Ein schwerer Anfang

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Mit einen hydraulischen Geräusch, öffnete sich eine automatische schwere Eisentür. Sie verschwand beim öffnen beidseitig zur Seite in der Wand und gab den Blick auf eine Junge Frau frei.
„Mam, heben sie bitte einmal die Arme." Zwei Wachleute kamen auf sie zu, beide waren sie bewaffnet und uniformiert. Einer von ihnen Trat an sie ran.
Unsicher hob sie die Arme. Sie wollte keinen Ärger machen, oder dafür sorgen das es Komplikationen gab. Es war ihr erster Arbeitstag in der Firma und sie wollte auf jeden Fall einen guten Eindruck hinterlassen.
Der Mann holte einen handgroßen Scanner und fuhr ihn, mit ein wenig Abstand, an ihrem Körper entlang um sie auf Metallteile und Waffen zu scannen. Da alles unauffällig war nickte er seinem Kollegen zu.
„Alles klar, bitte gehen sie gerade aus zu der Schleuse dahinten. Sie werden bereits erwartet." Er deutete in der Ferne auf eine wesentlich kleiner Metall Tür die sich neben einem Fenster befand. Dahinter stand ein Mann der scheinbar in etwas vertieft war.
„Vielen Dank." Die junge Frau machte sich auf den Weg und die Wachleute nahmen wieder ihre Position ein. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Das war einerseits ihre große Chance, andererseits hatte sie große Angst etwas falsch zu machen. Das würde sie ein für alle Mal ruinieren.
An der Schleusentür angekommen blickte der Mann hinter dem Fenster auf und bemerkte sie. Dann verschwand er aus ihrem Sichtfeld und kurz danach ertönte ein Signalton, woraufhin ein Licht aufleuchtete und die Tür sich öffnete. Dahinter stand ein Mann: sehr unscheinbar, weißer Kittel, Akten in der Hand und tiefen Augenränder.
„Miss Nowak nehme ich an?" Er begutachtete sie mit seinen müden Augen. Der Mann schien überarbeitet oder hatte einfach nur viele Nächte nicht mehr gut geschlafen oder auch nur zu wenig.
„Ja, richtig." Sie ging durch die Tür und hielt ihm zur Begrüßung die Hand hin. Dies schien er nicht zu bemerken, da er sich weg drehte und wieder in die Unterlagen schaute.
„Folgen sie mir Miss Nowak." Er ging einfach los und etwas irritiert stolperte sie ihm hinterher. „Ich bin ehrlich überrascht. Sie sind eine zierliche Frau und dennoch haben Sie sich für diesen Job gemeldet."
Sie blinzelte überrascht. „Wie Bitte?"
Er blieb stehen und schaute sie über seine Schulter an. „Aber Sie wissen schon, wofür Sie sich gemeldet haben oder?"
„Ja, aber natürlich weiß ich das. Die Jobbeschreibung war eindeutig."
„Hm..." Er ging wieder los. „Wir werden sehen wie Sie sich schlagen. Immerhin arbeiten wir mit höchsten Sicherheitsmaßnahmen und Technik. Also können wir davon ausgehen das Ihnen schon nichts passieren wird. Sie sollten dennoch vorsichtig sein."
Was war das bitte für ein seltsames Gespräch? Wollte der Kerl ihr Angst machen? Oder war er ernsthaft besorgt? Absagen war jetzt jedenfalls keine Option mehr. Sie war nicht drei Jahre lang her geflogen um dann wieder nach Hause zu gehen. Auf keinen Fall. Sie war genau die Richtige für den Job. Bisher hat sich jedes Tier von ihr erziehen und Zähmen lassen, das würde hier nicht anders laufen. Sie sollte sich von diesen Aussagen gar nicht erst verunsichern lassen. Sie war die Beste in ihrem Gebiet und genau deswegen hatte sie den Job auch bekommen.
Zusammen blieben sie vor einer weiteren Tür stehen, neben der sich ein Tastenfeld befand. Er gab den entsprechenden Code ein und die Tür öffnete sich um beide einzulassen.
„Das hier ist der Arbeitsplatz vom Team, also dem nach auch ihrer. Mal abgesehen natürlich vom Gehege." Er deutete in den Raum. Er hatte keine Fenster, bestand vollständig aus Metall und war künstlich mit weißem Licht beleuchtet. Zwei Schreibtische standen in der einen Ecke, dicht daneben ein großer Akten Schrank mit unzähligen Akten. Ein paar von ihnen lagen auf den Schreibtischen verteilt, als würde jemand noch an ihnen schreiben und ein paar weitere waren in Kartons daneben gestapelt. „Sie werden eine Menge Papierkram haben.", kommentierte der Mann, der sich noch immer nicht vorgestellt hatte.
„Hier drüben sind die Apparaturen der Anlage. Alles Wichtige wird von hier aus gesteuert, aber darum müssen Sie sich nicht kümmern." Er deutete in eine andere Ecke mit einer riesigen Schaltkonsole. Mit vielen schaltern und Knöpfen, von denen die junge Frau nichts verstand.
„Kommen Sie weiter hier her." Sie gingen am Ende durch eine weitere Tür. Diese führte in einen kleineren Raum mit einem Fenster, durch welches man in einen anderen Bereich sehen konnte. Der Mittarbeiter führte sie ans Fenster heran und schaute mit ihr hindurch.
„Von hier haben sie einen Wunderbaren Blick auf das Gehege." Sein Blick wanderte wachsam von rechts nach links, als suche er etwas. „Grade ist es nicht zu sehen. Es verkriecht sich oft in der Baumkrone." Er sprach wohl von dem Tier, um welches sie sich kümmern sollte. Bei der Jobanzeige, welche nicht zufällig zu ihr gefunden hatte, sondern durch einen speziellen Kontakt, hatte sie schon ein Bild von der Kreatur gesehen. Der Blick von ihr wandere den Baum entlang.
„Oh geben sie sich keine Mühe. von hier aus kann man durch die dichten Blätter nicht hindurch schauen." Er drehte sich um. „Hier haben wir die Monitore der installierten Kameras die wir überall in dem Gehege angebracht haben, meistens können wir es darüber im Blick halten... scheinbar ist er aber gerade nicht darüber zu sehen. Wird also wirklich im Baum sein."
Ein Mann kam durch die Tür herein. Er hatte ebenfalls einen weißen Kittel an und setzte sich mit seiner Tasse stumpf und ohne etwas zu sagen, auf den Stuhl vor die Monitore.
„Das ist Mr. Gonzales, er kümmert sich in Schichten um die Überwachung. Dann haben wir noch drei Mechaniker fürs Gehege und zwei Leute die sich um die Schaltanlage drüben kümmern. Damit brauchen Sie sich also nicht auseinander zu setzten. Sagen Sie einfach Bescheid wenn Sie was wissen wollen."
Die junge Frau nickte und schaute ihr Gegenüber mit ihren braunen Augen an.
„Achja, ich bin Mr. Turner. Hiermit heiße ich Sie willkommen. Hoffen wir mal, dass Sie hier durchhalten. Das Biest da drin macht uns das Leben schwer. Es wäre gut, wenn Sie es in den Griff bekommen könnten."
„Doktor Anastasia Novak, sehr erfreut. Ich werde das schon schaffen. Bisher habe ich alle Bestien gezähmt bekommen. Machen sie sich keine Sorgen." Das erste mal lächelte Ana. Ihr gegenüber schien etwas plump, aber es war wohl nicht unfreundlich gemeint.
„Die Anlage ist anliegend zum Hauptgebäude. Der Boss kommt gerne vorbei und schaut sich Sky an", erzählte Mr. Turner.
„Ich verstehe. Aber ins Gehege geht er nicht?"
„Er war einmal da, gemeinsam mit einem Wachmann. Sky hat dem Wachmann ein Ohr abgebissen. Seit dem trägt er ein elektronisches Halsband und der Boss geht nicht mehr hinein." Er schaute Ana an. „Dafür sind sie ja jetzt hier. Sie sollen mit Sky arbeiten und es auf Menschen sozialisieren."
„Sky scheint richtig aggressiv zu sein. Es ist ein Männchen, oder?"
„Ja, aber für uns ist es einfach nur ein Alien. Mir ist es egal ob Weibchen oder Männchen. Ich hab das Ding unsere Leute angreifen sehen. Wenn sie mich fragen, ist es höchst gefährlich und einfach nur aggressiv. Ich glaube nicht, dass man es an Menschen gewöhnen kann" meinte er.
Ana verschenkte die Arme „Jedes Tier kann man erziehen. Aber ich kann verstehen, dass sie skeptisch sind. Gibt es weitere Sicherheitsmaßnahmen außer dem Halsband?"
„Jemand ist immer im Kontrollraum. Von hier aus kann über sein Halsband ein Schlafmittel freigesetzt werden, wenn es gar nicht mehr zu halten ist. Zu dem muss man durch zwei Schleusen, wenn man ins Gehege will. Zusätzlich haben wir automatische Schussanlagen, die jederzeit das Ziel erfassen und schießen können, ganz egal ob Schlafpfeile oder eben scharfe Munition."
Ana staunte nicht schlecht, aber sie wusste es war notwendig. Ein drei Meter großes Tier konnte einem Menschen sicher schlimme Dinge an tun und wenn sie da wirklich hinein sollte, um mit dem Tier arbeiten, musste ihre Sicherheit gewährleistet sein. Davon hatte Mr. Turner sie auf jeden Fall überzeugen können.
Sie wandte sich wieder dem Fenster zu und schaute ins Gehege. „Gibt es medizinische Unterlagen?"
„Ja ich zeige Ihnen die Akten gleich. Es steht aber nicht so viel darin." Er stellte sich zu ihr und schaute nun auch.
„Ich werde dort zu mindestens mein psychologisches Gutachten abheften können. Das wäre schon mal ein Anfang. Ich würde auch gern gleich ins Gehege gehen wollen, ist das möglich?" Ana schaute Steve erwartungsvoll an.
„Ja das wird gehen. Ich bereite gleich ihre Ausrüstung vor und informiere die anwesende Schicht. Dann halten wir Ihnen von hier oben den Rücken frei", bestätigte ihr Steve.
„Also gut, dann wollen wir mal! Ich bräuchte was zum schreiben, wäre das möglich?"
„Kommen Sie." Er ging voraus in den andern Raum zu den Schreibtischen, um dort ein Klemmbrett und Papier zu holen. „Wird das reichen?"
Ana nahm noch den Kugelschreiber vom Tisch und klemmte diesen ebenfalls ans Brett. „Ja los gehts."
Allmählich konnte sie ihr Herz schneller schlagen fühlen. Es war nicht das erste Alien, welches sie zähmen musste. Aber sie konnte sich genau an den Bericht erinnern, der in der Jobanzeige stand. Groß, Kräftig, Schnell. Es soll etwas Raubtier ähnliches haben und soll sehr aggressiv sein. Ana glaubte nicht, dass sie jemals so ein gewaltbereites Tier betreut hatte. Aber sie sah es auch als Chance nochmal zu beweisen, dass sie die Beste in ihrem Job war. Es war eine Herausforderung der sie sich stellen wollte und sie machte es nicht nur deswegen. Sie liebte das Leben, andere Spezien und Tiere. Alles Leben seinen Platz, man musste nur lernen es zu verstehen. Man konnte mit allem im Einklang leben, dessen war sie sich sicher. Der Hund war da das beste Beispiel. Oder aber auch die Katze. Wenn man mehr über die Spezien heraus fand und deren Art zu kommunizieren, dann konnte man darauf eingehen und sich verständigen. Hier wird es nicht anders sein. Dem war sie sich sicher. Es gab immer einen Weg.
Ihr Kollege hatte Ana zur Schleusentür begleitet, welche ins Gehege führte. „Hier, ziehen Sie die Maske an. Das Gehege hat die Atmosphäre des Mondes, was notwendig für das Tier ist. Sie werden die Maske also beim betreten immer tragen müssen."
Ana nahm die Maske entgegen und setzte sich diese auf. Inzwischen brauchte sie keine Hilfe mehr dabei, da ihr schon ein paar mal auf dem Weg hierher gezeigt wurde, wie sie funktionieren. Außerdem war es auch kinderleicht. Ein kurzes zischen bestätigte, dass die Maske gut saß.
„Gut, ich öffne jetzt die Schleusentür. Gehen Sie hinein und warten Sie, bis der Druckausgleich stadtgefunden hat und sich die Gehegen Tür öffnet. Ich werde oben im Kontrollraum einen Blick auf Sie haben." Er öffnete die Tür welche nur mit dem Ausweis, den er an seinem Kittel führte, aufging.
Als das Licht des Scanners sich grün färbte, ging die Tür der Schleuse auf und gab den Blick auf einen kleinen Raum frei, welcher einem größeren Aufzug ähnelte. Vorsichtig trat Ana ein und erschrak als sich die schwere Schleusentür hinter ihr schloss. Es gab ein kleines Piepsen und dann fing es an zu zischen. Die Schleuse hatte den Druckausgleich eingeleitet. Als das Zischen aufhörte, piepste es noch mal. Eine Lampe wurde grün. Nun schlug Anas Herz bis zum Hals. Sie wusste, dass sie sicher war und dennoch war sie aufgeregt. Immerhin betrat sie nun unbewaffnet das Gehege eines Raubtieres. Dieses hatte schon oft genug bewiesen zu was es fähig war.
Die Schleusentür zum Gehege öffnete sich und gab den Blick auf einen künstlich angelegtes Naturgehege frei. Der Boden war erdig und hier und da von Gras bedeckt, Büsche waren gepflanzt worden und am Ende war ein unfassbarer hochgewachsener Baum. Erst jetzt von hier unten konnte sie sehen, wie hoch die Baumkrone war. So hoch, dass die Decke erweitert werden musste und sich nun eine Kuppel über dem Baum befand. Sie bestand jedoch nicht aus Glas. Es handelte sich um eine Beleuchtung in Form von riesigen Strahlern, die das natürliche Licht von draußen imitierte, an der Decke.
„Sind die Pflanzen echt?", fragte sie Mr. Turner durch den Funk.
„Ja alles echt. Wir haben extra Personal für die Flora hier drinnen. Es sind alles echte Pflanzen vom Mond. Um das natürliches Habitat des Tieres nachzustellen", bestätigte er.
„So viel Aufwand.", staunte sie.
„Es musste sein. Das erste Gehege war nicht naturgetreu genug und das Tier wurde sehr schwach und krank. Danach hat der Boss sofort dieses Gehege bauen lassen."
„Er muss Sky wirklich sehr gern haben." Ana trat langsam in das Gehege und schaute sich um. „Haben sie Sky schon auf den Kameras entdeckt?"
„Nein noch nichts. Aber bleiben sie wachsam, das Biest kann sich verdammt gut anschleichen", warnte Mr. Turner.
„Ja danke, Ich schau mich mal weiter um." Ana ging weiter. Das Gehege war erstaunlich gut gepflegt und hatte eine schöne Flora. Kaum zu glauben was der Boss auf sich genommen hatte, damit sein Haustier sich wohl fühlte. Sich ein Alien als Haustier zu halten war eben nicht einfach. Das könnten sich wahrlich nur die Reichen leisten. Ana reichte eine einfach Katze um abends Kuscheln. Langsam ging sie auf den großen Baum zu. Ihr Kollege hatte davon gesprochen das es sich hier oft aufhält. Vielleicht würde sie es sehen können. Als sie näher dran war und ihr Blick über den Baum schweifte, erblickte sie etwas in den Zweigen weiter oben. Es sah aus wie zusammen gebunden Äste und schien an etwas Pflanzen ähnlichem zu hängen.
Sie holte ihr Klemmbrett hervor und fing an es ab zu malen. Sowas hatte sie noch nicht gesehen und fand es faszinierend. „Mr. Turner, wissen sie was das für ein zusammengebundenes Geäst ist welches da am Baum hängt? Wofür haben sie es aufgehängt?"
„Wir haben nichts aufgehängt. Das muss neu sein. Von uns kommt es aber nicht, glaube ich zumindest. Ich frag später mal das Personal."
„Dankeschön." Ana ging weiter. So weit oben war es jedoch unwahrscheinlich. Wie sollten dort Leute vom Team ran gekommen zu sein. Es war mehrere Meter vom Boden entfernt, zwischen den Ästen und Blättern. Wie ungewöhnlich.
Dann erreichte sie den Baum und sah an ihm hoch. Er war unfassbar riesig, nicht einmal zwei ausgewachsene Menschen hätten den Stamm umfassen können.
„Wie groß ist der Baum?", fragte sie durch den Funk.
„Puuh... irgendwas mit 47 Meter müsste das sein", bekam sie als Antwort.
Ana staunte nicht schlecht. So ein großer Baum war etwas seltenes auf der Erde und würde bedeuten, dass es ein sehr alter Baum war. Ob das Wachstumsverhalten der Pflanzen hier anders war? Behutsam legte sie eine Hand auf die Rinde.
Dann hörte sie einen Ast knacken und blickte erschrocken nach oben, was aber zu spät passierte. Sie sah nur noch, wie sich etwas blaues großes auf sie nieder stürzte und zu Boden warf. Verängstigt und erschrocken schrie sie auf und das Klemmbrett fiel ihr aus der Hand und landete mit einigem Abstand auf dem erdigen Boden neben ihr.
Über ihr war dieses Tier. Sky! Sie erkannte es trotz Panik, durch das Foto welches sie gesehen hatte. Dies war das Tier was sie zähmen sollte. Erst jetzt wo es so nah über ihr war, erkannte sie wie groß doch drei Meter waren. Darüber hatte sie jedoch keine Zeit nach zu denken. Sie bekam kaum Luft. Sky hatte sie zu Boden gedrückt und seine Hand auf ihren Brustkorb gelegt. Er war wirklich extrem stark.
Nach Luft ringend blickte sie in das dunkelblaue Gesicht. Tiefrote Augen funkelten sie an. Sein Gesicht war zu einem Fauchen verzogen, die Ohren waren angelegt. Aufgebracht fletschte er seine spitzen Fangzähne. Sie fasste dem Tier ans Handgelenk, doch Sky war stärker.
„Mr...Turner...", stammelte sie erstickt und hoffte er würde den Funk hören.
Erst kam nichts, doch dann: „Oh scheiße!" Sofort setzte es den ersten Stromschlag. Durch die Berührung bekam Ana den Stromschlag mit ab. Scheiße tat das weh. Ihr Körper krampfte unter dem kurzen Stromschlag. Es reichte jedoch. Das Tier hatte sich erschrocken zurück gezogen. Friedlich gestimmt war es jedoch nicht. Sky hockte vor ihr. Er fauchte sie an und sein Schweif peitschte aufgeregt hin und her.
„Kommen sie da weg!", hörte sie Mr. Turners panische Stimme durch den Funk.
Noch mit schmerzenden Gliedern raffte sie sich auf und versuchte weg zu kommen. Sky sprang erneut auf sie zu. Er war eindeutig noch nicht fertig mit ihr. Ana war in sein Revier eingedrungen. Sie war unvorsichtig gewesen. Doch bevor das Tier sie erreichte, wurde der Strom am Halsband ein weiteres Mal aktiviert. Diesmal war es kein kurzer Schlag, sondern Dauerstrom. Sky sackte zu Boden und krümme sich während er schrie. Er hatte eindeutig Schmerzen, aber Ana wusste es war ihre einzige Chance davon zu kommen. Sie stand auf und warf noch einen kurzen Blick auf Sky bevor sie los rennen wollte. Plötzlich riss Sky trotz Schmerzen seine Augen auf und ihre Blicke sich trafen.
Scheiße! Das war alles nicht richtig! Was hier passierte war falsch und sie wusste das genau. Man sollte Tiere nicht so Quälen. Ein einziger oder zwei Stromschläge hätten völlig gereicht. Aber es so leiden zu lassen war nicht ok.
„Mr. Turner! Stellen sie den Strom ab verdammt. Das reicht!", funkte sie nervös während sie besorgt abseits vom Tier stand.
„Sind sie irre?! Kommen sie da weg! Auf keinen Fall mache ich den Strom aus."
„STROM AUS! SOFORT!", brüllte Ana in das Funkgerät und schaute wütend nach oben zum Fenster, wo sie wusste, das Mr. Turner sie sehen konnte.
Nach einem kurzen Zögern ging der Strom aus und Sky erschlaffte. „Scheiße! Sie müssen verrückt sein. Kommen sie jetzt da raus!"
„Ich bin hier um ihn kennen zu lernen und nicht zu traumatisierten." Anas Worte klangen hart. Sie war genervt. Sie war sicherlich keine Tierquälerin. Solche Erziehungsmaßnahmen hatte sie noch nie anwenden müssen. Gerade eben hatte sie selbst gespürt wie schmerzhaft dieser scheiß Strom war. Es war nicht ok, das Tier so lange diese Schmerzen auszusetzen.
Jetzt jedenfalls war es vorbei und Sky rührte sich nicht mehr. Er war sicher erschöpft vor Schmerz. Es war die perfekte Gelegenheit sich in Sicherheit zu bringen. Doch dazu war Ana nicht hier. Weglaufen würde ihr nicht helfen, wenn sie das Tier zähmen wollen würde.
Jetzt war Sky erst mal erschöpft. So erschöpft das er sie sicher nicht mehr so schnell angreifen würde. Das war eine gute Gelegenheit sich dem Tier mal zu nähern. Vorsichtig ging sie näher heran. Nur ein paar Schritte. Sky drehte seinen kopf erschöpft zur Seite und musterte sie mit seinen rötlichen Augen. Er beobachtete sie genau.
Ana duckte sich leicht und streckte die Hände aus. „Schon gut... es ist alles gut", sagte sie mit einer sanften Stimme und näherte sich Sky weiter. Diesmal bewegte sich das Tier nicht. Es schaute sie einfach nur an und es wirkte fast schon so, als würde es Ana lassen. Warum war es jetzt ok, dass sie zu es rüber ging? Der Schweif des Tieres lag ruhig da und die Ohren waren nicht mehr angelegt. Nur sein wachsame Blick verriet ihr, dass Sky ihr wohl sagen wollte: „Ich hab dich genau im Blick, ich vertraue dir noch nicht ganz."
Sie kniete sich zu ihm auf den Boden. Zugegebenermaßen hatte sie unheimliche Angst. Jetzt hatte sie am eigenen Leibe gespürt, zu was das Tier fähig war. Es war gefährlich, aber es erfordere eben auch Mut um ein Tier zu zähmen.
„Scheiße! Was machen sie da, Miss Novak? Kommen sie lieber da weg. Das Vieh hat sie vorhin angegriffen. Das ist gefährlich!" Mr. Turner war ganz eindeutig sehr aufgebracht. Seine Stimme bebte so nervös, dass Ana es durch den Funk hören konnte.
„Ja es ist gefährlich. Aber ich muss mit der Gewöhnung an mich direkt anfangen, sonst wird es nur schlimmer. Man darf keine Schwäche zeigen", erklärte sie mit ebenso nervöser Stimme. Obwohl sie versucht hatte selbstsicher zu klingen.
Langsam streckte sie ihre Hand nach Sky aus, kurz bevor sie seinen Kopf berühren konnte, zuckte sein Ohr nervös. Kurz stockte sie und wartete ab, was Sky ihr für Signale gab. Das Tier jedoch, schien auch abzuwarten. Gerade sah es Ana nicht als Bedrohung an.
„Ganz ruhig, ich will dir nichts böses", sagte Ana behutsam mit leiser Stimme um es zu beruhigen. Dann legte sie ihre Hand auf seinen Kopf und streichelte sanft darüber. Kurz danach bewegte sich Sky.
„Miss Novak!" Mr. Turners klang besorgt.
„Schon gut, nichts machen. Es ist alles ok." Auf keinen Fall dürfe er jetzt Strom anschalten, Sky verhielt sich ganz friedlich. Keine Spur von Aggression und es überraschte Ana, dass er sich so im verhalten geändert hatte. Was war der Auslöser gewesen? War es die Bestrafung gewesen? Hatte es Angst wieder bestraft zu werden? Das machte aber keinen Sinn, so schnell lernen Tiere das Konzept eigentlich nicht, es sei den, die haben es schon häufig so mit Strom gequält. Der Gedanke machte sie wütend. Sowas ging gar nicht.
Sky hatte sich aufgerichtet und sich vor sie gesetzt. Er schien noch immer erschöpft. Doch sein Geist war wach und Sky schaute Ana wachsam an. Es war ihr nicht freundlich gesinnt, aber auch nicht mehr feindlich. Es hatte eher was beobachtendes.
Ana hielt ihm behutsam die Hand hin, damit Sky dran schnuppern konnte. „Alles gut mein großer, ganz ruhig." Sie lächelte ihn an.
Sky war wirklich ein außerordentlich schönes Geschöpf. Hatte etwas menschliches trotz seiner Raubtier ähnlichen Gesichtszüge. Die Haut hatte eine schöne Musterung und die Augen besaßen eine tolle Farbe. Auch die einzigartige Pigmentstörung, die ihm über das Gesicht und ein Stück seiner Schulter ging, taten zu seiner Schönheit bei.
Zu Anas Überraschung neigte sich Sky nicht nur vor um an der Hand zu schnuppern, sondern legte diese in seine. Sie war viel größer als ihre und ganz warm. Gehörte die Spezies von Sky zu den Primaten? Er verhielt sich sehr humanoid, wie er sie anschaute und ihre Hand hielt. Er schien auf jeden Fall schlau zu sein. Seine Nase, Augen und Ohren erinnerten sie jedenfalls wiederum sehr an eine Katze, oder Panther. Sehr kurios. Sie würde sich Unterlagen besorgen um mehr über die Spezies heraus zu finden. Viele Infos hatte sie nämlich nicht bekommen. Nur die grobe Berichtserstattung aus der Klatschpresse auf der Erde. Aber wer weiß wie viel davon richtig war. Für Genauigkeit und wissenschaftliche Präzision waren Nachrichten jedenfalls nicht bekannt.
„Wie heißt seine Spezies noch mal, Mr. Turner?" Ihr war das Wort im Kopf total entfallen.
„Na'vi, heißen diese Biester", sagte er nun deutlich ruhiger.
Stimmt so hießen sie. Die Na'vi waren weit verbreitet auf Pandora und bekannt für ihre Wildheit, welche dazu führte, dass sie die Stützpunkte der Bohrfirmen angriffen und die Arbeiter töteten. Generell erzählte man sich von der gefährlichen Flora und Fauna von Pandora, die stimmen kamen sogar bis zur Erde durch. Auch wenn viel Werbung dafür gemacht wurde, nach Pandora zu reisen um für die RDA zu arbeiten. Die Bezahlung war gut, aber man war auch weit weg von der Heimat. Ana hatte es nach Pandora geschafft und saß nun wirklich einer dieser gefährlichen Na'vis gegenüber. In diesem Moment jedoch war Sky ganz ruhig.
Ana setzte sich ebenfalls hin. Sky war so viel größer als sie selbst. Es war beeindruckend aber auch einschüchternd. Wo sollte sie am besten anfangen? Sprechen würde dem Tier nicht helfen, Körpersprache war das wirksamste und die richtige Ausstrahlung. Sie war kein Feind von Sky, ganz im Gegenteil. Sie wollte ihm helfen sich einzufügen und die helfende Nähe der Menschen zuzulassen.
Behutsam streckte sie auch ihre andere Hand nach ihm aus und er griff nach ihr, dann passierte etwas komisches. Sky drehte ihr Handgelenk, so das ihre Handfläche ihm zugewandt war und führte ihre Fingerspitzen zu seiner Brust, da wo sie das Herz vermutete.
„irayo...", hörte sie von Sky.
Anas Augen weiteten sich. Was war das für ein Laut, für eine Geste gewesen? Es wirkte so menschlich, wie er sie ansah, sie berührte. Hatte er versucht mit ihr zu komunizieren? Oder war es nur ein Laut gewesen? Sie verstand das alles nicht. Sie schaute in die wachsamen Augen des Na'vis und er schaute in ihre.
Es war ganz still. Sie war ganz still und atmete gleichmäßig. Irgendwie hatte sie eine merkwürdige Verbindung zu dem Tier. Sky war besonders.
„Alles ok da unten?" Es war Mr. Turners Stimme durch den Funk.
Ana wandte ihren Blick ab um nach oben zum Fenster zu sehen, es war recht klein von hier unten, sie konnte kaum etwas erkennen, wusste aber das ihr Kollege dort oben stand und sie genau im Auge hatte.
„Ja, mir geht es gut. Alles ok hier unten", versicherte sie leicht durcheinander und spürte dann wie Sky ihre Hände los lies. Sie drehte ihren Kopf wieder in seine Richtung da war er bereits aufgestanden und in einer duckenden Haltung teils auf allen Vieren, teils auf den Hinterbeinen zum Baum zurückgekehrt.
Er schien wieder verunsicherter und ablehnend. Ganz eindeutig hatte er Angst vor dem Funkspruch. „Schon gut Sky, es ist alles gut." Ana machte eine beschwichtigende Geste mit den Händen und stand ebenfalls auf. Sie hatte jedoch nicht vor dem Na'vi zu folgen. Für heute war es genug Aufregung gewesen. Sie sollte dem Tier den Freiraum lassen, es sollte schließlich nicht wieder eskalieren.
Außerdem musste sie sich jetzt dringend sammeln. So viele neue Eindrücke hatte sie bekommen und so viele Fragen hatten sich jetzt in ihrem Kopf aufgetan. Sobald sie wieder am Schreibtisch war, würde sie die Erlaubnis einholen, mit einer Forschungseinrichtungen Kontakt aufzunehmen. Sie musste mehr über die Na'vi und deren Verhaltensmuster herausfinden, wenn sie in Zukunft Zwischenfälle wie diese zu vermeiden wollte.
Sky sollte nicht mehr durch das Halsband leiden müssen. Dieser blöde Strom tat unfassbar weh, auch wenn Ana es nur für eine Sekunde abbekommen hatte. In Zukunft wäre es schön, wenn Sky so ein Halsband gar nicht mehr benötigen würde. Das wäre jedenfalls Anas Ziel.
Langsam ging sie rückwärts um sich vom Tier sicher zu entfernen und Sky beobachtete sie ganz genau. Als er merkte das sie wirklich gehen wollte, schwang er sich auf einen Ast, um sich zurück zu ziehen. Er wollte wohl wieder zu seinem Rückzugsort im Baum.
Als Ana weit genug weg war, drehte sie sich um, sammelte ihr Klemmbrett ein und nahm den Weg zur Schleuse. Die Türen öffneten sich sobald sie angekommen war und liessen sie hindurch.


Es ist noch nicht fertig das Bild, aber ich dachte ich hefte es dennoch an. Außerdem sind seine haare hier nicht ganz richtig XD Aber ich dachte dennoch das es schön wäre euch zu zeigen: 
(Ja das ist selbst gemalt)

 Außerdem sind seine haare hier nicht ganz richtig XD Aber ich dachte dennoch das es schön wäre euch zu zeigen: (Ja das ist selbst gemalt)

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Aungia ta Eywa - ein Zeichen von Eywa // AvatarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt