Reisebeginn

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8.Kapitel

REISEBEGINN

Maple Falls

August 2040


Da sie nun weitestgehend alles zusammengetragen hatten, ihre Gepäck stand bereits abmarschbereit, konnte es losgehen.

Marga war besorgt aber wusste, sie konnte die beiden jungen Männer nicht aufhalten. Um Joshua machte sie sich keine Sorgen, er hatte es häufig hierher geschafft ohne gesehen zu werden aber die Jungs waren nie aus dieser Kleinstadt herausgekommen. Sie waren hier zwar trainiert und gut ausgebildet worden, nach den Vorgaben die sie von Alec erhalten hatte, aber sie hatte die Zwei nie in eine andere Stadt mitgenommen.

Er war derjenige gewesen der am längsten das Training von Manticore durchlaufen hatte und kannte alle wichtigen Details und alle Einheiten des Trainings haargenau.

Er war es auch gewesen, der Joshua regelmäßig losgeschickt hatte um nach dem Rechten zu sehen. Sie hatte sogar immer wieder das Gefühl gehabt von ihm beobachtet zu werden. Er hatte regelmäßig Anweisungen geschickt und war dabei nicht immer zimperlich gewesen.

So hatten die beiden Kinder von klein an strenge und oft harsche Anweisungen befolgen müssen. Sie selbst hatte versucht ihr Bestes zu tun um den Beiden trotz allem ein zu Hause zu schaffen in dem sie sich wohl und geborgen fühlten und sich nicht auflehnten gegen die oft harten Trainingsanforderungen.

Beide hatten mehr als einmal geweint und waren verzweifelt gewesen, hatten Fragen gestellt und sich nach ihren Eltern gesehnt aber sie musste zum Schutz der Beiden ihr Mitgefühl unterdrücken und weiterhin versuchen die beiden bei Laune zu halten.

Schlußendlich war es dann aber gar nicht so schwer gewesen, denn die beiden fanden in der kleinen Stadt schnell das Gefühl der Gemeinschaft und der Zugehörigkeit, sie waren hart im Training, unglaublich schnell beim Lernen und im Laufe der Jahre immer belastbarer geworden. Da die Trainer auch aus der X-Reihe stammten war den Jungen nicht bewusst gewesen wie besonders sie waren und wieviel mehr sie leisten konnten als jeder normale Mensch. Sie fühlten sich normal und das war ihr mehr als lieb gewesen all die Jahre. Nur wenn die beiden tagelang im Nationalpark umherstreiften packte sie die Angst ob die Familiars ihnen nicht doch irgendwo dort draußen aufgelauert hatten. Sie war jedesmal froh und erleichtert gewesen wenn sie wohlbehalten zurück kamen.

Nun aber sollte es tatsächlich ein Abschied auf unbestimmte Zeit werden. Sie musste die beiden ziehen lassen.

Diese Entwicklung war vorhergesehen und auf gewisse Weise im grundlegenden Plan bereits angelegt, aber Marga wusste nun trotz allem nicht ob das der richtige Weg sein sollte.

Ben kam die Treppe herunter. Er trug über seinem Hoodie und der etwas ausgewaschenen Jeans eine Lederjacke und Marga war kurz nicht sicher wen sie da vor sich hatte. Der 15Jährige, so ähnlich dem damals mit Max hier eintreffenden Alec, sie wunderte sich wie dieses kleine Bündel das sie damals von ihm übergeben bekommen hatte bereits jetzt schon so erwachsen wirken konnte und noch mehr auch Alec so unglaublich ähnlich werden konnte.

Wohl musste das Training und all seine Anweisungen aus seiner eigenen Erfahrung bei Ben viel Einfluß gehabt haben.

Seth hatte sich eine alte Truppentarnhose aus dem Manticorefundus herausgekramt. Er hielt es etwas praktischer mit den Klamotten und stand nun da neben Joshua, sah gegenüber des Hünen fast klein und zart aus aber strahlte wie immer eine enorme Kraft und unumstößliche Selbstsicherheit aus.

Sie waren bereit, das sah nun auch Marga ein.

Sie ging kurz in die Küche und mit einem Lächeln gab sie jedem der drei Reisenden nun noch ein kleines in Papier gepacktes Vesperpäckchen in die Hand. Ben reichte sie ein letztes Mal seine Medikamente und er blickte sie dankbar an wie er es früher schon immer getan hatte. Er hatte eine tiefe Dankbarkeit im Blick schon seit dem ersten Moment als sie ihn als kleines Bündel entgegen genommen hatte.

Sie hatte ebenfalls bereits gepackt und würde nun vor dem Trio das Haus verlassen und sich verabschieden müssen.

Es war später Nachmittag und sie musste den Zug nach Canada zu ihrer Tochter nehmen um dann endlich nach so langer langer Zeit ein bißchen so etwas wie ein Familienleben führen zu dürfen.

Sie hatte es gerne getan. Die zwei jungen Männer waren ihr sehr schnell ans Herz gewachsen und sie ging nun mit einem weinenden aber auch einem lachenden Auge.

Sie umarmte die jungen Männer, verabschiedete sich von den beiden und brach auf. Im Schutz der Dämmerung würden die drei dann später ebenfalls das Haus verlassen und ihre Suche nach ihrer Identität antreten.

Ben, Seth und Joshua hatten noch einmal alles kontrolliert und das Gepäck mehr als einmal erneut gesichtet da fiel Ben die Karte ein. Die Karte steckte noch immer in der Schublade aus der er das Band für ihre Anhänger herausgezogen hatte. Er steckte sie ebenfalls ein ohne zu Wissen wozu er genau diese Karte noch brauchen würde.

Langsam wurde es draußen schummrig, die Dämmerung und damit ihr Aufbruch rückten immer näher.

Als es endlich soweit war, sahen sich die beiden in die Augen und Seth nickte Ben zu als ob er sagen wollte:

„Alles in Ordnung, wir tun das Richtige".

Joshua war bereit und sie sahen sich ein letztes Mal um, bevor sie für immer die Tür des kleinen Landhauses, ihres Zuhauses, hinter sich schlossen. Es war schnell dunkel geworden und man erkannte nur drei Schatten, die den Hügel in Richtung Nationalpark hinauf gingen.

Die Drei standen gerade an jenem Ort an dem Alec damals gewartet hatte bis Max grünes Licht gab ob sie am richtigen Haus waren. Dem Ort an dem Alec damals halb versteckt stehen blieb, ohne vom Haus aus gesehen zu werden, da geschah das Unfassbare.

Sie hörten etwas wie eine Detonation, sahen einen riesigen Feuerball, zerberstende Holzbalken, splitterndes Glas, in einer Sekunde stand das kleine Landhaus in Flammen.

Eine Druckwelle mit heißer Luft erreichte sogar noch ihren Standort und instinktiv warfen sich die Drei auf den Boden. Die Flammen erleuchteten ein großes Areal um das Haus herum, allerdings nicht den Bereich in dem die Drei gerade zu Boden gegangen waren.

„Feind"! kam es Joshua nur über die Lippen und „Lauft", war noch zu hören bevor der Riese aufsprang und rannte als ob der Teufel persönlich hinter ihm her wäre.

Ben und Seth taten es ihm gleich und rannten, sie rannten und rannten bis sie tief im Nationalpark waren.

„Was zum Teufel war das", brachte Seth atemlos hervor als sie sich dort im Schutz der Bäume eine kurze Verschnaufpause zur Orientierung gönnten.

„Familiars"!

Joshua sagte das mit einem Unterton, der die beiden Jungen zum schaudern brachte.

Nun war es also soweit. Die Beiden sahen sich entschlossen aber auch besorgt an und Beiden war klar dass nun schwierige Zeiten bevorstanden denen sie sich stellen mussten.

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