Mor'du war schnell durch die Decke gebrochen. Sein Gesicht war schlimmer vernarbt und er schien auf einem Auge blind. Das war die einzige Veränderung, die mir in dem Moment auffiel. Meine Panik lähmte mich glücklicherweise nicht, weshalb ich schnell mit Merit wegrannte, bevor Elinor einen Teil der noch stehenden Steinwand auf Mor'du fallen ließ. Ohne groß nachzudenken, schwang mich Merit auf Elinors Rücken, bevor er selbst aufsprang und wir davon sprinteten.
Doch als sich der Nebel lichtete, waren wir noch lange nicht den ganzen Weg zurückgelaufen, allerdings kamen wir trotzdem an dem altbekannten Steinkreis an, wo wir am Anfang unserer Reise waren. Mor'du schien uns jedoch nicht mehr zu folgen.
Merit sprang von dem Rücken seiner Mutter ab und half mir herunter. "Wir müssen ganz schnell zurück nach Hause. Wenn wir uns nicht beeilen, wirst du wie Mor'du. Ein echter Bär. Für immer. Und du ..." Er sah zu mir und stockte. "Und du verschwindest." Er sah fertig mit den Nerven aus. Verständlicherweise. Ich war wahrscheinlich nur nicht so panisch, weil mein Gehirn noch blank zog nach der Begegnung mit Mor'du. Anders als bei Elinor sah ich komischerweise keine Rückblicke, sondern ich dachte an gar nichts. Außer, dass Merit heil herauskommt. Daran habe ich gedacht.
"Knüpfe neu das Band. Stolz nur Kummer bringt. Der Teil des Rätsels ist der Wandteppich. Ich muss ihn nur flicken." "Und der andere Teil? Das mit den Geheimnissen?" Wieder seufzte er. "Das müssen wir noch herausfinden"
Sein Blick landete auf seinen Füßen, weshalb ich zu ihm trat und seine Hände in meine nahm. Das ließ ihn wieder zu mir aufblicken. "Eins nach dem anderen. Wir finden den Teppich. Wir nähen ihn wieder zusammen und vielleicht hat das schon alles aufgelöst und der Geheimnisse-Teil soll uns nur verwirren. Gehen wir erstmal ins Schloss." Sein Lächeln kehrte wieder zurück, wenn auch nur ganz leicht. "Du hast bestimmt recht." Ich drückte noch einmal seine Hände, bevor wir uns auf den Weg zur Burg machten.
Wenn ich nicht recht habe, wird Elinor ein echter Bär in wenigen Stunden und ich ... löse mich vielleicht in Luft auf.
Ich fühlte mich, als wären wir Eindringlinge im eigenen Schloss, so wie wir im Busch hockten und die Wachen beobachteten. Und die Burg war gut bewacht. Dafür hatte das Königspaar gesorgt. Zu unserem Nachteil in diesem Moment.
Elinor wollte gerade einen Rückzieher machen, als Merit sie stoppte. "Hast du eine bessere Idee?" Sie seufzte, bevor sie die Augen aufriss und eine Handbewegung machte, die andeutete, dass wir ihr folgen sollten. Merit und ich tauschten kurz fragende Blicke aus, bevor wir ihr folgten.
Sie führte uns unter die Brücke, wo der Fluss gerade sehr niedrig stand. Genau darunter war eine mit Gitter verschlossene Tür, die Elinor ganz einfach entfernte. "So gehts auch", murmelte Merit leise, was mich lachen ließ. Sein verliebtes Lächeln hatte ich leider verpasst, da ich nach Elinor gleich in den Tunnel ging.
Das Ende des Tunnels führte uns zu einem Brunnen. Es war ein Wunder, dass wir Elinor hochbekommen haben und nicht erwischt wurden.
Vorsichtig schlichen wir uns zum großen Tor, was in den Thronsaal führte. Selbst durch die geschlossene Tür konnte man das Gebrüll der Clans hören, welches Kampfgebrüll sehr nah kam. Als wir durch einen kleinen Schlitz hineinblickten, wurde das auch bestätigt. Die vier Clans hatten sich mit Tischen und Stühlen Barrieren an den Rändern des Raumes gebaut und hielten ihre Waffen in die Höhe. Pfeile folgen durch den Raum.
"Schluss mit dem Gerede! Schluss mit den Traditionen! Wir werden das jetzt klären!", rief Lord Macguffin und zeigte sein Schwert in die Runde. Oh, nein. Das ist alles wegen der Verlobung. Die hatte ich bei dem ganzen Zauber komplett vergessen. "Ihr seit der König. Ihr entscheidet, welche unserer Töchter euer Sohn heiraten wird", meinte Lord Macintosh.
"Keiner eurer Töchter wird meinen Sohn heiraten!" "Dann ist unser Bündnis beendet! Das bedeutet Krieg!", rief Lord Dingwall. Sofort brach das Chaos im Thronsaal aus und wir schlossen das Tor wieder geräuschlos.
Merit drehte sich um, seufzte und steckte überfordert seine Hände in die Haare. "Die bringen sich noch um. Du musst sie aufhalten, bevor er zu spät ist", meinte er und sah zu seiner Mutter, die nur an sich herab deutete. Sie war immer noch ein Bär. "Ich weiß, aber wie sollen wir dich denn an denen vorbei und hoch zum Wandteppich bringen, wenn die da drin vor Wut gleich überkochen?"
Ich seufzte, als Elinor mit den Schultern zuckte. "Du musst sie ablenken. Du musst mit ihnen reden und dann geht Elinor ungesehen an allen vorbei. Zur Not muss sie eben eine Bärenstatue nachahmen, oder so." Elinor stellte sich in die Postion, in der die Statuen standen. "Das sieht doch realistisch aus", murmelte ich und drehte mich wieder zu Merit, der sich noch ein letztes Mal durch die Haare fuhr. "Warum hast du immer recht?"
Er seufzte, bevor er meine Hand nahm. "Aber du kommst mit." Ich versteifte mich. "Warte was?" "Du stehst neben mir und stupst mich an, falls ich Mist erzähle. Ich dreh' sonst durch." Er sah mich verzweifelt an, was mich nun wirklich nicht nein sagen ließ. Seufzend stimmte ich zu. "Aber wenn du meine Hand hältst, sieht das doof aus. Da sind immerhin die Bewerberinnen für deine Verlobung drin." Er griff meine Hand nur fester, sodass ich nicht loslassen konnte, während Elinor ein paar Schritte zur Seite ging und Merit die Tür mit der anderen Hand öffnete.
Auf das nichts schiefgeht.
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Verändertes Schicksal (m.Merida - Merida)
FanfictionNach dem tödlichen Angriff von Mor'du auf Annes Eltern lief sie ziellos durch den Wald, um dem Bären zu entkommen, der ihr noch ihr ganzes Leben lang Angst einjagen würde. Doch ihrer Angst musste sie sich gezwungenermaßen stellen, als Merit, der Pri...