Nenn mich nie wieder Doc!

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Taylor sitzt allein auf der Terrasse. Susan hat sie gerade angerufen, um ihre Verabredung zum Mittagessen abzusagen. Sie wurde auf der Arbeit aufgehalten. Taylor ist darüber nicht gerade erfreut. Sie mag es überhaupt nicht allein in einem Restaurant zu sitzen. Sie kommt sich immer ein bisschen dumm und erbärmlich dabei vor. Außerdem fürchtet sie sich immer davor von irgendwelchen aufdringlichen Typen angesprochen zu werden. Nichts ärgerte Taylor mehr, als sich dumme Anmachsprüche anhören zu müssen, wenn sie in Ruhe essen will.

Nachdem die Kellnerin ihren Salat gebracht hat, vertieft sie sich in eine Zeitschrift. Sie hat es sich zur Gewohnheit gemacht, immer wenn sie alleine essen muss, zu lesen oder etwas zu bearbeiten. Das verringert das Risiko, belästigt zu werden und selbst wenn ist es einfacher die Annäherungsversuche zu ignorieren.

Taylor fühlt sich schon seit ein paar Tagen äußerst unwohl. Sie hat ständig das Gefühl, dass jemand sie beobachtet. Aber jedes Mal wenn sie sich ihre Umgebung genauer ansieht, vermag sie nichts Ungewöhnliches feststellen. All ihre Freunde und Kollegen, denen sie von ihrem Verdacht erzählt, halten sie nur für überempfindlich und zu ängstlich. Aber sie ist sich absolut sicher, dass da jemand ist. Selbst jetzt, während dem Essen  spürt sie fremde Augen auf sich gerichtet. Sie schaut sich immer wieder um, kann aber niemanden Verdächtiges entdecken. Schließlich konzentriert sie sich wieder auf ihren Artikel.

Sie bemerkt Schritte, die sich ihrem Tisch nähern, beschließt aber sie zu ignorieren. Da hört sie plötzlich ein unsicheres Räuspern, aber sie zeigt keine weitere Reaktion und dann vernimmt sie eine Männerstimme, die sie anspricht. Diese Stimme geht ihr durch den ganzen Körper. Sie hätte sie unter Milliarden von Männerstimmen wiedererkannt. Taylor hat das Gefühl einen Schlaganfall zu bekommen. Sie erstarrt förmlich, immer noch in der Hoffnung, dass es vielleicht nur eine Halluzination war. Langsam hebt sie den Kopf und stellt fest, dass sie sich nicht geirrt hat. Da steht Ridge, leibhaftig in seiner vollen Größe vor ihr.

Zuerst ist sie zu keiner Bewegung fähig, sie starrt ihn nur an und blinzelt mit den Augen, als ob er nur eine Fata Morgana ist, die irgendwann wieder verschwindet. Aber egal wie oft sie ihre Augen schließt und wieder öffnet, er steht weiterhin einfach nur da. Ein wenig unsicher, aber mit seinem üblichen Grinsen im Gesicht. Taylor lässt vor Schreck ihre Gabel fallen und verschluckt sich an einem Stück Tomate. Sie erleidet einen furchtbaren Hustenanfall, der erst nach einigen Schlucken Wasser weggeht.

In diesem Moment spricht Ridge sie nochmal an.
"Geht es dir gut? Ich wollte dich nicht erschrecken."
Taylor muss mehrmals ansetzen, bevor sie überhaupt nur ein einziges Wort herausbekommt.
"Ridge... was machst du hier?... Wie kommst du hierher?... Woher weißt du, wo ich wohne?"
Millionen von Gedanken und Fragen schießen ihr durch den Kopf. Mit einem Mal hat sie einen schrecklichen Verdacht.
"Haben Thomas und Steffy dir etwa gesagt wo ich..."
"Nein, nein!" unterbricht Ridge sie sofort. "Die Kids haben nichts damit zu tun, ich bin geschäftlich hier in San Francisco, ganz zufällig."
Taylor blickt ihn skeptisch an, sie glaubt ihm kein Wort. Ridge spürt ihr Misstrauen.
"Es stimmt. Ich werde für ein paar Monate hier in der Stadt sein und eine Boutique für Forrester Creation eröffnen. Das ist der einzige Grund warum ich hier bin."
Taylor hat immer noch ihre Zweifel.

"Du willst mir ernsthaft weis machen, dass du zufällig in der gleichen Stadt gelandet bist und zufällig in die gleiche Pizzeria gekommen bist wie ich?!"
Ihre Skepsis ist mit jedem Wort heraus zu hören. Ridge zögert mit seiner Antwort, weil das nun auch nicht ganz der Wahrheit entspricht. Taylor interpretiert sein Zögern richtig. Mit einem Mal wusste sie, wer ihr in den letzten Tagen gefolgt ist.
"Du warst es! Du hast mir nachspioniert! Du hast mir regelrecht aufgelauert!"
Taylor wird mit einem Mal furchtbar wütend. Ridge bemüht sich zu rechtfertigen.
"Nein..ok ja....aber ich wollte dich nicht verärgern oder aufscheuchen. Ich wollte nur eine Gelegenheit abwarten, um mit dir zu reden."
"Ich wüsste nicht worüber wir zu reden haben."
erwidert Taylor in rauem Ton. Ridge ist von ihrem aggressiven Tonfall überrascht; eine so heftige Gegenreaktion hat er nicht erwartet. Er legt seine Hand auf ihre und versucht sie mit seinem üblichen charmanten Lächeln zu besänftigen.

