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23. August 2022

ALICE WÄLZTE SICH unruhig in ihrem Bett hin und her. Sie konnte einfach nicht einschlafen, denn morgen stand das alljährliche BBQ bei den Potters an. Es war jedes Mal eine absolute Tortur für sie. Jedes Mal musste sie vorgeben, dass nichts wirklich Bedeutendes zwischen ihr und James vorgefallen wäre und sie sich einfach nur auseinandergelebt hätten. Wenn es doch nur so einfach wäre.

Wie jedes Jahr weckte diese Feier verdrängte Erinnerungen in ihr hoch. Erinnerungen an früher, wie sie und James im riesigen Garten der Potter Verstecken gespielt hatten und jede Runde fast zwei Stunden gedauert hatte, da sie mit ihrer Kinder-Magie es immer wieder schafften den anderen auszutricksen.

Oder wie sie gemeinsam das erste Mal geflogen sind. Unter der Aufsicht von Ginny Potter natürlich, einer der erfolgreichsten Quidditch-Weltmeisterinnen (unter keinen anderen Umständen hätte ihr Vater ihr es erlaubt sich einem Besen auch nur anzunähern), flogen sie ihre ersten Runden und probierten schon damals mit dem Quaffel zu spielen. (Das wusste Neville natürlich nicht, sonst hätte er wahrscheinlich einen Herzinfarkt bekommen)

Bei diesen Gedanken legte sich ein Mantel von Traurigkeit um sie. Trauer um die verlorene Freundschaft, um die verlorene Liebe. Sie spürte einen tosender Sturm der in ihrem Herzen wütete und alle Traurigkeit und Wut von damals wieder hoch wirbelte. Ein paar Tränen kullerten ihre Wangen hinunter. Sie hasste es wenn sie so gefühlsdusselig wurde und verabscheute folglich diese Tage, wenn sie dazu gezwungen war an James zu denken.

Dennoch ließ sie ihr erstes Schuljahr/ das Jahr in dem ihrer jahrelangen Freundschaft endete, Revue passieren, in der Hoffnung danach endlich einschlafen zu können. Es wurde eine Art Routine, am Vorabend des BBQ daran zu denken, um darauf gefasst zu sein, James in seiner natürlichen, fröhlichen Art, die er bei seiner Familie besaß, zu begegnen. Und am aller wichtigsten, nicht darauf reinzufallen.

Sie dachte an die Auswahlzeremonie in Hogwarts. Sie weiß noch, dass James und sie inständig hofften ins gleiche Haus zu kommen, weswegen die Erleichterung groß war als sie Gryffindor zugeordnet wurde, denn für James kam nur ein Haus in Frage.

Doch als James den sprechenden Hut wieder absetzte und (zu niemandes Überraschung) zum Gryffindor-Tisch eilte, wurde er von so vielen fremden Leute in Beschlag genommen, dass er die auf ihn wartende Alice völlig übersah und sich zu den begeisternd fragenden Schüler setzte. Für sie war das wie ein Schlag ins Gesicht. Jedoch redete sie sich noch ein, dass er dies sicherlich nicht absichtlich gemacht hatte.

In den darauf folgenden Monaten wurde dieses Benehmen , sie, Alice, links liegen zu lassen um bei seinen neuen "Freunden" zu sein, aber zur Norm. Alice verkroch sich immer mehr in ihrer Höhle und fing an eine Mauer um sich zu bauen. Die sie, bis zum jetzigen Zeitpunkt, nur selten fallen ließ.

James suchte immer Ausreden, warum er fast keine Zeit mehr mit ihr verbrachte und ihr Jüngeres-Ich glaubte natürlich den stumpfen Unwahrheiten, die aus seinem Mund quollen.

Eines Nachmittags jedoch, sie war gerade am Weg zur Bibliothek, wie üblich, hörte sie aufgeregte Stimmen. Schnell ging sie weiter. Sie war nicht sonderlich erpicht darauf, jemand anderem bei Privatgesprächen zuzuhören, als sie plötzlich ihren Namen hörte. Erstarrt blieb sie stehen und beugte sich vorsichtig um die Ecke um zu erkennen wer da über sie redete.

Es war James, umzingelt von seinen Verehrern, oder wie er sie nannte, Freunde, doch es war klar, dass sie nur an ihm klebten, um entweder so viel wie möglich von Harry Potter zu erfahren und/ oder es einfach toll fanden von James als Freund betitelt zu werden.

Keiner dieser Jungs war sein wahrer Freund, doch James genoss diese Aufmerksamkeit in vollen Zügen. Natürlich würde er auch alles dafür tun, es so zu belassen, denn (und das wusste nur sie) er stand unter einem enormen Druck, den Erwartungen die man an ihn hatte, gerecht zu werden. Und dazu gehörte scheinbar auch, ein gewisses Grad an Beliebtheit.

Alice wollte schon fast um die Ecke biegen, denn es war schließlich nur James, als sie es hörte.

"Wer Alice? Nein, die ist nicht meine Freundin, ich meine, sie ist total uncool und verklemmt, dass wäre ja eine Qual mit der freiwillig Zeit zu verbringen."

Es folgte laustarkes Lachen der anderen, manche klopfen James stolz auf die Schultern, doch das alles bekam sie gar nicht mehr mit. Tränen verschleierten ihr Sichtfeld und sie schaffte es nur mit Müh und Not in den Gryffindor Gemeinschaftsraum zu gelangen.

Die darauffolgenden Nächte weinte sie sich in den Schlaf, war im Unterricht nur physisch anwesend und aß nur wenig. Freunde hatte sie nur wenige, keine mit denen sie so wirklich über ihre Gefühle reden wollte oder konnte. Außerdem dachte sie eh, dass jeder hinter ihrem Rücken schlecht über sie sprach, also machte sie sich erst gar nicht die Mühe.

Rückblickend, dachte sich Alice, konnte man ihr erstes Schuljahr wirklich als Desaster beschreiben und keineswegs abenteuerlich und voller schöner Momente, wie es ihr Vater ihr immer beschrieben hatte.

Das Nachdenken jedoch zeigte Wirkung und kurz darauf fiel sie in eine unruhigen Schlaf.

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