Mr. Adler

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Es war später Abend, Pandoras Sonne war dabei unter zu gehen und die Biolumineszenz der Flora wurde langsam in der Dämmerung sichtbar. Ana saß am Schreibtisch und schaute verträumt aus dem Fenster. Ihre Gedanken schweiften zu Ean'tu. Die Blicke, die sie miteinander austauschen, die Wärme seiner Berührung. Durch ihr Fenster aus, konnte sie etwas weiter in der Ferne den Anfang eines Waldes sehen. Das Glas des Fensters war gut isoliert und ließ keine Geräusche von außen nach innen kommen, aber wenn sie draußen war, auf dem Weg zu den Mannschaftsbussen, konnte sie entfernt den Wald singen hören. Wieder spürte sie ein innerliches Ziehen, den Wunsch, mehr von Pandora zu sehen und zu entdecken. Frei zu sein, fernab von den menschlich erbauten Konstrukten, den Mond wirklich kennenzulernen. Ein sehnsüchtiges Seufzen entwich ihr, während sie sich von dem Anblick los riss und sich wieder ihren Aufgaben widmete.

Ihr Blick ging zum Bildschirms ihres Laptops, in dem sie gerade den regelmäßigen Bericht über Ean'tu eintippte, den sie später auch dem Kontakt schicken wollte. Das war ihre Aufgabe, deswegen war sie hier. Es ließ sie das erste mal unbedeutend und klein fühlen. Gar eingesperrt. Sie konnte niemanden trauen und niemand traute ihr. Die Wahrheit verschwamm vor ihrem Auge, oder zumindest das, was sie geglaubt hatte, was die Wahrheit war. Es gab keine Konstante, an der sie festhalten konnte. Woher sollte Ana wissen, ob das, was sie tat, das richtige war? Woran sollte sie ihren moralischen Kompass ausrichten? Sie hatte das Gefühl, langsam alle ihre Prinzipien zu verlieren.

Erschöpft rieb sie sich die Augen und blinzelte ein paar mal auf den Text, an dem sie schrieb, da bekam sie eine eingehende Mail in ihrem geheimen Mail Programm. Nun wieder hellwach und überrascht, setzte sie sich aufrecht hin und öffnete das Programm. Mit einer Nachricht vom Geheimen Kontakt hatte sie nicht gerechnet. Die ganzen letzten male hatte Ana die ersten Mails geschrieben, worauf lediglich geantwortet wurde. Doch diesmal hatte sie die Mail, mit dem Bericht noch nicht abgeschickt und dennoch schon eine Mail bekommen. Es war das zweite mal dass diese Leute den Kontakt mit ihr suchten.

Aufgeregt öffnete sie die Nachricht und las die Zeilen leise vor sich hin. 'Sehr geehrte Dr. Novak,

Wir arbeiten nun schon viele Wochen zusammen und sie haben sich bisher als sehr vertrauenswürdig erwiesen. Ihre Berichte waren stets ausführlich und haben uns immer einen Einblick in ihre Forschung und Zusammenarbeit mit Ean'tu gewehrt. Nun möchten auch wir ihnen einen Schritt entgegenkommen und ihnen ein verschlüsseltes Gespräch anbieten. Wenn sie dazu bereit sind, nennen sie uns einen geeigneten Termin und wir werden sie anrufen.

Wir müssen natürlich darauf bestehen, dass dies weiterhin unter größter Geheimhaltung geschieht. Es steht viel auf dem Spiel. Mit freundlichen Grüßen.'

Sofort fing Anas Herz aufgeregt zu schlagen an. Endlich würde auch sie mehr erfahren. Vielleicht sogar wer diese Leute waren. Jedoch brachte das auch sie selber weiterhin immer mehr in Gefahr. Niemand dürfte je herausfinden, das Ana mit diesen Leuten schrieb und jetzt auch Sprechen würde. Nicht einmal Turner wird sie es erzählen können. Niemand außer Patra schien etwas zu wissen und selbst Patra sprach nie direkt mit ihr darüber. Sie machte nur immer wieder unterschwellige vage Anmerkungen, die in Anas Augen darauf schließen ließen, dass auch Patra Kontakt zu diesen Leuten hatte. Jedoch konnten die beiden Frauen in dem normalen Netzwerk nicht frei miteinander sprechen.

Ohne zu zögern antwortete Ana der Mail. Sie war mit dem Bericht immer noch nicht fertig, aber sie war gerade alleine in ihrem Zimmer und dadurch in der Lage, dieses Gespräch zu führen. Sie bat also an, die zuständige Person könne sich jederzeit bei ihr Melden, es würde gerade passen. Nervös und mit zittrigen aufgeregten Händen, tippte Ana diese Nachricht ein und sendete sie ab. Sie schwitze fürchterlich, nicht nur wegen der immer weiter ansteigenden Aufregung und Nervosität, sondern weil es auch so furchtbar warm war. Sie saß nur in einem weißen Tanktop da und hatte ihre Haare hinten hoch gesteckt, damit ihre Haare nicht so warm am Nacken waren. Auch wenn der kommende Anruf ein wichtiger sein würde, so würde Ana nichts anderes anziehen, dafür war es schlicht einfach zu warm.

Aungia ta Eywa - ein Zeichen von Eywa // AvatarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt