Klarheit

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23.Kapitel
KLARHEIT

Seattle
Januar 2041

Es war schon recht spät mittlerweile und Alec lief ziellos auf dem Gelände umher.
Er hatte sich mittlerweile beruhigt und war gerade zu dem Entschluss gekommen doch wieder zurück zu den Anderen zu gehen da sah er Nika und Ben.
Er schlich sich leise heran und blieb versteckt im Schatten während er etwas lauschte.
Nika und Ben waren immer noch in einer hitzigen Diskussion aber hielten sich zumindest schon wieder an den Händen was nicht das schlechteste Zeichen in dieser Situation sein konnte.

„Ich glaube ich habe mich sowieso schon verplappert", sagte Ben ihr mit einem schiefen Grinsen.

Nika sah ihn strafend an und boxte ihn gegen die Brust. Ziemlich hart wie es schien denn er stöhnte etwas auf.

„Das heißt also wir ziehen das durch?"

„Ja Nika, wir, zusammen mit meiner Familie, wir werden das schon schaffen.

Mit diesen Worten zog er sie zu sich heran und umarmte sie. Er zog sie an seine Brust und küsste sanft ihr Haar. Alec erkannte sich und Max in dieser Situation und im gleichen Moment wusste er, dass er genau das auch schon von Anfang an wollte, er hatte Max schon immer geliebt.
Alec ging leise zurück ohne gesehen zu werden und machte sich auf den Weg zu Max.
Er lief durch die Dunkelheit und bemerkte erst jetzt dass er beobachtet wurde. Eine Drohne flog am Grenzzaun entlang und filmte.
Hatte diese Drohne ebenfalls die Szene zwischen Ben und Nika gefilmt?
Alec wurde schnell klar, es musste sich um eine Spionagedrohne der Familiars handeln. Sie durften nicht erfahren wo Ben sich aufhielt geschweige denn wie sie ihn erpressen konnten und so wie er es gerade verstanden hatte und was er gesehen hatte, hatten sie nun zwei ganz und gar zur Erpressung taugliche Motive auf Kamera. Nika und das ungeborene Kind. Kind! Alec lief es kalt den Rücken hinunter. Wie konnte das passieren? Naja er wusste natürlich wie, aber die Frage die sich ihm stellte war eigentlich wie die zwei Teenager so unvorsichtig hatten handeln können. Er war wütend auf die Beiden. Aber gleichzeitig war er eben Alec, der, der alles auf die leichte Schulter nahm, mit Witzen überspielte und nie jemanden an sich heran ließ. Wie sollte er denn jetzt mit diesem ernsten Thema umgehen?
Die einzige Möglichkeit und Person, die ihm einfiel, die halbwegs mit seinem Seelenleben vertraut war, war Max und die hatte er kurz zuvor in einem nicht sehr galanten Ausbruch sitzen gelassen obwohl er ihr versprochen hatte seine Fassade ihr gegenüber nicht wieder so weit hoch zu ziehen. Er hatte es wieder getan. Sie ausgeschlossen. Er musste sie suchen und versuchen das nochmal gerade zu rücken immerhin war er sich seiner Gefühle mittlerweile einiges bewusster geworden.
Er war schnell zurück an der Halle und in der Einsatzzentrale. Die Feier war immer noch in vollem Gange und er wäre nicht Alec gewesen wenn er sich auf der Suche nicht den ein oder anderen Kurzen und dazu noch ein, zwei Bier geschnappt hätte. Bis er Max endlich gefunden hatte, hatte er einen ordentlichen Pegel erreicht und seine Hemmungen weitestgehend verloren. Als er sie dort sitzen sah, wie sie mit Seth und Grey amüsierte und einfach losgelöst von allen Probleme lachte rutschte ihm das erste Mal in seinem Leben beinahe das Herz in die Hose. Dieses Gefühl kannte er nicht, er hatte es noch nie gehabt, was war das, es fühlte sich komisch an unsicher zu sein, nicht zu wissen was man sagen sollte, etwas zu schwitzen und gleichzeitig eine Gänsehaut zu bekommen. Er atmete tief durch und ging trotzdem in üblich cooler Manier auf Max zu.
Als sie ihn kommen sah und ihn ansah stand sie auf, sie funkelte ihn erstaunlich böse an. Das erste Mal beeindruckte ihn dieser Gesichtsausdruck zumal er wahrscheinlich der einzige war der sie derart verärgern konnte. Trotzdem ging er mit wild pochendem Herzen weiter. Max neigte den Kopf, Alec wusste sie konnte seinen Herzschlag hören und sie konnte seine feinen Schweißperlen auf der Stirn erkennen. Er konnte sich nicht verstecken daher ging er einfach immer weiter. Als er direkt vor ihr stand legte er wortlos eine Hand um ihre Taille, zog sie zu sich heran und küsste sie. Zuerst spürte er ein wenig Widerstand in ihr aufkeimen aber in wenigen Sekunden und etwas mehr Zug durch seinen Arm an sich heran, brachte er sie aber dazu sich ihm hinzugeben. Die Welt stand still für die Beiden, Grey und Seth blieb der Mund offen stehen und der gesamte Saal wurde still. Doch plötzlich ging ein Raunen durch die Halle, Joshua jaulte und alle, gar alle brachen in Jubel aus. Mit dieser Menge Aufmerksamkeit hatte sogar Alec zu kämpfen obwohl er der wohl egozentrischste Typ war, der hier im Raum anwesend war. Er errötete. Max sah ihn an und konnte es kaum glauben was sie dort sah. Der Jubel der Halle riß sie mit sich und sie fiel ihm einfach um den Hals. Doch eine kleine Spitze konnte sie sich nicht verkneifen.

„Deine Farbe gefällt mir", flüsterte sie ihm ins Ohr.

Alec wollte die Augen verdrehen doch in diesem Moment vergrub er lieber sein Gesicht in ihrer Haarpracht um wenigstens kurz zu Atem zu kommen und es war gut dass alle Anwesenden sich schnell wieder der Feier widmeten denn nur so schien endlich seine normale Farbe wieder zurück zu kehren. Er sah Max an und sie erwiderte seine stille Frage. Sie waren nun ganz offiziell und endlich das was sie schon lange sein wollten und erst gerade wirklich verstanden hatten: EIN PAAR

Nika und Ben betraten in dem Moment die Halle in dem sich Max und Alec küssten. Hand in Hand standen sie dort am Eingang. Beobachteten die Reaktion der gesamten transgenetischen Gemeinde und warfen sich einen liebevollen Blick zu. In diesem Umfeld in dieser Sicherheit konnte nichts, garnichts, sie zweifeln lassen alle Hürden der kommenden Zeit zu überwinden.

Maple FallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt