Schnell rannten wir die Treppe hoch in das Zimmer, wo der große Teppich hing. Er zeigte die Königsfamilie und genau zwischen Merit und Elinor war ein gerader Schnitt. Die Königin hatte lange an dem Teppich gearbeitet. Ich hoffe, es bricht den Zauber, wenn wir ihn nur grob flicken. Alles andere schaffen wir nicht mehr vor Sonnenaufgang.
"Wo hast du Nadel und Faden, Mutter?" Sie tippte sich ans Kinn, während sie überlegte und zu einer Kiste schritt, bevor sie die Obstschüssel, die darauf stand, wegstellte.
Plötzlich fühlte ich mich, als würde mir jemand den Boden unter den Füßen wegziehen, und ich fiel nach hinten an die Wand. Aber ich konnte mich auch nicht festhalten, weshalb ich einfach auf den Boden rutschte. Merit sah mich besorgt an, bis er panisch an mir herabsah. Meine Beine und Arme waren fast vollständig verschwunden. Mit der gleichen Panik drehte er sich zu seiner Mutter, die in der Obstschüssel mit der Nase wühlte. Ihre Augen waren pechschwarz. Sie schien allerdings ruhig zu sein, was mich beruhigte. Ich konnte ja nicht wegrennen.
Meine Atmung war schnell, als mir die Tatsache, dass ich ungefähr in der nächsten Stunde nicht mehr existieren könnte, wenn wir es nicht schaffen, wieder in den Sinn kam. Ich konnte nicht mal mehr die grobe Umrandung meiner Gliedmaßen sehen wie beim ersten Mal. Es war nur noch ein schummriges Nichts, wie die Luft über einem Feuer, die leicht waberte.
Plötzlich hörte ich Fergus, wie er nach seiner Frau schrie, bevor er ins Zimmer kam ... und einen Bären sah, der immer noch nicht bei Sinnen war. Mich schien er gar nicht bemerkt zu haben. Sofort holte er sein Schwert, während Merit versuchte, ihn aufzuhalten.
Fergus wurde von Elinor in eine Wand geschmissen und am Ende kratzte Elinor sogar einmal ihren Sohn, bevor das Weiß um ihre Iris zurückkehrte. Anscheinend war sie wieder sie selbst, denn sie schritt sofort zurück und sah ihre Hände an, nachdem sie die Wunde gesehen hatte. "Ist schon gut, Mutter. Das ist gar nichts. Es ist nur ein kleiner Kratzer." Schnell stand ich wieder auf, als Elinor aus dem Zimmer trat. Kurz war ich wackelig, dann war alles wieder beim Alten. Hoffentlich war das das letzte Mal.
Gerade als draußen einer der Lord laut "Bär!" rief, stand Fergus wieder auf. Er schien erleichtert, als er seinen Sohn unverletzt sah. "Den Sternen sei Dank. Fast hätte er dich erwischt. Bist du verletzt?" "Du verstehst das nicht. Das ist deine Frau! Elinor!"
"Du redest Unsinn." "Es stimmt, eure Hoheit." Merit sah mich schnell einmal von unten bis oben an, um sicherzugehen, dass es mir gut ging, bevor er sich zu seinem Vater drehte. "Da war eine Hexe und die gab mir einen Zauber. Es ist nicht Mor'du." "Mor'du oder nicht. Ich werde deine Mutter rächen. Und ich riskiere es nicht, dich auch noch zu verlieren." Damit verließ er den Raum und schloss die Tür ab.
Während Merit protestierte und mit allem, was er im Zimmer fand, gegen die Tür haute, suchte ich in der Kiste, die Elinor vorhin aufmachen wollte, nach Nadel und Faden. Mit einem letzten jämmerlichen Faustschlag gegen die Tür gab Merit auf und seufzte.
"Merit." Er sah über die Schulter zu mir. "Ruf nach Maudie. Du bist der Prinz. Sie muss kommen. Sie hat bestimmt auch einen Schlüssel." Ein Funken der Hoffnung glitzerte in seinen Augen, bevor er mehrmals laut nach Maudie rief und kurz danach leise fluchte. Ich fragte schnell, was los ist, da durch das kleine Fenster in der Tür nur einer sehen konnte, doch Merit sagte nur nach draußen, dass jemand sich den Schlüssel holen sollte, bevor ich Maudie schreien hörte.
"Gut, Schlüssel wird erledigt und meine Brüder sind auch Bären." "Ich hätte den Kuchen auch wegräumen können, nachdem ich ihn für ungenießbar gehalten hatte. Und warum bin ich kein Bär, sondern löse mich auf?" "Ich habe keinen Schimmer, aber ich hätte diesen bescheuerten Zauber gar nicht annehmen sollen. Das ist alles meine Schuld", antwortete er trübe. "Du konntest es nicht wissen und die Vergangenheit kannst du auch nicht ändern, aber wir können diesen Zauber brechen und das ist gerade das Wichtigste. Ich habe Nadel und Faden. Jetzt muss nur noch der Teppich von der Wand." Entschlossen nickte er, bevor er sich mit seiner ganzen Kraft gegen die Metallhalterung stemmte, die den Teppich hielt. Ich hatte nicht daran gezweifelt, dass er es schaffen würde.
"Soll ich? Willst du?" Fragte ich schnell, während ich mich schon vor den auf dem Boden liegenden Teppich setzte. "Du bist schneller." "Dachte ich mir", murmelte ich, während ich den ersten Stich setzte.
Keine Minute später hatten die Bärenbrüder den Schlüssel geholt und wir rannten samt Teppich nach draußen. Erst als wir auf Angus saßen, konnte ich weiter nähen. Grob und schnell. Gleich war Sonnenaufgang. Die Drillinge saßen auch mit auf dem Pferd, was die Bedingungen nicht gerade einfacher machte. Noch dazu regnete es.
Den Irrlichtern folgend kamen wir recht schnell wieder am Steinkreis an. Gerade als ich fertig wurde.
Wir kamen gerade noch rechtzeitig, als Fergus seine eigene Frau töten wollte. Schnell schoss Merit ihm das Schwert aus der Hand, das er allerdings genauso schnell wieder aufhob. Merit griff ein Schwert von einem der Lords – ich hatte nicht erkannt, wem – und stellte sich seinem Vater in den Weg. "Ich lasse es nicht zu, dass du meine Mutter tötest." Die Drillinge setzten sich sofort auf ihren am Boden liegenden Vater. "Jungs", ermahnte Merit schnell, was Fergus verdattert wiederholte, nachdem die drei von ihm heruntergegangen sind.
Plötzlich riss ein lautes Brüllen durch die Massen, und es war nicht Elinor.
"Mor'du!"
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Verändertes Schicksal (m.Merida - Merida)
FanfictionNach dem tödlichen Angriff von Mor'du auf Annes Eltern lief sie ziellos durch den Wald, um dem Bären zu entkommen, der ihr noch ihr ganzes Leben lang Angst einjagen würde. Doch ihrer Angst musste sie sich gezwungenermaßen stellen, als Merit, der Pri...