Kapitel 3: Bilder der Vergangenheit

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Sirena hatte die Tore wieder geschlossen und zeigte nun den Piraten, die auf dem Schiff gewesen waren, den Weg nach oben. Shanks war sofort aufgefallen, wie schweigsam sie war. Auch Ben und Yasop waren seltsam still, hoffentlich war alles in Ordnung. „Was ist euch beiden den über die Leber gelaufen?", feixte er munter, doch Ben und Yasop sagten nichts von Sirenas trauriger Geschichte. „Wir dachten schon es sei was schief gegangen.", lachte Yasop und zwinkerte Sirena heimlich zu. Alle waren jetzt hundemüde und freuten sich auf ein weiches Bett, nur Shanks war hellwach. Er saß in seinem Zimmer und sah sich ein altes Foto von Gol D. Rogers Bande an. Wie lange hatte er nicht gewagt es anzusehen? Mindestens neun Jahre waren vergangen seitdem er bei Gol D. Rogers Hinrichtung zugesehen hatte, jetzt nahm er ein anderes Foto in die Hand, es zeigte einen kleinen Jungen und ihn selbst. Er lächelte und strich dem Jungen auf dem Foto liebevoll über das Gesicht. Nach dem Tod seines Käpt'ns und der Auflösung seiner Bande hatte er, seine jetzige Bande gegründet und sie waren lange im Windmühlendorf, im Eastblue geblieben. Dort lernte er den kleinen Jungen Ruffy kennen. Ruffy war sofort beeindruckt von ihm, dem Roten Shanks. Shanks mochte den Kleinen und wurde sein großes Vorbild. Er dachte daran wie Ruffy ihm damals von seinem großen Traum, „König der Piraten" zu werden, erzählt hatte und wie sehr Shanks gelacht hatte. Als Ruffy bei einem von seinen Landgängen in Ruffys Heimat unbeabsichtigt von der „Gum-Gum-Teufelsfrucht" aß, wurde er zu einem Gummimenschen, wodurch er seinen kompletten Körper überdehnen kann, aber die Fähigkeit zu schwimmen verlor. Ruffy wollte Shanks beweisen wie mutig er war und brachte sich selbst in große Gefahr. Bei dem Versuch den Kleinen zu retten hätte er selbst beinahe seinen Arm verloren, damals gab er Ruffy das Kostbarste was er besessen hatte, den legendären Strohhut von Gol D. Roger. Shanks legte die Fotos zur Seite und seufzte, Ruffy war ein großartiger Mensch und er, Shanks wünschte sich nichts sehnlicher als das Ruffys Traum, wahr werden sollte. „Ach, Ruffy ist so ein Sturrschädel, der schafft das doch mit Links!", sagte Shanks zu sich selbst und beschloss sich die Beine zu vertreten. Er schlich sich leise durch den Flur und am Gastraum vorbei, als er bemerkte das dort noch Licht brannte. Leise öffnete er die Tür und sah einen Eimer mit Wasser und Sirena! Sie lag auf dem Boden und Shanks dachte schon das Schlimmste als er zu ihr eilte, doch sie schien nur zu schlafen. Er sah die Scheuerbürste in ihren Händen und bemerkte den Duft von gewaschenem Holz. „Sie hat es wieder mal nicht ins Bett geschafft.", sagte eine Stimme und Shanks schrak mächtig zusammen. Hinter der Theke stand Doger und lächelte. „Macht sie so etwas öfters?", fragte Shanks und sah ihn jetzt lächelnd an. Doger nickte und deutete auf ein kleines Sofa und Shanks hob Sirena vorsichtig hoch und legte sie auf die weichen Kissen. Danach setzte er sich zusammen mit Doger an einen Tisch und der Alte stellte ihm ein Glas Rum hin. „Sie sieht so zierlich aus, aber das täuscht. Sie leistet großes und beschwert sich nie! Manchmal putzt sie, so wie heute, bis spät in die Nacht nur um es den Gästen so bequem wie möglich zu machen.", sagte Doger und stieß mit Shanks an. „Sie tut nie etwas für sich selbst, ist zu allen immer lieb und fair und abends liegt sie auf dem Fußboden und schläft! Sie sollte es einfacher haben! Aber jedes Mal wenn man dieses Thema anspricht, wird sie wütend und arbeitet noch härter!", brummte Doger und sah trotzdem liebevoll zu seiner Enkelin. Shanks sah es in seinen Augen, er liebte seine Enkelin. „Arbeitet sie den immer auf dem Markt oder hier?", fragte er und Dogers Miene wurde noch ernster, „Ja und als würde das noch nicht reichen, hilft sie jedem der Hilfe braucht, mal ist sie eine Erntehilfe, mal ein Kindermädchen und immer wenn sie selbst Hilfe braucht ist sie zu Stolz darum zu bitten!", „Hat sie den keine Freude mit denen sie etwas unternimmt?", „Nein, mein Junge, Sirena lebt nur um zu arbeiten, ach wie würde meine Tochter mit mir schimpfen wenn sie sehen könnte wie sehr sich das arme Kind quält! Seit dem Tod meiner Tochter und ihrem Mann, sind Sirena und ich allein, Sirena hat niemanden außer mir und wie du selbst siehst bin ich nicht mehr der Jüngste! All die anderen in Sirenas Alter gehen fort um die Welt zu entdecken und obwohl Sirena selbst einen großen Traum hatte, bleibt sie hier und arbeitet sich kaputt!", sagte er traurig und schenkte ihnen nach. „Darf ich fragen welchen Traum sie hatte?", fragte Shanks und stieß sein Glas an das von Doger. „Sie wollte früher das werden, was du bist!", lachte Doger und sah ihn zwinkernd an. Shanks klappte die Kinnlade runter, „Sie... sie wollte Pirat werden?", fragte er und sah das Mädchen skeptisch an. Doger nickte, „Ja, sie wollte eine Piratin werden!", „A-aber wieso?", „Weil ihr Vater einer war! Sie wollte immer zusammen mit ihm in See stechen, doch als er und meine Tochter gestorben sind war auch Sirenas Traum gestorben! Sie hat niemals mehr darüber gesprochen und dann hat sie diese verdammte Teufelsfrucht gegessen und wurde noch einsamer. Erst als alle erkannten wie kostbar, praktisch und schön ihre Kristalle waren, kamen alle zurück, wie die Motten zum Licht! In Wahrheit liegt ihnen doch gar nichts an Sirena!", „Großvater wie kannst du nur!", rief Sirena plötzlich und Doger zuckte ertappt zusammen. „Ist doch wahr Sirena! Alle sind doch nur so nett zu dir weil deine Kristallwerke so wundervoll sind, aber war einer hier als du dich damit abgemüht hast das Hotel aufzubaun? Nein und wie haben sie reagiert als du die Teufelsfrucht gegessen hattest? Hast du wirklich vergessen wie sehr sie dich als abartiges Monster beschimpft haben und jetzt da kommen sie alle mit, „Liebe Sirena, Wundervolle Sirena, Kleine arme Sirena", Mensch Kind mach die Augen auf! Deine Eltern hätten nicht gewollt dass, du so ein Leben führst!", schrie Doger und schlug mit der Hand auf die Tischplatte. Shanks war sich nicht sicher was er dazu sagen sollte, doch Sirena nahm ihm diesen Gedanken schnell ab, ihr Gesicht färbte sich rot und sie schrie, „Sieh es endlich ein, Menschen ändern sich und mit ihnen ihre Wünsche, Hoffnungen und Träume! Die Menschen haben einen Fehler gemacht und weiter? Sie versuchen es wieder gut zu machen und das ist doch was zählt!", „Sirena, es mag ja sein dass, sie es nicht böse gemeint haben und das es ihnen jetzt Leid tut, aber das ändert doch nichts daran das du dich selbst aufgegeben hast!", sagte Doger jetzt sanfter, doch Sirena sah zum Boden und atmete schwer. „Mein Traum war es mit Papa in See zu stechen und ohne ihn wäre es nicht dasselbe! Ich wollte all die Orte sehen die er zusammen mit Gol D. Roger gesehen hatte, ich wollte ihm zeigen dass, ich es Wert bin Sirena Silvers genannt zu werden! Aber er und Mama sind tot!", sagte sie und Shanks glaubte eine Träne zu sehen, doch Sirena drehte sich abrupt um und rannte aus dem Raum. „Hat sie gerade Silvers gesagt? Rayleigh Silvers, war also ihr Vater?", stammelte er als langsam begriff was Sirena gesagt hatte. Doger nickte und führte ihn zum Garten. Shanks sah den Namen sofort und fiel auf die Knie, sein früherer Vize- Chef war tot und er hatte sich nicht mal verabschieden können. Nach einigen Minuten in denen Doger ihn alleine gelassen hatte, wurde ihm einiges schmerzlich bewusst, erstens, er hätte sich öfters bei Rayleigh melden sollen, zweitens, der Urlaub war dahin, drittens, einer wütenden Sirena kam man besser nicht in die Quere und viertens, Sirena arbeitete wirklich zu viel! Und wenn er schon einen solchen Schmerz fühlte, wie musste sich dann erst Sirena fühlen? Hier wo sie nur wegen ihren Fähigkeiten geliebt wurde, wo sie immer wieder an alles erinnert wurde? Wie einsam musste sie sein? Und wo war sie jetzt? Er sah sich suchend um und sah sie unten am Strand stehen. Shanks rannte die Steintreppe an der Klippe runter die zum Strand führte und sah wie sie bis zu den Knien im Wasser stand. Die kalte Morgenluft verfing sich in ihren langen Haaren und lies sie wild umher wehen. Er fror und er war wesentlich wärmer angezogen als Sirena! Vorsichtig trat er an sie heran und legte ihr seinen Mantel um die Schultern. Sichtlich erschrocken sah sie ihn an und dann murmelte sie etwas was Shanks kaum verstand, „Ich wusste wer du bist und ich wollte dass, du Abschied nehmen kannst. Und...", sie zitterte und schluchzte leise, „Und?", fragte Shanks leise nach und stellte sich neben sie. „Und... ich war gespannt auf dich, weil Papa so viel von dir erzählt hatte.", klapperte sie mit den Zähnen. „Wir sollten reingehen, dann kannst du mir alles erzählen.", schlug Shanks vor und Sirena nickte. Drinnen in Sirenas Zimmer waren viele Erinnerungen, doch Sirena griff nach einem alten Buch und gab es Shanks ohne etwas zu sagen.


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