Hermione war ein Schatten ihres früheren Ichs. Sie war zusammengesunken, versteckte sich hinter Büchern. Sie war zu der grauen Kirchenmaus geworden, die die anderen in ihr gesehen hatten. Der Tag, an dem sie alles verlor was sie noch an Selbstbewusstsein zusammenkratzen hatte können war kein schöner. Ausgerechnet die unbeliebte Kellerfledermaus war es, die sie brach und in sich zusammen sinken ließ.
Zuerst fiel es niemandem auf, was sie sich selbst antat, doch mit der Zeit bemerkten es die wachsamen Augen um sie herum. McGonagall, die sie auf ihre müden Augen und die dunklen Ringe darunter ansprach. Hermione winkte ab und behauptete, sie wäre lange wach geblieben, um zu lernen. Snape, der sich mit seinen Kollegen über das veränderte Verhalten von Hermione unterließ, als sie aufhörte sich im Unterricht zu beteiligen. Es war nicht so, dass ihre Noten schlechter wurden, keines Wegs, nein sie war nur verstummt. Harry, der sie auf ihr Essverhalten angesprochen hatte, denn immer, wenn sie gemeinsam beim Essen saßen, stocherte sie in ihrem Essen herum und trank, wenn überhaupt, nur ihren Kürbissaft. Hermione hatte nur lachend das Thema gewechselt und gemeint, sie wäre nicht Ron. Harry hatte den Themenwechsel zwar bemerkt, sprach sie jedoch nicht darauf an.
Wirklich auffällig wurde Hermiones Verhalten erst, als sie aufhörte zu sprechen, nicht dass sie es nicht konnte, nein sie wollte nur einfach nicht mehr. Auch bei den Schlangen hatte es sich inzwischen rumgesprochen, dass sie es endlich geschafft hatten, die Gryffindorprinzessin zum Schweigen zu bringen. Draco, der dies zuerst, wie alle anderen, für eine Verbesserung der Situation hielt, stellte schnell fest, dass es dies keines Wegs war.
Er war eines Tages durch die verlassenen Gänge von Hogwarts gestreift, als sich der Raum der Wünsche vor ihm geöffnet hatte. Er war neugierig gewesen und war gerade Wegs eingetreten. Er hatte nicht erwartet irgendjemanden vorzufinden, schon gar nicht eine auf dem Boden zusammenkauernde junge Gryffindor, welche ganz klar das Bewusstsein verloren zu haben scheint. Draco handelte nicht mit dem Kopf, sondern nach Instinkt als er innerhalb weniger Sekunden neben der Granger kniete und versuchte eine Verletzung zu erspähen. Als er nichts der gleichen finden konnte, suchte er verzweifelt einen Puls, welchen er auch fand, doch war er sehr, sehr schwach. Er dachte nicht, als er die Gryffindor hochhob und mit schnellen Schritten zum Krankenflügel lief. Nein, rannte. Das, was ihm dabei jedoch auffiel, war, dass die Hexe leichter als eine Feder zu sein schien.
Sobald er durch die Türen stürzte, hatte er die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich, die ihn zuerst verwirrt, dann erschrocken ansahen, als sie das Mädchen in seinen Armen sahen. "Mr. Malfoy, was ist geschehen?", fragte die Medihexe, als sie auf den Slytherin zu trat und ihm zeigte, wo er seine Klassenkameradin ablegen sollte. "Ich kann es Ihnen leider nicht sagen. Ich hab sie in diesem Zustand im Raum der Wünsche gefunden und bin augenblicklich hierhergekommen." erklärte er der Frau, die ihm einen prüfenden Blick zuwarf und nach einigen Sekunden Blickkontakt die Aufrichtigkeit seiner Aussage zu sehen schien. Sie nickte, bevor sie sich ein letztes Mal zu dem Malfoyerben wandte und sagte, "Ich werden Ihnen Bescheid geben, sobald sich die Situation aufklärt. Vielen Dank." Draco nickte und verließ den weißen Raum, bevor er schnurstracks zum Raum der Wünsche zurücklief. Er hatte es im Gefühl, dort eine Antwort zu finden.
Es waren zwei Tage vergangen, bevor Hermione die Augen wieder aufschlug. Sie hatte Harry, Ron und Professor McGonagall einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Hermione blickte müde an die Decke, ihre Erinnerungen hatten sich inzwischen wieder für sie geordnet. Sie war im Raum der Wünsche gewesen und dann hatte die Welt begonnen sich zu drehen, alles war unscharf geworden, sie spürte ein stechen, als ihre Hüfte mit dem Boden kollidierte, danach war die Welt in Dunkelheit verschwunden. "Ach Hermione." hörte sie ein Seufzen neben sich, sie erkannte Harry sofort. Augenblicklich streckte sie eine Hand nach ihm aus, um ihn zu beruhigen. Harry zuckte zusammen, bevor er sich ruckartig aufrichtete und zu Hermione lief, die ihn aus müden Augen von untern betrachtete. "Hermione, Merlin sei Dank. Ich dachte, ich würde dich verlieren." Tränen glitzerten auf seinen Wangen. Hermione streckte ihre Hand aus und wischte sie weg. Bevor sie den Kopf schüttelte und flüsterte, "so schnell nicht." "Was ist bloß geschehen?", fragte Harry seine beste Freundin verzweifelt. "Mrs. Granger hat sich maßlos überfordert und ist aufgrund von Energielosigkeit zusammen geklappt", antwortete die Stimme ihrer Professorin. "Sie dürfte nach ein paar Tagen Ruhe, viel Schlaf und einer ordentlichen Mahlzeit wieder bei Kräften sein." ergänzte die Medihexe und scheuchte Harry aus dem Raum, welcher zwar protestierte, dies jedoch auf taube Ohren traf.
"Mrs. Granger, ich meine, was ich gesagt habe, trotzdem mache ich eine Ausnahme, da der junge Mann, dem sie wohl Ihr Leben verdanken, um ein Gespräch gebeten hat, unter vier Augen und Ohren. Sie haben 15 Minuten, keine Sekunde länger haben wir uns verstanden?" Madame Pomfrey war schneller verschwunden, als sie gekommen war, was Hermione nicht einmal die Möglichkeit gab zu antworten, bevor sie verschwunden war.
Es dauerte einige Momente, bevor erneut jemand zu ihr trat. Sie erkannte die sturmgrauen Augen, sobald sie in ihr Blickfeld gekommen waren. Hermione atmete laut ein und aus, bevor sie ein leises "Danke" sprach, um dem Slytherin für ihre Rettung zu danken. Der Malfoy antwortete nicht, er blickte sie nur an, bevor er nach einer Weile des Schweigens anfing zu sprechen.
"Alles, was ich sehe, sind die Mädchen um mich herum. Diese perfekten Mädchen, mit ihren weißen Zähnen, ihrer perfekten Figur, mit allem , dass ich nicht habe. Nie haben werde. Was haben diese Mädchen nicht? Perfekte Gesichter, perfekte Beziehungen. Ich höre ihr Geflüster, das Getuschel. Ich weiß, dass das, was sie sagen, auf mich bezogen ist. Meinen langweiligen Charakter, meinen unattraktiven Körper und diese vermaledeiten Haare, die ich einfach abschneiden sollte."
Hermione schloss die Augen und sprach leise, beinahe flehend als sie sprach, "Stopp, bitte. Hör auf." Draco stockte, doch hörte er nicht auf sie und las weiter.
"Ich will nicht mehr sein. Ich will, dass es aufhört. Wenn ich mich ändere, wenn ich aufhöre ich zu sein, vielleicht ist das die Lösung. Vielleicht muss ich verschwinden, damit es aufhört. Damit die Stimmen verstummen. Vielleicht ist das mein einziger Ausweg ..."
Hermione wusste nur zu gut, dass dort, wo diese Worte standen, noch mehr geschrieben war. Doch als Draco nicht weiterlas und einfach nur die Schwere ihrer Worte für einen Moment im Raum stehen ließ, begann sie unruhig zu werden. "Granger." begann der Blonde mit bedacht und blickte sie an. Hermione wich seinem Blick aus. "Denkst du wirklich so, wie es hier geschrieben steht?", fragte er schließlich. Hermione nickte nur, blickte ihn jedoch weiterhin nicht an. Der Malfoyerbe erhob sich und näherte sich Hermione. "Ich weiß, ich bin die letzte Person, von der du das hören willst und musst, aber irgendjemand muss es dir sagen: Du bringst dich um." "Willst du das wirklich, Hermione? Willst du dich selber in deinen Tod treiben, weil du ein Paar dummen Sprüchen glaubst und dich mit allem vergleichen musst?" Nun blickte Hermione ihm endlich in die Augen, die mit Tränen gefüllt waren. Auch wenn sie ihrer Stimme nicht traute, begann sie zu sprechen, "Ich ... ich kann es nicht abschalten. Ich wünschte, es würde einfach aufhören. Ich will, dass es aufhört, Draco." "Aber doch nicht so" protestierte der Malfoy "Doch genau so! Ich habe keine andere Wahl. Entweder ich verschwinde oder ich versuche mich anzupassen." "Das ist dumm. Absolut und maßlos dumm. Wie konnte es so weit kommen?" fragte er aufrichtig. "Jahre von Schikane, Hänseleien und recht unhöflichen Zurückweisungen bleiben nicht unbemerkt", murmelte die Brünette, bevor sie frustriert fragte "Was kümmert es dich eigentlich? Es kann dir doch egal sein, was mit mir passiert." "Das ist es mir aber nicht." "Warum nicht? All die Jahre deiner Schikane und nun möchtest du deine Früchte nicht ernten? Was soll das?" Draco blieb still. "Antworte mir gefälligst!" verlangte Hermione, mit Tränen der Verzweiflung, die ihr über das Gesicht rannen. Draco antwortete immer noch nicht, doch gerade als Hermione wieder im Begriff war ihren Mund zu öffnen, sprang der Blonde nach vorne und presste seine Lippen auf die ihren. Hermione war zu geschockt, um zu reagieren.
Als sich der Malfoy löste, murmelte er ein leises, "Deswegen." bevor er regelrecht aus dem Krankenflügel rannte und eine verwirrte Hermione zurückließ, die nicht wusste, was gerade geschehen war und was es zu bedeuten hatte. Was sie jedoch wusste war, dass dieser Tag nicht das Ende ihrer Geschichte sein sollte, sondern der Anfang.
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Dramione Oneshots
FanfictionDer Titel sagt alles was man wissen muss ;) Viel Spaß beim Lesen ! Kleine Anmerkung: Ich habe diagnostiziertes LRS und deswegen immer wieder Probleme Rechtschreibfehler zu erkennen, aber ich arbeite daran das zu verbessern. *Alle Rechte an den ve...