"Komm schon Doc, sei nicht so."
Doch mit diesem Verhalten stachelt er Taylors Wut erst richtig an. Sie springt wütend auf und explodiert förmlich.
"Nenn mich nicht Doc! Nenn mich nie wieder so! Ich bin nicht mehr dein Doc! Ein für alle Mal Ridge! Ich habe ein neues Leben begonnen. Ich habe mich endlich von deinen Fesseln und dem Rest der Familie befreit. Die Tage an denen du mich nur mit deinem College-Boy-Lächeln ansehen musstest und ich in deinen Armen dahinschmolz, sind vorbei! Für immer!"
Ridge ist nun völlig irritiert. So abweisend und kalt hat er sie noch nie erlebt. Ihre Ablehnung erschüttert ihn, aber er ist nicht bereit so schnell aufzugeben.
"Hey hör mir bitte zu. Es war wirklich nicht meine Absicht dich zu überrumpeln und vielleicht war es ein bisschen ungeschickt von mir dich einfach so abzufangen und anzusprechen, aber ich wusste einfach keinen anderen Weg. Ich denke jetzt wo wir beide in der gleichen Stadt leben, ist es endlich an der Zeit, dass wir endlich mal wieder miteinander reden."

Taylor sieht das allerdings ganz anders.
"Damit du es weißt Ridge Forrester! Ich werde dir jetzt sagen, wie ich die Situation sehe. San Francisco ist eine große Stadt, groß genug für uns beide. Ich glaube nicht, dass es ein Problem sein sollte sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen. Ich führe mein Leben und du deins und damit Ende der Diskussion!"
Taylor schnappt sich ihre Handtasche und ihre Zeitschrift und knallt ein paar Scheine auf den Tisch.
"Wenn du willst, kannst du den Rest von meinem Salat haben. Mir ist der Appetit vergangen!"

Mit diesen Worten stürmt sie wütend davon. Ridge schaut ihr verwirrt hinterher. So hat er sich ihre erste Begegnung nicht vorgestellt. Ihm wird klar, dass eine Versöhnung mit ihr schwieriger wird, als er gedacht hat. Aber ein Ridge Forrester gibt nicht so schnell auf.

Taylor ist auf dem Weg nach Hause. Die kurze Begegnung mit Ridge hat sie so durcheinander gebracht, sie sieht sich nicht in der Lage in diesem Zustand zu arbeiten. Sie meldet sich bei ihren Kollegen krank und will nur noch nach Hause. Dort angekommen, lässt sie sich auf ihre Couch fallen und versucht sich zu beruhigen. Ihre Gefühle fahren immer noch Achterbahn. Monatelang hat sie es geschafft, Ridge und das ganze Drama, das sie zusammen erlebt haben, aus ihrem alltäglichen Bewusstsein zu verdrängen. Sie hat sich in ihr neues Leben gestürzt und gedacht, sie hätte alles hinter sich gelassen. Und jetzt war alles wieder da. All die Erinnerungen und alten Gefühle kriechen in ihr hoch. Sie versucht nun doch sich mit Arbeit abzulenken, aber sie schafft es nicht sich zu konzentrieren.

Deshalb entscheidet sie, den Fernseher einzuschalten. Sie stößt auf eine Wiederholung von 'The Bold and the Beautiful' vermag aber nur ein paar Minuten lang zuzusehen. Der Schauspieler in der Szene erinnert sie nur allzu gut an ihren Ex-Mann. Sie schaltet weiter bis sie auf eine Folge von 'Tom & Jerry' kommt. Das ist genau das, was sie jetzt braucht. Sie lacht über die lustigen Geschichten und hatte die Aufregung des Tages fast vergessen.

Am späten Abend fährt Ridge mit seinem Auto vor Taylors Wohnkomplex vor. In den Tagen, in denen er ihr gefolgt war, ist sie einmal direkt nach Hause gegangen. So hat er ihre Adresse rausgefunden. Er überlegt, ob er es wagen soll zu klingeln. Nach dem gescheiterten Versuch heute Mittag will er unbedingt einen weiteren Versuch unternehmen zu ihr durchzudringen. Aber er befürchtet, dass sie ihn wahrscheinlich  den Kopf abreißen wird, wenn er jetzt bei ihr auftaucht. Schließlich nimmt er all seinen Mut zusammen. Egal, ob sie ihn köpft oder nicht. Sie wird ihm zuhören müssen, ob sie will oder nicht.

Nach Dunkelheit kommt wieder LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt