pfeil sah, sprang sie wild schreiend durch die Gegend, was nur überhaupt nicht zu ihrer 'Ich bin hübsch und ich reibs dir ins Gesicht'-Persönlichkeit von vorhin passte. Danach haute sie ihren Bogen mehrfach auf den Boden, bevor sie ihn in die Masse warf. Offensichtlich war sie ziemlich angepisst, dass sie nicht die Mitte getroffen hatte.

Als ich meinen Blick zu Merit richtete, schien er gerade mit seinem Vater zu scherzen. Wahrscheinlich über die Bewerberin.

Dingwall war als Letztes an der Reihe. Sie verteilte als Erstes ihre Pfeile bis auf den einen, den sie benutzte, auf dem Boden. Danach versuchte sie sehr ungeschickt, den Pfeil einzuspannen, was auch bis zum Ende ziemliche Schwierigkeiten machte. Ich glaube sogar, ich hätte das besser hinbekommen und ich hab noch nie einen Bogen in der Hand gehabt.

Nachdem Fergus ein genervtes "Schieß endlich!" von sich gab, ließ das Mädchen den Pfeil los und er landete doch tatsächlich genau in der Mitte.

Mein Blick wandte sich schnell zu Merit, nur um einen der Schlosshunde an seinem Platz vorzufinden. Ich drehte mich in alle Richtungen, bis ich eine Figur erkannte, die gerade das Schild mit dem Dun Broch Logo darauf herantrug. Die Figur hatte einen Mantel an, der alles verdeckte, doch ich sah einige Locken hervorstehen. Das war eindeutig Merit.

Nicht viel später zog er den Mantel ab und zeigte seine nun freigelassenen roten Locken in voller Pracht. Er stand siegessicher vor dem Schild, als er sprach. "Ich bin Merit. Erstgeborener Nachkomme vom Clan Dun Broch und ich schieße jetzt um meine eigene Hand."

Elinor stand gerade auf, als Merit den Anzug aufriss, um besser schießen zu können. Sie trat immer näher zu ihm, während er einen Pfeil nach dem anderen genau mittig versenkte. Nachdem er den letzten Pfeil von Dingwall in zwei geteilt hatte, stand seine Mutter auch schon wutentbrannt vor ihm.

Sie zog ihn schneller vom Platz, als irgendjemand etwas sagen konnte. Fergus, der ziemlich überfordert aussah, stammelte einige Worte, dass die Spiele bis auf Weiteres beendet waren. Damit gingen alle wieder ihren vorherigen Aktivitäten nach.

Ich wollte so gern in Schloss, um nach Merit zu sehen, aber meine Aufgaben waren den ganzen Nachmittag noch hier.

3. Person

Die Schnitzerin, zu der die Irrlichter Merit geführt hatten, nachdem er weggerannt war, stellte sich schnell als jemand ganz anderes heraus. Nämlich als eine waschechte Hexe. Nachdem er für einen Zauber den ganzen Laden leer gekauft hatte, mit seinem Amulett des Clans, führte ihn die Hexe in ihre Hexenküche, die im Grunde der gleiche Raum war, nur dass sie einmal aus dem Raum heraus und wieder hineingehen mussten.

"Einen Zauber ist es, was ich will, weil ich will, dass sich meine Mutter ändert. Und das wird dann mein Schicksal verändern." Dabei hatte er nur eine Person im Kopf und das war sie. Das Mädchen, zudem ihm die Irrlichter damals geleitet haben.

Die Hexe war sich der Liebe in den Augen des jungen Mannes nur allzu bewusst, weshalb sie noch eine kleine Zutat extra in den Trakt gemischt hatte. Sie erzählte währenddessen von ihrem letzten Auftrag. Ein Prinz, der die Stärke von zehn Männern wollte und auch bekam.

Aus ihrem vollendeten Trank zog sie ein köstlich aussehendes Törtchen heraus, was Merit nur minimal stutzig machte. "Seit ihr sicher, dass wenn ich das meiner Mutter gebe, sich mein Schicksal wirklich ändert." Die Hexe lachte, bevor sie abwinkte. "Vertrau mir. Es wird funktionieren." Dein Schicksal wird auf mehr als einem Weg verändert, hätte sie wahrscheinlich noch dazu sagen sollen. Sie hätte noch so einige Dinge sagen sollte, darunter auch die Folgen und Kosten des Zaubers, doch das hatte sie wohl vergessen zu erwähnen. Aber was soll schon passieren?


Verändertes Schicksal (m.Merida - Merida)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt