Fünf

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Du fandest dich in der Sporthalle wieder. Einen Aufschlag nach dem anderen donnertest du gegen den Boden und kamst gar nicht erst zum Verschnaufen.

Itō beobachtete dich vom Türrahmen aus und schlenderte langsam auf dich zu.

„Dein Aufschlag wird immer besser", lobte er dich. Denn das stimmte auch. Er verstand zuerst nicht, weshalb du dich so auf links konzentriertest, obwohl du eindeutig Rechtshänderin warst. Und verdammt, er hatte deine Aufschlag mit rechts gesehen und vor Schreck fielen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf.

Er konnte kaum fassen, was für eine Kraft solch kleine Knirpse hatten, wir ihr beiden.

„Aber noch nicht gut genug", murrtest du und nahmst dir bereits den nächsten Ball zur Hand.

Ihr wart nun seit einem halben Jahr im Volleyballclub eurer Schule und es hatten sich sogar weitere Mitglieder eingeschrieben. Dennoch bliebt ihr ein gemischtes Team, was niemanden zu stören schien.

Dem Coach fiel jedoch auf, dass sich deine Spielweise in geraumer Zeit verändert hatte.

Dein Zuspiel war leise, dennoch für eine Grundschülerin ziemlich präzise. Vor allem wenn du Ushijima zuspielst, wart ihr beiden so extrem eingespielt, dass es beängstigend war.

Doch ihm blieb nicht unbemerkt, dass du oftmals nach dem Training länger bliebst. Oder vor dem Training bereits anfängst. Deine Aufschläge waren stark und fast schon aggressiv, er konnte kaum genug davon bekommen, es war faszinierend. Dennoch schlich sich etwas Sorge in sein Gemüt.

Es kam ihm beinahe so vor, als wolltest du vor etwas weglaufen und um dich deiner Problematik nicht zu stellen, verkriechst du dich stattdessen in der Sporthalle der Schule.

Seufzend setzt er sich auf die Trainerbank und klopft auf den freien Platz neben sich.

„Komm mal kurz her, Honda!"

Du sahst von dem Ball in deinen Händen, zum Trainer der immer noch neben sich klopfte. Seufzend ließt du den Mikasa fallen und schlendertest auf den Älteren zu.

„Bedrückt dich etwas?", fragte er vorsichtig und schnell schütteltest du den Kopf. Dass du dabei unbewusst an deiner Unterlippe knabbertest, blieb ihm nicht verborgen.

„Nein, alles gut Coach", meinst du leise und er konnte an deiner Körpersprache erkennen, dass du lügst.

Zögerlich tratst du in das Haus deiner Tante ein, welches seit mehreren Jahren dein Zuhause war.

„Bin wieder zurück..", murmelst du. Nicht, dass es irgendjemanden interessierte. Ein Willkommen zurück.. bekamst du schon lange nicht mehr.

Gerade als du leise in dein Zimmer schleichen wolltest, um die Konfrontation mit ihr zu vermeiden, hörtest du ihre aufgebrachte Stimme aus dem Arbeitszimmer trällern.

„Willst du mich verarschen?", solch vulgären Ausdrücke hörst du in letzter Zeit öfter, doch niemals erlaubst du dir dich einzumischen oder gar etwas dazu zu äußern. Wenigstens waren diese Worte nicht direkt an dich gerichtet.

„Sie ist nicht mein verdammtes Kind. Hast du deine scheiß Angelegenheiten in den letzten Jahren immer noch nicht klären können", murrte sie und du spürtest, wie sich deine Brust seltsam zusammenzog. Dieses Gespräch war nicht für deine Ohren gedacht, dennoch bewegten sich deine Beine nicht.

„Bei allem Respekt, Minato hat mich abserviert, nur weil ich nach deinem Balg schauen muss. Ich kann weder auf Dates, noch mein Leben genießen..", du wusstest mit wem sie sprach.

Einmal in der Woche telefonierst du mit ihm und auch wenn er nicht bei dir war, liebst du ihn abgöttisch. Dein Vater ist ein wundervoller Mensch, auch wenn er nicht bei dir ist, kannst du seine Liebe spüren..

Nachdem deine Mutter euch beide verlassen hatte, wurde er Zwangsversetzt. Bekam dafür jedoch mehr Lohn und wollte dir dadurch ein besseres Leben bescheren. Dass du nicht im Luxus leben wolltest und stattdessen ein liebendes Elternteil um dich herum haben wolltest, verstand er wohl nicht. Vielleicht ist er auch einfach davon ausgegangen, dass deine Tante einen guten Ersatz abgibt. Doch spätestens nach dieser Aussage, sollte ihm bewusst sein.. dass dies nicht der Fall war.

Tränen schossen dir geradewegs in die Augen und bevor du überhaupt dein Zimmer ansteuertest, verließt du erneut das Haus.

Kalter Regen prasselte auf dein Haupt, doch das war dir egal. Die heißen Tränen, die deine Wangen entlang liefen, verschwammen deine Sicht. Dennoch fandst du den Weg, wie von selbst. Denn den Sportplatz würdest du wohl auch mit verschlossenen Augen wiederfinden.

Dort angekommen, holst du deinen Volleyball aus der Tasche und schmisst sie hinterher zu Boden.

Deinen ganzen Frust ließt du an dem Ball aus. Immer und immer wieder.

Bis deine Kleidung völlig durchnässt war und es schien niemanden zu interessieren.

Wo du warst.. und wie es dir ging..

Es war bereits dunkel und einzelne Straßenlaternen beleuchteten den Ort.

Auf dem kalten Asphalt kniend, schlosst du deine Augen und ließt den eisig kalten Regen auf dein Gesicht plätschern.

Viele Menschen mögen den Regen nicht. Doch ich liebe ihn, mein Schatz. Vor allem, wenn es bereits dunkel ist und man einzig und allein das Plätschern des Nachtregens wahrnehmen kann, beruhigt sich mein Inneres.. wenn du dich irgendwann mal aufgewühlt fühlen solltest.. dann lausche einfach dem Nachtregen. Denn nach ihm habe ich dich benannt, Amaya!"

Promise - Ushijima x OC/ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt