Kapitel 9

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Es war ein schöner Kuss. Langsam und sanft. Doch nach ein paar Sekunden realisierte ich, was gerade passierte. Langsam löste ich mich von ihm, was ihn zu überraschen schien. Ich nahm ihm die Akten aus der Hand und ging ohne ein Wort zusagen zur Tür. Aber irgendwas ließ mich innehalten. Ein Gefühl in meinem Bauch, irgendwas sagte mir, dass es falsch wäre, allein nach Hause zugehen. Und ich glaube, ich konnte mir langsam eingestehen, dass Derek Morgan dabei war mir wirklich den Kopf zu verdrehen. Langsam drehte ich mich also wieder um und sah in die Augen von ihm.
Traurigkeit. Verzweiflung. Verwirrtheit. Das alles spiegelten nicht nur seine Augen, auch seine Miene wieder. Vielleicht war es der falsche Moment um zu erwähnen, dass ich ziemlich stolz auf mich und mein profilen war. Bevor ich es mir noch anders überlegen konnte, hielt ich seinem Blick stand, machte mit meiner linken Hand die Tür auf und lächelte ihn keck an. "Kommst du?" 
Und schon war ich aus der Tür. So wie ich ihn kannte, würde er erst kommen, sobald seine Augen von der Reise des Augenrollens wieder zurück sind. Und ich hatte Recht. Eine Minute später hörte ich schnelle Schritte hinter mir. Und vor mir blinkte ein Auto auf. "Ich fahr dich." Wieder ein Lächeln von mir. Ich hatte zwar keine Ahnung was das zwischen uns war, aber was auch immer es war, ich wollte nicht darüber nachdenken. Das hatte ich in den letzten Jahren genug getan. Justin ist nicht hier, es gibt kein Grund wieso ich über irgendetwas nachdenken müsste, geschweige denn mir Sorgen machen müsste. Verlass dich einfach auf das Gefühl, dass es richtig ist. 

"Wofür hast du dir die Akten überhaupt mitgenommen, wenn wir sie uns doch gar nicht angeschaut haben?", fragte mich Derek gerade mit einem Blick auf die Akten, die vor uns auf dem Wohnzimmertisch lagen. Eng aneinander gekuschelt, lagen wir auf dem Sofa und schaute irgendeine Realitysendung. Und nein, wir hatten keinen Sex. Wir konnten uns nur einfach nicht konzentrieren, das ist alles. Wir redeten noch etwas, bevor er auf ein heikles Thema ansprach. Eher gesagt auf eine Person, an die ich an diesem Abend für die längste Zeit in meinem Leben nicht gedacht hatte. Justin. "Du kannst mir nicht sagen, dass du ewig Single warst!", lachte er gerade, aber er schien an meinem Blick gemerkt zuhaben, dass er ein falsches Thema angeschnitten hatte. "Ist.. ist alles okay?", fragte er plötzlich ganz besorgt. Ich wickelte mich aus der Decke unter der wir zusammen lagen und befreite mich aus seinen Armen, die mir plötzlich die Luft zum Atmen nahmen. Wasser. Ich musste was trinken. Schnell machte ich mich auf den Weg in die Küche, wo ich ein ganzes Glas Wasser leer trank. "Was hat er gemacht?", hörte ich ihn von der Küchentür fragen. Bittend starrte ich ihm einfach nur in die Augen. Doch er ließ nicht locker. "Nichts. Er hat nichts gemacht! Es hat einfach nicht gepasst.", brachte ich schließlich lächelnd hervor. "Arizona, du weißt,dass du.." "Das tue ich doch gerade. Ich sage dir, dass es einfach nicht gepasst hat! Wir waren nichts! Das hätten wir nie werden können. Er war Perfektionist, du weißt wie tollpatschig ich bin. Das war ein Grund." Ich musste mich wirklich stoppen. Diese Augen. Diese schokoladenbraunen Augen machten es einfach schier unmöglich nicht die komplette Wahrheit zusagen. Was war nur mit mir los? Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich mich vollkommen verspannt hatte und meine Arme vor mir verschränkt waren. Mit drei Schritten war Derek bei mir, löste meine Arme und schlang seine um mich. Es war so beruhigend von jemand anderem umarmt zu werden, ohne dass ich zu irgendwas gezwungen wurde oder sonstiges.. 
Ich schloss meine Augen. Was sind wir? Was ist das zwischen uns? Ist da überhaupt etwas? Und gibt es überhaupt ein Uns? 
Vorsichtig löste ich mich von ihm. "Ich.. ich bin müde, ich sollte schlafen gehen!" Mit einem schnellen Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es spät in der Nacht war. "Du. Du kannst hier bleiben. Wenn du willst.", schlug ich ihm vor. "Danke, aber wenn du lieber allein sein willst, dann.." "Nein.", rutschte es mir etwas zu schnell heraus, was ihn zum Lächeln brachte. "Ich schlaf auf der Couch.", sagte er schließlich. Ich nickte nur. Wie gerne würde ich ihm anbieten bei mir im Bett zu schlafen, aber wie würde das rüber kommen? Total falsch. Aber wieso fühlte sich dann die Vorstellung so gut an? Ich nickte nochmal und ging in mein Schlafzimmer. Nicht ohne mich vorher nochmal zu ihm umzudrehen. "Schlaf gut, Derek." "Du auch, Crazy-Girl." Komischerweise musste ich lachen. Ich lachte, obwohl ich diesen Namen grässlich fand. Verdammt, ich brauchte so schnell wie möglich auch so einen bescheuerten Namen für ihn! 

"Ihr habt was?", schrie mir gerade Garcia ins Ohr, während Emily und JJ mich nur verschwörerisch angrinsten. "Penelope, danke." Verwirrt runzelte sie ihre Stirn. "Danke, dass du mein Trommelfell erfolgreich zum Platzen gebracht hast!" Jetzt mussten Emily und JJ wirklich lachen. "Ich denke, ich werde gerade eifersüchtig. Mein Schokotörtchen hätte mir doch gesagt, wenn er Gefühle für jemanden hat, oder?" Und da viel es mir wieder ein. Die Beziehung oder was auch immer das war, zu Garcia. Waren sie ein Paar? Hatte ich jetzt etwa irgendwas kaputt gemacht oder noch schlimmer... hatte er sie mit mir betrogen? Sofort fing Emily an zu lachen und etwas zu spät merkte ich, dass entweder mein Blick Bände sprechen musste oder aber, dass ich mal wieder laut gedacht hatte. "Oh Gott, nein! Ich hab meinen Kevin, Schätzchen! Das weißt du doch!" Jop.. ich hatte mal wieder laut gedacht. Und ich könnte schwören, dass mein Gesicht gerade Feuer fing. Aber natürlich durfte in all diesen guten Moment Justin nicht fehlen. Er ließ mich einfach nicht in Ruhe, ständig war er in meinem Kopf. Als ich wieder hoch sah, saß nur noch JJ gegenüber von mir. "An was denkst du? An Jus..", weiter ließ ich sie nicht sprechen. Blitzschnell sprang ich auf, als ich einen Jungen in knallgrüner Hose an uns vorbei laufen sah und verzichtete darauf ihr zu antworten. Stattdessen lief ich dem Jungen erstmal langsam hinterher. Er hatte ein gutes Tempo drauf und lief in Richtung Marktplatz. Dort stellte er sich in eine Ecke und holte sich aus einer Packung Zigaretten eine heraus. "Hey. Bist du nicht etwas zu jung zum Rauchen?", rief ich ihm zu, während ich auf ihn zulief. Spottend lachte er und zündete sie sich gemütlich an. Ich hatte ihn nur von der Seite gesehen, bis er sich zu mir herum drehte und ich erkannte, dass es kein kleiner Junge war. Dieser "Junge" war einfach nur kleinwüchsig. "Ich denke ich bin alt genug, Kleines." Ich hätte am liebsten die Augen verdreht. "Dimitri schickt mich. Wegen einem Armband." Er zog eine Augenbraue hoch und schaute mich von oben bis unten an. "Du willst also ein Armband haben, ja? Bist du denn sicher, dass du in unsern Club passt, hm?" "Club? Was für ein Club?", fragte ich verwirrt. Also ging es hier doch um mehr. Waren wir vielleicht nicht nur hinter ein oder zwei Menschen her, sondern hinter einer kompletten Bande? "Der Club der Menschen." Jetzt war ich diejenige, die eine Augenbraue hochzog. "Den Club der Menschen? Aha, und was genau ist das?" "Erst brauche ich deine Antwort! Denkst du, du bist tough genug. Denkst du, du bist stark genug? Schlau und clever genug, um uns beizutreten? Normalerweise schickt mir Dimitri niemanden, dem er nicht vertraut. Du musst ihn überzeugt haben." Langsam senkte sich meine Augenbraue und ich beschloss dieses Spiel einfach mitzuspielen. Je schneller er mir erklärte, was es mit diesem bescheuerten Armband auf sich hat, desto schneller können wir unseren zweiten Fall lösen, um den es momentan ziemlich still geworden war, zu still.
"Ja! Ich bin tough, stark, schlau und clever!", antwortete ich selbstbewusst. Nickend lachte er. "So so, und das willst du wie beweisen, Kleines?" "Erstens wirst du jetzt sofort aufhören mich Kleines zu nennen, wenn jemand klein ist, dann bin das nicht ich." Sein Lachen verstummte, sein Blick wurde ernst. Nach unerträglichen Minuten des gegenseitigen Anstarrens zogen sich seine Mundwinkel langsam nach oben. "Stark, kleines. Aber was versuchst du damit zu bezwecken?" "Ich sagte, dass nicht ich hier die Kleine bin. Ich könnte dir auf den Kopf spucken, wenn ich es wöllte." Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. "Und das tust du nicht, weil?" "Weil ich schlau genug bin, es mir nicht direkt am Anfang zu verkacken." Er schien zu verstehen. Man muss nicht durch irgendwelches Wissen oder sonstiges schlau und clever sein. Man muss auch nicht so aussehen. Manchmal reichten einfach nur ein paar Worte. "Der Club der Menschen vertickt Kinder, die keine bekommen können." Und schneller als ich bis zwei zählen konnte, hatte ich ein Armband um mein Handgelenk. Und was ich erst viel zu spät sah: Das Armband hat ein Schloss. Wo der Schlüssel ist? Keine Ahnung, aber ich wette, der Knirps hat sie. Und auf was ich noch wetten konnte.. Ich steckte bis zum Hals in der Scheiße. 

The new Partner| Criminal Minds Derek Morgan FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt