Kapitel 4

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Derek's Sicht

"Was? Bereut der gnädige Herr etwa was?", fragte sie mich mit ihrer neckenden Art, während sie dem Barkeeper mit einem Handzeichen zu verstehen gab, dass sie auch ein Bier wolle. "Du hast sie selbst vor ein paar Minuten gesehen, morgen müssen wir weiter an dem Fall arbeiten, das kann sie nicht, wenn sie sich einen Tag vorher voll laufen lässt." Ich nahm einen großen Schluck von meinem vierten Bier und stellte es langsam wieder vor mir ab. "Du hast sie beschattet?", fragte JJ mich verwirrt. "Nein, natürlich nicht! Ich wollte einfach nur ein Bier trinken und hab sie dann gesehen und viel mehr gehört." "Was hat sie gesagt?" "Naja.. Sie hat dem Barkeeper von unserer Unterhaltung erzählt.. Aber seine Reaktion darauf hast du ja selbst gesehen.", murmelte ich leiser, als er ihr das Bier brachte. Lange Zeit sagte JJ gar nichts, doch dann ganz plötzlich, als hätte sie gründlich darüber nach gedacht, ob sie es fragen sollte, oder nicht, platzte sie mit ihrer Frage heraus: "Wieso kannst du Arizona nicht leiden? Du kennst sie kaum. Ja, du redest sogar nicht mal mit ihr, außer wenn ihr euch gegenseitig runterzieht, wieso?" Nachdenklich presste ich meine Lippen aufeinander. 'Ich weiß es ja selbst nicht, sie hat einfach diese komische Art, die mir manchmal einfach gegen den Strich geht. Aber dann ist sie wieder so anders.. anders als alle anderen. Vielleicht ist es ihre Art, wie sie sich selbst beruhigt, indem sie wichtige Sachen ins Lächerliche zieht, so wie heute. Aber vielleicht ist es auch dieses verdammte süße Getue, was ihr so viele Pluspunkte bei anderen beschert, selbst bei Befragungen oder sämtlichen Ermittlungen. Sie hat alle von Anfang an um den Finger gewickelt mit ihrer Art und ihrem breiten Lächeln, nur mich nicht und jetzt versucht sie auch mich zu kriegen, indem sie ihre Krallen ausfährt.' Lange Zeit hatte ich auf einen Fleck vor mir gestarrt, der sich als die Theke herausstellte. Lange Zeit hatte niemand etwas gesagt und lange Zeit dachte ich, dass JJ aufgestanden und gegangen war, doch dann spürte ich ihre Blicke. Aus meinen Augenwinkeln konnte ich ihr Grinsen sehen und dieses Grinsen beunruhigte mich. Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.. Ich hatte laut gedacht. Klatschend flog meine Hand gegen meine Stirn und beides landete auf der Theke. Wieso hatte ich nicht gleich daran gedacht? Sowas passierte mir immer, wenn ich etwas getrunken hatte. JJ musste wohl gemerkt haben, dass ich etwas durcheinander war, denn sie legte mir ihren Arm um  die Schultern und fragte mit ihrer ruhigen Stimme: "Willst du meine Meinung dazu hören?" "Nein, aber du wirst sie mir sowieso sagen, stimmt's?", brummte ich Richtung Boden, denn mein Kopf war immer noch abgestützt. JJ fing an ihre Theorie zu erklären und ich konnte genau heraus hören, dass sie dabei grinste. "Ich glaube, dass du seit Arizona in unserem Team ist, anfängst Lynn zu vergessen. Du bist nicht mehr so oft nachdenklich und wenn es in irgendwelchen Fällen um Paare geht, hast du nicht mehr ganz so schlechte Laune. Derek Morgan, ich glaube, dass du endlich wieder bereit bist, glücklich zu werden. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du es auch wirst, weil du dir dein Happy End mehr als verdient hast, nachdem was Lynn dir angetan hat! Ich verstehe zwar noch nicht ganz, was Arizona mit alldem zutun hat, aber ich glaube, dass du  bei ihr einfach nur deine Laune auslässt, oder du siehst sie als Eindringling in unsere kleine Familie, aber wieso lernst du sie nicht erstmal kennen? Dann wirst auch du, kleiner Dickkopf, merken, dass sie perfekt zu uns passt. Und das Penelope sie auch mag, sollte dir doch ein Beweis sein, dass sie kein schlechter Mensch ist." Während ich JJ zugehört hatte, trank ich mein Bier in einem Zug leer. "Vielleicht mag ich sie auch einfach nicht, hast du schon mal daran gedacht?", fragte ich sie provokant. Dieses Thema ging mir ziemlich auf die Nerven. Ich schnappte mir meine Jacke und stand auf, gefolgt von JJ. Wann hatte sie bitte ihr Bier leer getrunken? Sie hatte doch die ganze Zeit geredet?! "Aber du kennst sie doch gar nicht!", rief sie hinter mir und verdrehte die Augen. "Ich kenne sie gut genug, um sagen zu können, dass sie mich nervt." Genervt öffnete ich die Tür und lief schnellen Schrittes raus. Wenn ich wöllte, könnte ich JJ locker abhängen, aber ich war nie der Typ gewesen, der vor einem Gespräch davon lief. Obwohl ich es diesmal gerne tun würde, denn es schien sich ziemlich lang hinzuziehen. Mit verschränkten Armen stellte sich JJ mir in den Weg und hinderte mich so am weitergehen. "Nenn mir nur eine einzige Sache, die du über sie weißt und nervig findest." "Ihre Art.", pampte ich sie an und lief an ihr vorbei. "Tz, das ist doch kein Grund.." "Und ob das ein Grund ist! Ihre Art nervt mich einfach, weil sie genau so wie..", ich konnte mich gerade noch rechtzeitig bremsen, bevor ich mich verraten hätte, doch JJ schien zu verstehen. Wieso konnte sie nicht einmal wirklich blond und auf den Kopf gefallen sein? Sie war schon immer die Beste im kombinieren. Langsam begriff sie. "Du lässt deine Launen an Arizona aus, weil sie für dich genau wie Lynn ist?", fragte sie fassungslos. Ich schaute einfach weg und vermied es, ihr in die Augen zu sehen. "Deswegen machst du es ihr noch schwerer, als sie es sowieso schon hat? Du machst sie für etwas verantwortlich, was sie nicht getan hat, ja was sie sogar noch nicht einmal weiß? Wie kommst du überhaupt darauf?", rief sie verärgert. "Es macht doch keinen Sinn dir irgendwas zu erklären! Du siehst immer nur das, was du sehen willst! Was du für richtig hälst! Du bist nicht in meinem Kopf, du weißt nicht, was ich denke oder fühle und das wirst du mit profilen auch nicht raus finden, verstanden? Keiner." Doch da sollte ich mir nicht so sicher sein..
Wütend lief ich weg und verstand Richtung Park.

Unbeteiligte Sicht

Die Nacht war klar. Man konnte alle Sterne sehen. Der Wind brachte etwas kühle Luft in die warme Sommernacht. Zwei Menschen liefen einsam durch die Nacht. Beide etwas angetrunken, beide waren schlaflos. Eine junge Frau und ein junger Mann. Beide auf irgendeine Art gleich. Beide wurden verletzt. Die eine mehr, der andere weniger. Beide haben den Glauben verloren,aber an was? Freundschaft? Liebe? Glück? Vielleicht ja auch alles drei? Wenn ein Mensch einmal verletzt wird, braucht es seine Zeit, bis man wieder heilt. Die junge Frau lag auf einer Wiese, wo genau diese war, wusste sie nicht mehr. Ihr Blick war nach oben gerichtet. In die vielen Millionen Sterne. Was gedachte sie dort oben zu sehen? Sternenbilder? Sternschnuppen, die ihr einen Wunsch erfüllen würden? Aber was würden die schon bringen? Wünsche gehen nicht in Erfüllung, egal wie sehr man an sie glaubt. Es wird immer etwas kommen, dass sie zerstört oder nicht mehr ganz so wichtig erscheinen lässt. Alles hat seine Schattenseiten und diese Schattenseiten können Glück zerstören. Trotzdem hielt sie ihren Blick nach oben. Doch warum schaute sie nicht nach unten, nach unten, wo sich die Realität abspielte. Und warum merkte sie denn nicht, dass sie beobachtet wird? Wieso merkt sie nicht, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hat? Und da, eine Sternschnuppe, eine einzige, auf die sie gewartet hat. "Ich wünsche mir, dass ich ein glückliches langes Leben führen werde." "Tja, meine Liebe Arizona, Wünsche werden eben nicht immer wahr.", brummte eine tiefe Stimme hinter der jungen Frau. "Wer ist...", fing die Frau an, doch sie wurde von einem gewaltigen Schmerz unterbrochen. Ein Schmerz, der sie so laut aufschreien lies, dass man meinen könnte, die Tiere in ihren versteckten Heimen, würden mit ihr schreien. Und diese Schreie, zogen sich Stunden lang durch die ganze Nacht. Doch niemand hörte sie, niemand sah sie und niemand half ihr. Niemand...

Wünsche gehen nun mal nicht in Erfüllung. 

The new Partner| Criminal Minds Derek Morgan FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt