»Dag? Was ... was machst du hier?« Emma war sichtlich irritiert ihn hier anzutreffen.
Genauso wie er, dass sie zu so später Stunde irgendwohin wollte. »Emma.« Er stand auf. »Ich ... ich wollt' zu dir. Also ... wir haben keine Zeit ausgemacht, und ... ich ... ich wollt' halt direkt hier sein, ...« Er blickte auf die Uhr. »In ein paar Stunden, wenn du ... Wo ... wo willst du hin?«
»Zu dir.«
»Zu mir?« Sie nickte. »Emma, bevor du ... eine Entscheidung oder so was uns betrifft schon getroffen hast, lass mich bitte erst sagen, was genau ...«
»Ich liebe dich.« , sagte sie, als sie ihn unterbrach, weil sie die Besorgnis in seiner Stimme vernommen hatte. »Egal, welches Hindernis je zwischen uns kommen wird. Ich weiß, dass du und ich eine ganz besondere Verbindung haben.«
»Du ... du verlässt mich nicht?«
»Nein.«
Dag konnte nicht anders, als sie in diesem Moment intensiv zu umarmen. Er drückte sie nahe an sich. »Ich liebe dich Baby. Ich liebe dich wirklich.«
Emma vernahm die Schritte hinter Frau Oberboerschs Haustüre. »Lass uns reingehen. Lass uns ... reden.« Sie nahm Dags Hand und ging zurück in ihre Wohnung.
»Du hast geweint.« , sagte er, als er ein wenig verloren herumstand. »Wegen mir?«
Sie wischte erneut über ihre Wangen, obwohl sie die Tränen ja bereits entfernt hatte. »Ich ... ich hatt' einen ... sehr intensiven Traum.« Die Schuhe zog sie aus, ehe sie auf ihrer Couch platz nahm. Dag kam langsam näher und holte einen Zettel hervor, den er ihr schließlich hinhielt. »Was ist das?«
»Der Beginn ... meiner ... Geschichte.«
Sie nahm diesen in ihre Hände und wartete, bis Dag sich ebenso hingesetzt hatte, bevor sie diesen auseinanderfaltete.
Hallo Dag,
Ich möchte im Voraus erwähnen, dass du dir keine Schuld geben sollst. Ich habe in der letzten Zeit so viel geweint, so viel Trauer und Angst verspürt, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Doch du warst ebenfalls da ... und hast mir immer wieder eine andere Seite gezeigt. Dafür bin ich dir dankbar.
Es ist meine eigene Schuld, dass es so weit kommen musste. Ich will, dass du das weißt. Du hast keinen Grund dazu, traurig zu sein, denn ich war nur deine Last. Auch wenn du das vielleicht nicht wahrhaben möchtest.
Ich spüre den Hass auf mich selber, weil ich dich in mein verficktes Leben gezogen habe. Das war dir gegenüber nicht fair. Du bist ein toller Mensch Dag.
Ich war es nie.
Ich bin nicht gemacht für diese Welt. Ich habe genug erlebt in meinem Leben, und es reicht mir. Das Leben, welches man mir geboten hat, ist einfach zu schwer, ich kann es nicht mehr bewältigen. Mir fehlt die Kraft dazu.
Es tut mir leid, dich zurückzulassen mit dem Wissen, das all deine Bemühungen umsonst waren. Du hast so viel Energie für mich verschwendet und ich konnte dir nie etwas zurückgeben. Ich hasse mich dafür.
Du hast Besseres verdient.
Auch wenn ich es dir nicht richtig zeigen konnte, will ich, dass du weißt, wie sehr ich dich liebe. Es war keine Lüge. Ich liebe dich wirklich.
Ich habe eine Bitte an dich. Schau' nicht zurück. Leb' ein erfreuliches sorgfreies Leben, ohne die Last mich weiter durch deine Lebensreise tragen zu müssen.
Werde glücklich.
In Liebe, Célia.
Emma sah ihn bildlich vor sich. Den jungen Dag, der den Block von seiner Fußmatte hochgehoben hatte und ... diese Zeilen damals gelesen hatte.
War es ... wirklich genauso geschehen?
»Ich hab' ihren Wunsch nicht erfüllen können.« , sprach er leise, als sie ihn anblickte. »Ich hab' in der Vergangenheit gelebt. Ich hab' sie getragen. Tag für Tag und Nacht für Nacht. All die Jahre ... bis du in mein Leben getreten bist.«
»Sie ist ... gestorben?« Emma wusste die Antwort, aber ... musste es irgendwie hören, um es greifend glauben zu können.
Er nickte. »Ja. Sie hat sich das Leben genommen. Ich ... ich konnt' sie nicht retten.«
Emma las sich die Zeilen ein zweites Mal durch. Diese arme gebrochene Seele. Und ohne es gewollt zu haben, hat sie Dag mit in den Abgrund gerissen. Sie war gegangen mit dem Gedanken, dass er frei sein würde. Dabei hatte er sie gebraucht.
~ er braucht dich Emma. ~
Sie sah in seine blauen Augen und legte ihre Hand auf seine Wange. »Es tut mir so leid. Ich ... ich hätte sofort mit dir reden sollen. Dir zuhören sollen, statt falsche Schlüsse zu ziehen.«
Dag legte seine Hand auf ihre. »Nein. Ich kann dich verstehen. Ich hätte dir all das nicht verschweigen dürfen. Nicht so abrupt von mir wegschieben dürfen. Sie ... Célia ist ein Teil von mir, und das hätte ich dir sagen müssen.«
»Sie war dir sehr wichtig.«
»Ja. Sie ... sie ist damals in mein Leben gestolpert, und ... nachdem sie ...« Er stoppte kurz ab. »Ich wollte nicht, das jemand ihren Platz in meinem Herzen einnimmt. Ich habe jede Frau auf Abstand gehalten ... und dann kamst du. Es war so ... einfach dich zu lieben. Du hast mir so vieles im Leben zurückgegeben. Licht ... und Liebe. Ich ... ich habe mich extrem schnell in dich verliebt, weil es keineswegs falsch war.«
»Wir sehen uns ähnlich.« , sagte sie leise. »Liegt es ... daran?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Wirklich nicht. Ich bin vor dir geflohen, weil ... ich Angst hatte. Aber du bist nicht sie und ... siehst auch nicht haargenau aus wie sie. Vielleicht war da anfangs dieser ... Lichtschimmer, du hättest sie sein können, wenn sie nicht ...« Er stoppte nochmal ab und nahm ihre beiden Hände, die sie mittlerweile auf ihren Schoß gelegt hatte, in seine. »Du bist anders. Ganz anders. Und das ist der eigentliche Grund, wieso ich dich liebe.«
»Der Kakao.«
»Ja. Das ist eine Gemeinsamkeit. Das stimmt. Célia hat auch immer diesen auf die Art und Weise getrunken. Und ... deswegen bin ich auch geflohen.«
»Du hast Briefe an sie geschrieben, weil ... sie dir gefehlt hat?!«
»Célia hat mir nur das hinterlassen.« Er zeigte auf den Zettel. »Vielleicht war das meine Art, ihr Lebewohl zu sagen. Auch wenn es ein langer Prozess war. Ich habe aufgehört, als es ... auf irgendeine Art nicht mehr notwendig war. Ich ... ich habe keine weitere Célia benötigt. Das war es nicht, was erforderlich gewesen wäre, um mich zu heilen. Das hat mir nicht ... gefehlt. Ich brauche dich Emma. Du warst es irgendwie, die mir im Leben gefehlt hat.«
~ er braucht dich Emma. ~
»Und ich ... brauche dich Dag.« Sie küsste ihn. »Wir brauchen uns.«
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Ich sitz' immer noch hier, und schreib' dir diese Zeil'n (Band 2)
FanfictionBAND 2 Dag weiß, dass er nach Célias schrecklichen Abschied nie wieder in der Lage sein wird, eine andere Frau von ganzem Herzen zu lieben. Doch dann trifft er Emma. Er will die Vergangenheit nicht wiederbeleben, nichts empfinden, und kämpft im Z...