Kapitel 3

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"Das ist doch jetzt nicht dein Ernst?", hörte ich ein aggressives flüstern an meinem Ohr. Ich verdrehte meine Augen und lief den anderen hinterher. "Machst du dir da echt ein Spaß draus? Zwei Menschen wurden ermordet, zwei Menschen, die noch ihr ganzes Leben vor sich hatten!",motzte er nun schon lauter. Ich wusste, dass Reid Morgan gehört hatte, deswegen drehte ich mich abrupt um und drückte ihn an die Hauswand um die Ecke. "So, jetzt hör mir mal zu, Mr. Ich-bin-der-Tollste-und-Beste. Ich mache mir bestimmt keinen Spaß aus einem Mord, mit diesen Worten versuche ich einfach nur meinen Mageninhalt in mir zu behalten, da wo er auch hingehört. Es ist schrecklich, was diesem Paar passiert ist und ich find's echt erschreckend, dass du denkst, ich würde mir einen Spaß daraus machen!" Während dem Reden hatte ich wie immer wild mit den Händen gestikuliert. "Was soll man von einer mit psychischen Problemen denken?", fragte er und starrte mir in die Augen. Und für einen einzigen Moment spürte ich, wie meine Mauer einzustürzen drohte.

Derek's Sicht

Was war das denn? Diese Veränderung in ihren Augen, natürlich war sie mir nicht entgangen. Ich hatte es übertrieben, das war wirklich unter der Gürtellinie. Und dann sah ich es. Ihre Augen veränderten sich von der gewohnten Kälte zu etwas komplett anderen. Sie war verletzt, aber gleichzeitig schien sie nicht mehr richtig vor mir zu stehen, als wäre sie mit ihrem Geist irgendwo anders. "Arizona, es.. es tut mir..", wollte ich anfangen, doch ich wurde unterbrochen. "Nein, nein. Vielleicht hast du Recht.", sagte sie einfach und starrte weiter hinter mich. Langsam wurde ich besorgt. "Arizona, hör mir zu, es tut.." Schon wieder, wie ich es hasse unterbrochen zu werden. "Ich.. werd zu den anderen gehen und das solltest du auch tun!" Mit diesem Satz drehte sie sich auf dem Absatz um und lief weg. Was hatte ich da nur gemacht? Hatte ich gerade wirklich diese Frau gebrochen, die ich doch eigentlich wirklich anziehend fand? Ich meine, ich mag sie, aber ich kann nicht anders, als mich hinter meiner Mauer zu verstecken, ich kann es nicht riskieren nochmal so verletzt zu werden!

JJ's Sicht

Eine Stunde nachdem wir die Leiche gefunden hatten, gingen wir alle in unsere Hotelzimmer. Naja, außer Arizona und ich. Wir hatten beschlossen uns eine Bar zu suchen und dort etwas zu trinken. Als ich in der Bar ankam, hatte Arizona schon ein paar Gläser getrunken, ich merkte es an ihrer Art, wie sie mit dem Barkeeper sprach, sie gestikulierte noch mehr, als sie es so schon tut. Ich beeilte mich zu ihr zu kommen und bekam noch das Ende ihres Satzes mit: "..hat er gesagt, dass ich psychische Probleme hab! Seh ich vielleicht krank aus?" Sie hatte ihre Augen zu kleinen Schlitzen gemacht,so als würden sie nicht richtig fokussieren. Ich beschloss den Barkeeper von seinem Leid zu erlösen und legte einen Arm um Arizona. "Arizona, ich glaube du hast genug für heute. Komm ich bring dich nach Hause!" Erstaunlicherweise stand sie sofort auf und lief auf mich gestützt neben mir her. "Was ist heute zwischen dir und Derek passiert,Arizona?" Wir standen schon vor Arizona's Zimmer und sie holte mit zittrigen Händen ihren Schlüssel raus. Ich nahm ihn ihr ab und schloss für sie auf. Langsam liefen wir rein und ich setzte sie auf ihrem Bett ab,doch sofort nach einer Sekunde sprang sie wieder auf und rannte ins Bad um ihren Mageninhalt loszuwerden. Schnell rannte ich ihr hinterher, um ihr die Haare zurück zuhalten. Erschöpft lies sie sich vor der Toilette gegen die Wand sinken und begann zu erzählen: "Er mag mich einfach nicht. Ich weiß nicht, was ich ihm getan hab. Von Anfang an hat er mich schikaniert und verletzt. Und heute, als ich das mit dem Ehemann gesagt hat, meinte er, dass ich es witzig finde, dass ich psychische Probleme hab. Ich hab doch keine psychische Probleme, nur weil meine Vergangenheit das Schlimmste war, was in meinem Leben passiert ist, oder doch?" Mittlerweile hatte ich mich neben sie gesetzt und auf ihre Hände gestarrt, die sie ganze Zeit herumdrückte. Ich gab mir wirklich die aller größte Mühe sie nicht zu profilen, aber es ging einfach nicht anders. "Hör auf damit, ich bin nur angetrunken und kann trotzdem merken,wenn du mich profilst!" Erschrocken zuckte ich zusammen und sah in ihre Augen. "Was ist in deiner Vergangenheit passiert?" Mist, die Frage sollte eigentlich in meinem Kopf bleiben.. Für einen kurzen Moment starrte sie mir in die Augen. Es war unangenehm, aber es sah aus, als würde sie mit sich selbst kämpfen. "Mein Ex-Mann war Arzt.", fing sie schließlich an, doch ihre Augen flogen unruhig durch den Raum. Sie hat Panik darüber zu reden, trotzdem tut sie es. Vielleicht aus Hoffnung, dass es besser wird. Vielleicht vertraut sie mir. "Erst war alles wirklich toll, wir waren verliebt. Er hat mich vergöttert, auf Händen getragen und mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Es war wie in einem Traum. Aber jeder Traum hat auch seine Schattenseiten, richtig?" Ein verletztes Lächeln huschte über ihre Lippen und ich betete, dass es nicht das war, was ich dachte. "Irgendwann fing er an mich zu isolieren. Ich sollte nicht mehr rausgehen, sollte keine Freundinnen mehr treffen. An einem Tag im Juli, ging ich heimlich raus, ich traf mich mit Dana, einer Arbeitskollegin von mir. Natürlich fand er es heraus, spürte mich auf und holte mich ab. Es war das erste Mal, dass er mich schlug. Ein Tag später wurde Dana vermisst. Drei Monate später fand man ihre Leiche. Sie wurde monatelang gefoltert und dann wie Müll in einem Müllcontainer abgelegt. Ich wusste sofort, dass er es war und er machte auch kein großes Geheimnis daraus. Er sagte es mir einfach so ins Gesicht, ohne Reue.. und mit diesem irren Funkeln in den Augen. Zwei Jahre wurde ich halb tot geprügelt. Vergewaltigt, weil ich nicht mehr mit ihm schlafen wollte, weil er mich nur noch anwiderte. Jeden Tag, immer dasselbe. Und irgendwann wollte ich von selbst nicht mehr raus. Freundschaften hielt ich über das Internet, doch dann kam meine Kindergartenfreundin Grace mich besuchen, zumindest nach Phoenix. Wir wollten in ein Café, ich weiß noch genau wie es hieß. Das Giant Café am Ende meiner Stadt. Natürlich durfte ich nicht, er hat mir gedroht dasselbe mit Grace zutun, was er damals Dana angetan hat. Hat mir all die Jahre verklickert, dass ich an all dem Schuld war.. und ich hab es geglaubt." Ihr liefen die ganze Zeit unbewusste Tränen die Wangen hinunter, sie wischte sie nicht weg, starrte nur weiter vor sich hin, als sie die Ärmel ihres Langarmshirts nach oben zog und mir ihren Arm zeigte. "Ich hab angefangen mich selbst zu verletzten. Ich hielt es nicht mehr aus. Wollte weg. Ich wollte sterben. Und es wurde alles noch schlimmer, an einem Familientreffen. Meine Schwester Primrose hatte ihn von Anfang an nicht gemocht, mich immer vor ihm nach meinen blauen Flecken gefragt. Meine kleine Schwester.. Selbst sie hat er mir genommen. Wäre ich einfach nur früher in ihr Zimmer gekommen, hätte ich sie schneller gefunden.. Sie hat eine ganze Packung Schlaftabletten geschluckt. Ich habe nie den Grund für ihren Selbstmord erfahren, da lag einfach nur ein Zettel auf ihrem Nachttisch auf dem stand: "Ich liebe dich, Arizona. Vergiss das nicht." Und ihre Fußkettchen. Ich trage es seit diesem Tag und ich kann es nicht ablegen. Er hat mich nicht mehr zu meiner Familie gelassen und deswegen konnte ich meiner Schwester nicht helfen. Ich hätte stärker sein müssen und einfach gehen sollen, als ich die Chance dazu hatte. Aber nach dem Tod meiner Schwester wurde es auch mit ihm schlimmer. Er hat mich nicht mehr nur geschlagen und vergewaltigt, er hatte Spaß daran, mir irgendwelche Adern aufzuschneiden und zuzusehen, wie ich langsam verblute. Er war Arzt, also hat er seine Schnitte immer rechtzeitig versorgt. Und schließlich hab ich es geschafft, ich verdanke einer fremden Frau mein Leben. Sie hat die Polizei gerufen, weil sie durch ein Fenster gesehen hat, was er mit mir gemacht hat. Er wurde verhaftet und ich war frei, aber diese Frau hab ich nie gesehen. Die Polizei sagte mir nur, dass es eine Frau war. Doch so richtig frei war ich noch lange nicht. Selbst jetzt verfolgt er mich noch in meinen Träumen, meinen Gedanken.. überall. Wegen ihm wollte ich Profilerin werden, damit ich solche kranken Menschen wie Justin hinter Gitter bringen kann und solchen Menschen wie mir helfen kann. Und das ist meine Vergangenheit." 

Nachdem sie mir alles erzählt hatte, versprach ich ihr noch niemandem ein Wort zusagen, doch sie hörte mir schon gar nicht mehr zu. Sie sagte mir wie in Trance Gute Nacht und legte sich in ihr Bett. Ihr Handy legte ich direkt neben sie und sagte ihr noch, dass sie mich anrufen soll, wenn sie ein Alptraum bekam. Kaum merklich nickte sie und ich schloss leise ihre Zimmertür hinter mir und machte mich auf den Weg zurück in die Bar. Auf diesen Schock brauchte ich jetzt wirklich ein Bier. Ich lief also in die Bar rein und sah an der Theke Derek sitzen. Unbemerkt setzte ich mich neben ihn und bestellte mir ein Bier. Erst als er meine Stimme hörte,drehte er sich um. "JJ, was machst du denn hier?", fragte er. Er sah müde aus. "Denkst du schon wieder an Lynn?" "Gegenfrage auf eine Frage, Jerau. Für heute kommst du damit durch, aber nur weil ich schon zu viel intus hab.", murmelte er und fügte dann noch hinzu: "Nein, ausnahmsweise mal nicht. Ich mache mir Sorgen um Arizona." 

The new Partner| Criminal Minds Derek Morgan FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt