Als Dag wach wurde, war er alleine.
Ihm war direkt kalt, als er es bemerkte, hörte Emma jedoch in der Küche hantieren und fühlte sich ohne Aufenthalt wieder wohler.
Verdammt, hatte er gut geschlafen.
Die erste Nacht und er war nicht schreckhaft wachgeworden, weil Albträume oder die Vergangenheit bei ihm weilte. Ihre Nähe, ihre Wärme, ihre Streicheleinheiten und ihr Herzschlag war einfach etwas, was er wohl dringend nötig hatte.
Dennoch ... er hatte hier geschlafen. Mit ihr geschlafen.
War das richtig?
Alessandra meinte, er solle alles zulassen, aber ... war das nicht doch alles ein wenig zu schnell gegangen?
... und in welche Richtung ging das jetzt genau?
Er wollte hier sein. Das merkte er. Er wollte bei Emma sein. Er wollte sie küssen. Mit ihr schlafen. Mit ihr reden. Mit ihr ... Célia war nun wieder in seine Gedanken und dieses schlechte Gewissen, weil er es nur bei ihr wollte, als sie damals noch gelebt hatte.
Der Umstand, dass Emma ihr so ähnlich sah, hatte ihn vielleicht so schnell seine Mauer umwerfen lassen. Oder?
Aber ... sie war anders. Sie war nicht wie Célia. Ihr Wesen war anders.
Lag es eventuell doch daran?
Weil sie ... nicht Célia war?!
... und weil sie ihm so verdammt noch mal guttat?
Und wie gut.
Dag lächelte und stellte sich vor, mit ihr heut' kuschelnd im Bett zu verbringen. Einfach ihr Dasein zu genießen.
Wenn er jedoch weiter hierblieb, würde daraus nichts werden.
Er schwang die Decke beiseite und suchte seine Boxershorts, denn vollkommen nackt wollte er jetzt nicht darum bitten. Hier ging es schließlich um mehr, als nur Sex.
Er blieb stehen.
Mehr als Sex ...
Wann hatte er zuletzt so etwas ... gedacht?
~ ... es zulassen. ~
Alessandra hatte damit bestimmt gute Gespräche gemeint und nicht das hier. Aber ... sie beide wollten es doch. Emma hatte ihn schließlich zuerst küssen wollen. Und auch ins Schlafzimmer hatte sie ihn geführt.
Es gab also, was das betraf, kein ... Problem.
Zumindest keine ... unausgesprochenen Worte, weil der eine den anderen ... gedrängt hatte.
Dag verließ das Schlafzimmer und der Duft frischen Kaffees strömte in seine Nase.
Emma, die einen kurzen Zweiteiler, wie auch am Morgen nach seinem Fauxpas trug, deckte gerade den Tisch, den sie wohl zuvor abgeräumt hatte.
Der Kuchen fiel ihm direkt ein.
»Hast du jetzt komplett allein' aufgeräumt.«
»Bin ein starkes Mädchen. Das bekomm' ich schon hin.« Sie lächelte ihn an.
Dieses wunderschöne perfekte Lächeln.
Dag ging zu ihr und legte seine Hände auf ihre Hüfte ab, ehe er sie näher an sich zog. »Guten Morgen.« , sagte er.
»Morgen.« , antwortete sie daraufhin leise und ließ sich von ihm küssen.
Keinen Ich-falle-jetzt-über-dich-her-Kuss. Es war ein Sanfter ... mit viel Emotion.
Emma lächelte ihn weiter an und löste sich dann aus seiner Umarmung. »Setz' dich. Ich hab' Kaffee gemacht. Ich bin jetzt mal davon ausgegangen, dass du welchen trinkst.«
»Klar. Muss ja wachwerden.«
Er nahm Platz, während sie ihm eine Tasse einschüttete. »Ja ich trinke auch viel davon. Aber nicht morgens. Da brauche ich schon immer Süßes.« Sie zeigte auf die Pancakes, die sie ebenso schnell gezaubert hatte. »Ich hoffe, du hast auch Hunger.«
»Immer her damit.«
Allein, dass sie sich so eine Mühe gemacht hatte, schmeichelte ihn. Und es tat gut.
Emma setzte sich nun auch hin und legte sich einen Pancake auf den Teller, den sie mit Nutella bestrich und einen Klecks Sprühsahne noch darauf gab. Ihr Blick fiel zu Dag. »Ja, ich weiß. Viele Kalorien und nicht gerade gesund.« Er lächelte ihr zu, jedoch änderte sich seine Miene schlagartig, als sie auch Sahne auf ihr Getränk gab.
»Was machst du?« , fragte er schon fast flüsternd.
»Oh. Ja ich weiß, ...« Sie griff nach einer Streubüchse. »... wir haben noch kein Weihnachten, aber ich liebe den Geschmack von Zimt auf meiner Sahne mit heißem Kakao, und ...«
Dag sprang auf. »Ich ... ich muss geh'n.«
»Was?« Vollkommen derangiert sah sie, wie er kopflos seine Schuhe nahm und dann bemerkte, das er nur seine Boxershorts trug. Dag hatte es anscheinend dringend eilig ... von ihr wegzukommen.
»Ich ... ich ... ich ... hab' einen ... Termin.«
»O-kay.« Ihre Augenbrauen blieben zusammengezogen.
Dag flitzte in das Schlafzimmer und zog sich rasant an. Er musste hier weg. Dringend. Er hatte das Gefühl, jemand schnürte ihm in diesem Moment die Kehle zu.
Sein Blick fiel auf Emma, als er wieder nach draußen trat. Sie saß noch immer an Ort und Stelle und sah ihn traurig und verstört an, doch er konnte darauf nicht eingehen.
Sie würde das niemals verstehen.
Er war kaputt. Das konnte man nicht mehr flicken.
»Tschau ... Emma.« , sagte er zum Abschied mit gebrochener Stimme und ging.
DU LIEST GERADE
Ich sitz' immer noch hier, und schreib' dir diese Zeil'n (Band 2)
FanfictionBAND 2 Dag weiß, dass er nach Célias schrecklichen Abschied nie wieder in der Lage sein wird, eine andere Frau von ganzem Herzen zu lieben. Doch dann trifft er Emma. Er will die Vergangenheit nicht wiederbeleben, nichts empfinden, und kämpft im Z...