{44} Auf der Parkbank {44}

37 6 0
                                    

Es tat weh. Mein Kopf, mein Herz, mein ganzer Körper. Es fühlt sich an als hätte mir jemand in mein Herz gestochen und das Messer stecken lassen. Mit beiden Händen drücke ich auf die schmerzende Stelle und hoffe es würde schnell zu Ende gehen. Jede noch so kleine Bewegung macht es noch schlimmer und lag irgendwann wie ein Baby auf dem Bett und zitterte bei jeder Atmung.

Ich konnte hören wie Shin das Haus verlässt und dabei ziemlich laut die Haustüre zu schlägt. Jetzt war es nicht nur schmerz der in meinem Körper pocht und wächst, sondern auch die Einsamkeit. Ich glaube ich habe meinen Bruder für immer verloren. Wäre ich doch nur nicht so ausgerastet...

Erst als ich mich langsam wieder bewegen konnte schaue ich auf die Uhr und bemerke erst jetzt, dass schon der nächste Tag war. Und dazu noch ziemlich spät. Ich hatte schule. Mühsam stand ich auf und ziehe wenigstens ansatzweiße frische Uniform an und mache mich auf den Weg zur Schule. Der nächste Bus kam gerade noch pünktlich, nur der Zug war voll und musste mich raus quetschen. Nur die Mühe in den Unterricht zu rennen mache ich mir nicht und kam auch etwas zu spät in den Unterricht. Dad schaut mich verwundert an und ich konnte erkennen wie müde er trotz seines Normalen Aussehens doch ist.

Nach einer Entschuldigung gehe ich zu meinem Platz und ignoriere die Blicke der anderen. Ich musste anscheinend auch ziemlich fertig aussehen. Auch konnte ich spüren wie Shin mich nicht ansieht. Normal hatte er immer ein Auge auf mich, doch jetzt war die Stimmung zwischen uns beiden ziemlich kritisch.

Still setze ich mich hin und bemerke erst jetzt, dass der Blondschopf vor mir wieder da ist. Er sieht schon von hinten ziemlich fertig aus. Ist jeder hier in der Klasse auf einer Party gewesen und jeder kommt mit einem Kater in die schule?

In der ganzen Stunde kam kein Wort über meine Lippen, auch keine Sprüche von Kacchan. Etwas eigenartig, aber ich seinen Blicken die er mir immer wieder zu warf, konnte ich Schuld und reue erkennen. Ich wollte nicht wirklich mit ihm reden, auch wenn es früher oder später passiert.

Endlich ertönt die erlösende Klocke und wollte schon durch die Tür gehen als ich Dad's Stimme höre. „Izuku. Du bleibst noch kurz hier". Ich seufze und setze mich in die erste reihe direkt am Pult und lege mich müde auf den Tisch und warte schon auf die Standpauke wegen des zu spät Kommens. „Wie geht's dir kleiner.", kam nur die Frage und schaue verwundert zu ihm hoch.

„Ich weiß von dem Streit zwischen euch beiden.", und nun sah ich wieder weg. Ich möchte nicht darüber reden und auch der schmerz kam wieder. Ich bin ja schon fast wie damals. Immer still und weinerlich. Und weinen würde ich nur zu gerne. „Tut mir leid wegen der Kaffeemaschine", kam nur raus und starre dabei auf die Kritzeleien auf den Tisch neben mir. „Darum geht es nicht. Shinsou meinte du willst dir nicht helfen lassen.", kommentiert er nur und schnaubte auf. Klar kommt das so rüber.

„Es geht nur darum, dass ich mir nicht helfen könnt. Ich habe den Angels Curse und kaum jemand hat Erfahrung damit. Ich werde euch alle überleben und noch viele weitere Generationen. Keiner kann mir beibringen wie ich mit diesem Fluch umgehen soll und Hawks hat sich auch nicht gemeldet. Schließlich soll er mir das Fliegen beibringen", ich habe wirklich keine Lust weiter zu reden und packe langsam meine Sachen. Und in den nächsten Unterricht werde ich auch nicht gehen. Heute kommt Dabi wieder und ich werde ihm auch ein paar Fragen stellen. Er hat dasselbe wie ich und wird mir sicher helfen können... besser als meine Familie.

Gerade wollte Dad noch was sagen aber ich knalle die Klassenzimmertür laut zu und hoffe es hat ihm das Zeichen gegeben mich in ruhe zu lassen.

Ich gehe langsam wieder zum Park nur lasse ich die ganze zeit meinen Blick auf den Boden. Ich hatte keine Lust. Auf gar nicht und würde am liebsten nur den ganzen Tag im Bett bleiben. Streit in der Familie zieht einen echt runter.

Seufzend lasse ich mich auf eine Parkbank fallen und streiche frustriert durch meine Haare. Warten musste ich nicht lange und Dabi kam schon angetanzt. Auch er bemerkt meine Laune sofort, aber statt zu fragen was los ist oder mich gleich über den nächsten Baum zu scheuchen, setzt er sich neben mich. „Ich weiß zwar nicht was los ist, aber möchtest du etwas über den Fluch wissen? Vielleicht lenkt dich das ab?"

Ich nicke. „Ich weiß wir können nicht sterben. Was ist dann die zweite Möglichkeit?", ich sehe ihn an. Ja es klingt ziemlich komisch, aber irgendwie möchte ich das wissen. Damit ich weiß, was irgendwann auf mich zu kommt. „So etwas wie ewiger Schlaf. Der Körper wird in einen zustand versetzt damit wir zwischen schlaf und Tod sind. Oder einsperren. Aber ich glaube das würde keiner Aushalten.", seine Theorien klingen ziemlich plausibel, aber ich habe trotzdem kein Bedürfnis, dass zu tun. Erst wenn es zeit ist. Und noch ist das nicht da.

„Gefühle? Wie ist es damit? Ich merke wie manche Dinge nicht mehr verständlich sind. Trauer, Freude und ähnliches spüre ich kaum."
„Sowas zu behalten ist etwas schwer. Bei mir war es so, dass ich sie zulassen musste. Genau wie das Gefühl etwas zu lieben war schwer zu finden. Auch nicht alles egal zu werden ist auch eine Sache. Es ist nicht einfach, generell alles ist nicht einfach mit dem Fluch, aber irgendwann hat man den dreh raus.", erklärt Dabi wieder und zündet sich nebenbei eine Zigarette an.

„Essen und schlafen? Dazu fällt mir rennen nicht schwer, aber fliegen schon.", mein sitznachbar schein zu überlegen. Ich kann sehen, dass er eher nachdenkt wie er das ausdrücken soll.
„Unser Körper ist unsterblich geworden, deswegen ist unser Energielevel nie ausgeschöpft. Nur bei dingen die du selber nicht gewohnt bist. Fliegen war auch für mich anstrengend, aber als ich mich dran gewöhnt habe war es genauso wenig anstrengend wie atmen. Auch wenn wir das nicht brauchen. Atmen ist ein Reflex im Körper denn wir nicht los werden."

Und so ging es weiter. Die Fragen wurde immer unwichtiger und trotzdem geht es mir jetzt besser.
An diesen Abend trainieren wir nicht, sondern sitzen nur da und reden. Dabi ist echt ein guter Zuhörer und auch ein guter Erzähler. Die Raue stimme und sein Geruch könnten jeden anziehen und statt diesmal alle Gefühle weg zu drücken lasse ich es zu. Immer mehr bekam ich das Gefühl geborgen zu sein und lehne mich langsam an Dabi an.

„Die sonne geht langsam unter. Willst du nach Hause gehen?", fragt der größere mich irgendwann, nach einer langen angenehmen Stille. Ich schüttele nur den Kopf. „Kann ich mit zu dir?", flüstere ich nur und schaue zu ihm hoch. Seine leuchtend blauen Augen schauen mich an und er lächelt sanft. Sein ganzes Wesen ist irgendwie total gemischt. Mal ist er der Strenge Lehrer oder fast Gefühlskalt, aber dann ist er wie ein Teddy. Total kuschelig und sanft.

Dabi nickt und steht auf. „Nadann los"

Angels CurseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt