Kapitel 7 - sei normal

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Heute ist Freitag. Morgen ist es soweit. Morgen habe ich ein Date mit einem Mafia Mann. Auf was hab ich mich eigentlich eingelassen, was wird mich erwarten? Werde ich mit nem gangsta Auto entführt und zur Prostitution gezwungen? Ich höre wie meine Mutter in meinen Gedanken sagt „Vertraue niemanden." Meine Befürchtungen werden immer größer und meine Paranoia lässt grüßen. Nein ich habe keine Schizophrenie und nein ich bin auch nicht paranoid. Paranoia ist ein Wort das ich oft nutze um zu erklären das jemand sich unnötig viel Sorgen macht. Naja ich meine ich habe in diesem Fall so ziemlich jedes Recht Paranoia zu schieben denn immerhin ist er nicht der einfache junge von nebenan.

Ich bin in der Küche und brate Spinat an. Dazu kommen dann noch zwei Eier, eine Prise Salz et viola fertig ist mein Frühstück. Es ist selten das ich mir was zum Frühstück mache. Aber heute scheint es eine Ausnahme zu sein. Liegt wohl daran das ich schlecht geschlafen habe. Ich gehe erst mal ins Esszimmer nehme mein Essen mit und öffne One Piece auf dem IPad. Mein Handy hat bis jetzt komischerweise noch nicht geklingelt. Meine Neugier steigt und ich schaue auf meinem Display.

Nein keine Nachricht, kein Anruf kein nichts. Ein wenig enttäuscht öffne ich WhatsApp und frage mich ob er eventuell möchte das ich ihm als erstes schreibe. Das ich mal den ersten Schritt wage. Ich habe kein Problem damit zu schreiben, liegt wohl daran das ich keine Lust habe mir Gedanken zu machen wer wann wo was schreibt.
„hey und guten Morgen. Du bist wahrscheinlich auf der Arbeit aber wünsche dir einen angenehmen Tag." schreibe ich ihm und merke dabei wie übertrieben höflich deutsch das einfach klingt. Aber egal. Die Nachricht hinterlässt bei ihm auf WhatsApp nur einen Haken, bedeutet sein Handy müsste aus sein. Naja mehr kann ich auch nicht tun und lege das Handy beiseite.

Nachdem Frühstück beschließe ich meinen Schrank neu zu sortieren. Ich bin leider einer von denen die morgens ihre Wäsche nicht ordentlich in den Schrank legt. Ich trage aber hauptsächlich auch nur Klamotten die keine Falten kriegen. Blusen kann ich mir bei dem Chaos im Schrank nicht leisten. Meine Katze liegt wieder mal auf dem Bett und beobachtet jede Bewegung die ich vornehme. Also entweder kritisiert sie mich innerlich oder sie ist einfach extrem erstaunt das ich diesen verdammten Schrank aufräume. Bei ihren Blicken jedoch denke ich eher das sie mich innerlich mit ihren Worten auseinandernimmt. Man sagt Haustiere seien dem Besitzer ähnlich. Tja gut getroffen würde ich sagen. Mit Blicken einschüchtern und ganz direkt deine Meinung äußern. Das können wir beide gut.

Fast zwei Stunden sind vergangen und mein Rücken tut schon allmählich weh. Bei dem ganzen Chaos hab ich den Mafia man (englisch ausgesprochen) wieder vergessen. Ich muss grinsen. Ich nenne ihn heimlich Mafia Man wenn ich über ihn nachdenke und habe ihn auch so auf meinem Handy abgespeichert. Das macht das ganze nicht allzu gruselig und ich verdränge damit ganz offensichtlich die Tatsache das ich einen eventuell bösen  kriminellen gangsta Typen kennen lerne.

Ich höre ein vibrieren. Ein ganz leichtes vibrieren. Ich folge dem Klang und mein Blick wandert zu meiner Katze. Die fette vibriert einfach. Die hat sich eiskalt auf mein Handy gelegt und lässt sich keineswegs vom Anruf stören. Ich wette ich hätte den ganzen Tag nach dem Handy gesucht käme jetzt kein Anruf von ihm. Ich versuche das Handy vorsichtig zu entwenden während sie mir einen gefährlichen Seitenblick gibt. Ich glaube diese Katze passt sehr gut in die Mafia Aziz szene.
„Hallo?" frage ich nach. Ist es nicht seltsam wie unterschiedlich wir alle einen Anruf entgegen nehmen? Meine mom antwortet immer mit dem Nachnamen sogar wenn mein Vater sie aruft und einige andere sagen einfach nur ja bitte.Nun gut.

„Hey wie gehst dir? Ich hab deine Nachricht erst jetzt gesehen mein Handy war aus ich hatte kein Akku mehr. Valla ich hab mich voll gefreut als ich deine Nachricht gesehen habe." Ich kann raushören wie glücklich er ist. „was hast du so gemacht? Hast du gut geschlafen? Was machst du heute?" bombardiert er mich mit seinen Fragen. „Okay okay ganz langsam haha. Mir geht es gut habe gerade meinen Schrank aufgeräumt. Und auch gut geschlafen. Ich hab wieder was geträumt." erzähle ich ihm. „oha erzähl mal was hast du geträumt". Ich bin echt glücklich das er so großes Interesse zeigt und erzähle ganz stolz. „Also ehrlich gesagt habe ich von unserem Treffen morgen geträumt. Du kamst in so nem Anzug und so ne Limousine. Ich aber war voll underdressed. Ich hatte einfach nur so ne einfache Hose und Bluse an, dabei ziehe ich in echt kaum Blusen an. Und ich hab mich halt voll dumm neben dir gefühlt." sage ich nachdenklich. „Yani du wünschst dir das ich mit Anzug komme. Valla mach ich wenn es dein Wunsch ist. Limousine hab ich nicht aber kann ich mieten. Ich glaub bei uns in der Mercedes Filiale haben wir gerade keine da." es folgt eine lange lange stille.

Denn ich gucke wie ein idiot die Wand an. Mein Mund ist offen, meine Nase zusammengezogen. Wie du mietest ne Limousine rede ich mit mir selber laut, natürlich hört er mich. „Ich mach doch nur Spaß haha" fängt er an zu lachen. „Ich weiß gar nicht wann ich das letzte mal einen Anzug anhatte. Guck mal das Ding ist, wenn ich wirklich wollte könnte ich morgen nicht nur das krasseste Auto und die Uhr haben sondern auch extra vorher einen Anzug besorgen. Aber so wie ich dich einschätze und bis jetzt kennen gelernt habe denke ich diese Sachen beeindrucken dich nicht" sagt er sowas von gechillt. Brudi denk ich mir, noch arroganter ging nicht oder. „Ne ne lass mal, weder Anzug noch Auto noch sonst was. Will ich nicht, brauch ich nicht." jetzt höre ich mich verdammt arrogant an. Und es folgt wieder eine peinliche sehr unangenehme Stille.

„Naja Thema Wechsel" sagt er dann irgendwann „also ich komme morgen dann so um 14 Uhr ja?". „Ja das passt gut, ich denke fürs erste möchte ich auch nur in einem Park in der Nähe spazieren. Ich möchte nicht das du viel Geld ausgibst und ich möchte auch nicht das dieser Tag einfach zu viel wird." sage ich aber er scheint mich nicht zu verstehen. „Was meinst du mit zu viel?" Ich höre die Angst in seiner Stimme. Oh nein jetzt denkt denkt der bestimmt irgendwie das ich einfach nur das schnell hinter mir haben will. „Ganz einfach. Ich möchte dich kennen lernen als wäre es ein normaler Alltag. Zeig mir nicht deine beste Seite wenn dies nicht das ist was ich eventuell die nächsten Jahre zu sehen bekomme. Versteht du was ich meine? So ein Date mit Rosen und Anzug und sowas ist natürlich sehr schön wünsche ich mir auch irgendwann. Aber erst wenn ich weiß wer wirklich vor mir steht. Wenn ich weiß was für Gefühle ich habe, dieser Person gegenüber. Deswegen bleib so normal wie du nur sein kannst"... ich mache wieder eine Pause weil mir gerade einfällt das weder er noch diese ganze Unterhaltung normal ist...

„komm einfach um 14 Uhr ohne schnick Schnack okay" beende ich endlich diese widersprüchlichen Aussagen. „Achso meinst du das. Du hast voll recht. Ist besser wenn man sich so kennen lernt. Tmm keine Limousine,kein Anzug und keine Rosen." mein Mundwinkel machen ein trauriges Gesicht wo ich „keine Rosen" höre. Ich bin zwar selbst schuld aber Rosen hätte ich schon gerne aber ist jetzt kein Weltuntergang. „Sorry ich muss weiter arbeiten ich melde mich später ja" meldet er sich noch und ich verabschiede mich von ihm. Und so vergeht auch der Rest des Tages. Eher ruhig und ab und zu kommen Anrufe von ihm.

Es ist Samstag. Ich wiederhole. Es ist SAMSTAG. Ich wache auf und bin schon ein wenig nervös. Mein Outfit habe ich mir extra gestern Abend noch zusammen gestellt. Es liegt auf meinem Stuhl. Kurzer blauer Rock, dicke Strumpfhose und ein weißer Pulli. Werde aber darüber eh einen langen Mantel anziehen denn es ist arschkalt da draußen. Zu meinem Glück hat es auch noch geschneit. Obwohl wir im November sind. Sehr komisch dieses Wetter. Ich erinnere mich an Zeiten da hat es sogar noch im März geschneit. Muss am Klimawandel liegen den die Menschen nicht ernst nehmen. Uns wird der Wandel nicht viel betreffen aber unsere Grosskinder werden es zu spüren bekommen.
Ich sitze vor dem Spiegel und überlege wie ich mich schminken soll. Ich bin kein großer Fan von foundation. Aber ich habe auch nicht viele Pickel oder Narben die man verdecken wollen würde. An dieser Stelle muss ich sagen, jede Haut ist schön. Es gibt kein hässlich. Ich habe mir antrainiert meinen Verstand zu ändern. Habe angefangen alles zu nehmen wie es ist und darin nicht schön oder hässlich zu sehen. Es ist wie es ist und fertig. Ob lang oder kurz, breit oder schmal. Es ist wie es ist.

Ich greife nach dem leicht rosanen liedschatten, der glänzt so schön in der Sonne. Mit nem dunkelbraunen Kajal ziehe ich meinen Eyeliner und ein wenig Mascara kommt dazu. Ich betone gerne die Wangenknochen mit Bronzer. Meine Haare lasse ich offen. Sie gehen bis zur Brust und sind leicht lockig gewellt. Es ist erst 12:30 Uhr, viel zu früh. Aber ich style mich sehr gerne Stunden vorher um pünktlich zu sein.
Jetzt aber bin ich schon fertig und weiß nicht was ich die nächsten Stunden machen soll vor Aufregung.

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