kapitel 9

17 0 1
                                    

ALS ALICE NACH dem Abendessen in ihren Schlafsaal trat, sah sie James auf der Couch sitzen, ein Buch in der Hand haltend.
Warte was? Ein lesender James war eine seltene Ansicht.

Verwundert zog sie sich ihre Schuhe aus und schlüpfte in ihre gemütlichen Hausschuhe, die sie immer in Gemeinschaftsräumen oder in der Bibliothek spät abends trug.
Sie machte sich auf zu ihrem Zimmer, als James sie entdeckte. Er machte sofort Anstalten aufzustehen und zu gehen.
„Hey. Ich bin schon weg wenn du ein wenig lesen willst oder so..."
„Hey." Alice deutete auf das Buch in seiner Hand. „Dabei bin ich doch gar nicht die von uns beider die hier lesen will.", sagte sie zurückhaltend, nicht wissend ob er auf ihre Antwort einsteigen würde.
„Ha... ja das stimmt.. du hast mich erwischt." Irgendetwas an James stimmte nicht, stellte da Alice verwundert und ein klein wenig besorgt fest - auch wenn sie es niemals zugeben würde. Seine Stimme klang belegt und seine Schultern sackten bei jedem Wort nach unten.

„Ist alles okay?", sie merkte nicht einmal dass sie die Frage stellte, bis James sie erstaunt ansah.
Er räusperte sich, „ähm...naja"
„Du musst es mir nicht erzählen, sorry für die dumme Frage." Sie unterbrach ihn und strich sich peinlich berührt eine Haarsträhne hinter die Ohren. Sofort wünschte sie sich, dass sie einfach im Erdboden versinken konnte. Wie konnte sie nur annehmen, dass er mit ihr über seine privaten Angelegenheiten reden wollte, sie hatte ja nicht sonderlich viel dazu beigetragen, dass ihr gemeinsamer Kontakt angenehm war. Sie schüttelte in Gedanken mit dem Kopf über sich selbst.

„Nein Alice, ich möchte es dir erzählen, ich war nur verwundert, dass du dir über mich überhaupt Gedanken machst."
Uff, der hatte gesessen. Sie spürte Wut in ihr aufkochen, doch dann sah sie seinen traurigen Ausdruck, der über sein Gesicht huschte.
Was hatte Roxanne gesagt? Ihm eine zweite Chance geben? Vielleicht konnten sie ja wieder Freunde werden.

Ein kleiner Teil in ihr setzte dem auch noch leise zwei kleine, gefährlichen Worte hinten dran - oder mehr? Sie schüttelte den Kopf.
Das veranlasste James, leise zu seufzten und er wendete sich wieder seinem Buch zu.

„Oh.. nein..so war das nicht gemeint", stammelte Alice da und gelangte seine Aufmerksamkeit zurück. „Ich...Darf ich mich zu dir setzen?", fragte sie dann vorsichtig. James rutschte ein wenig und bedeutete ihr, dass der Platz neben ihm ganz ihr gehörte.

Zaghaft setze sich Alice im Schneidersitz auf das Sofa, sodass sie sich nun gegenüber saßen. Alice nahm ein Kissen, legte es sich auf den Schoß und begann an den Fransen auf den Seiten zu zupfen.
„Was ließt.."
„Ich bin bei.."fingen sie beide an.
James musste leicht lächeln. „Du zuerst."
„Okay..Was ließt du?", fragte Alice also und beäugte das Cover des Buches, doch sie konnte die Buchstaben nicht ganz ausmachen.
„Uhmm...",er rieb sich den Nacken, „Goshawks wundersame Reisen? Worin er über die Wunder-Pflanzen erzählt, denen er begegnet ist.... Dein Dad, er hat uns daraus früher immer vorgelesen und es beruhigt mich es zu lesen. Es erinnert mich auch immer an di..", er räusperte sich nochmal, „an die alten Zeiten." Er grinste schief und Alice stockte bei seinen Worten der Atem. Jetzt erkannt sie auch den Einband, doch es war schon ewig her, seit sie es das letzte Mal gesehen hatte.

„Oh okay...das ist," süß, unglaublich herzzerreißend, liebevoll, „toll. Ein wirklich gutes Buch." Schnell sah sie auf den schon völlig durchgekneteten Polster.
„Was wolltest du sagen?"

Bedrückt fing James an zu sprechen: „Lily hat mir heute mitgeteilt, dass ich zum Aurorenvorauswahlverfahren eingeladen wurde."
Alice sah ihn an. Freute er sich nicht darüber? Das Verfahren, damals hieß es noch Aurorenanwerbungsverfahren, wurde nach dem Krieg eingeführt um mehr Schüler und Schülerinnen für die Aurorenausbildung anzuwerben, da das Ministerium dringend neue Auroren brauchte, um die leeren Reihen zu füllen. Da aber nun alles wieder im Gleichgewicht war, mussten sie den noch immer anhaltenden Ansturm regulieren und aus diesem Grund ist das Auswahlverfahren entstanden.

„Eigentlich sollte ich mich ja darüber freuen, nur... ich kommen einfach nicht um den Gedanken umher, dass sie mich nur wollen, weil ich Harry Potters Sohn bin. Es klingt total bescheuert und wirklich, ich sollte dankbar über die Möglichkeit sein..."

„James.", bei dem Gebrauch seines Vornamen, sah er Alice sofort an. „Das klingt mir nach einer berechtigten Sorge. Ich meine damit nicht das es stimmt, denn du bist ein großartiger Zauberer und du würdest ein toller Auror werden, aber du solltest dich nicht wegen deiner Gedanken niedermachen."
Er sah ihr tief in die Augen und fragte sich, ob er hier das alles nur träumte. Alice, neben ihm sitzend, nimmt ihm gerade seine tiefe Angst und verwandelt sie in einen kleinen süßen Küschelbären. Kein Mensch konnte ihn so schnell beruhigen wie Alice. Kein Mensch schaffte es so wie sie die richtigen Worte zu finden, die dann wie Pfeile direkt in sein Herz schossen und eine Wärme versprühten, die ihn sofort an zuhause erinnerten. Zuhause bei Alice.

„Danke Alice." Und in diesen zwei Wörtern steckte noch so viel mehr, doch für jetzt reichten sie aus. Gib ihr Zeit, hat Fred gesagt. Damit hatte er Recht und die würde er ihr geben.

_____________

his life, her worldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt