"Entschuldigung? Entschuldigung!" Ich wurde an meiner Schulter zurückgezogen. Genervt drehte ich mich zu der kindlichen Stimme um. Ein Junge hielt mir eine Geldbörse entgegen. Meine Geldbörse. "Sie haben die hier verloren." Er lächelte. Kleine Grübchen bildeten sich auf seinem Gesicht ab. Sein Lächeln steckte mich augenblicklich an. "Dankeschön. Wo sind denn deine Eltern?" Seine Mundwinkel sanken wieder. Hatte ich etwas falsches gesagt? Plötzlich drehte er sich um und verschwand in der Menschenmenge. Erst jetzt bemerkte ich, wie kaputt seine Kleidung war. Er trug eine zerrissene Jeans und an seinem Hemd fehlte ein Ärmel. Schuhe hatte er keine. An diesem Tag wurde mir bewusst, wie sehr die Menschen hier litten. Selbst Kinder blieben von Armut und Obdachlosigkeit nicht verschont. Wenn ich könnte, würde ich alle von ihnen aufnehmen um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Der Junge hatte nicht eine einzige Münze genommen. Nach einem Moment des Schweigens packte ich meine Geldbörse ein, nahm den Griff meines Rollkoffers und machte mich auf den Weg zum Gate 4.
Das Flugzeug war startbereit, meine Sachen waren verstaut und ich saß im hinteren Teil, direkt am Fenster. Die Turbinen begannen sich zu drehen. Ich atmete tief ein und aus, während ich meine Augen schloss. "Liebe Gäste, der Flug 277 von Frankfurt Richtung Seoul startet in wenigen Minuten. Bitte sichern sie sich mit den Gurten und warten auf weitere Anweisungen des Flugpersonals. Wir wünschen ihnen einen angenehmen Flug." Und damit ging es los. Ich war noch nie zuvor auf so einem langen Flug über zehn Stunden. Um mir die Zeit zu vertreiben hörte ich Musik, zeichnete auf meinem Tablet und las in dem Buch 'Systemfehler'. Wenn ich in Seoul ankomme, wird es bereits dunkel sein. Immerhin liegt die Zeit ganze acht Stunden vor der deutschen. Meine beste Freundin Eve heulte mir schon seit Wochen die Ohren voll, was sie denn sechs Monate ohne mich machen solle. Sie wird es überleben.
Die Stunden vergingen schleppend und es wurde langsam aber sicher dunkel. Der Flug verlief ohne Zwischenfälle. Nach der angegebenen Zeit kamen wir endlich in Seoul an. Ich nahm schließlich meine Sachen entgegen und verließ mit müden Augen den Flughafen. Direkt angrenzend gab es einen großen Parkplatz. Eine blonde ältere Frau winkte mir aufgeregt zu. Es war meine Gastgeberin. Sie hatte glücklicherweise zugestimmt mich für die nächsten sechs Monate aufzunehmen. Sie kommt ursprünglich aus Deutschland, lebte aber schon viele Jahre in Südkorea aufgrund ihres Berufs. "Hallo (Y/N), schön, dass du gut angekommen bist." Sie lächelte. "Hallo Milena. Vielen Dank, dass sie mich aufgenommen haben. Ich hoffe ich kann ihnen so gut es geht bei der Arbeit helfen." Sie winkte ab. "Ach, du kannst mich ruhig du-tzen. Lass uns doch erstmal nach Hause fahren." Sie half mir mein Gepäck ins Auto zu räumen und wir fuhren direkt los, in Richtung Innenstadt. Überall funkelten bunte Lichter von Läden und Gaststätten. Die Straßen waren getränkt von Menschen.
"Ist es um diese Uhrzeit immer so voll in Seoul?" fragte ich begeistert. "Ja, Samstag Abend gehen die meisten Menschen in Restaurants essen. Aber immerhin brauchst du hier keine Angst zu haben überfallen zu werden", witzelte sie. Als sich die Dichte der Stadt lichtete, tauchte auf der linken Seite ein riesiges, modernes Gebäude mit der Aufschrift 'JYP Entertainment' auf. Und nur ein paar Straßen weiter hielten wie an einem modernen Einfamilienhaus. Beeindruckt stieg ich aus. "Wohnst du hier alleine?" Milena nickte. "Bis auf meinen Hund Jacky wohne ich hier alleine, ja." Ein schick gekleideter Angestellter begann mein Gepäck ins Haus zu tragen. Ich hatte nicht gewusst, dass sie so wohlhabend ist. Wir hatten uns über eine Gasthausvermittlung kennengelernt und kaum Informationen über sie ausgetauscht. Letztendlich bat sie mich ihr in den Wohnraum zu folgen und mich zu setzen. "Also (Y/N). Erst einmal willkommen in meinem bescheidenen Heim. Fühl dich bitte ganz wie zu Hause. Mach dir Essen wann immer du möchtest und komme und gehe wann immer du möchtest. Es gibt nur sehr wenige Regeln. Halte immer Ordnung, nach 22 Uhr kein Lärm mehr und...", sie machte eine Pause. "...keine Jungs. Aber dafür bist du ja sicherlich nicht hergekommen." Sie lachte herzlich. "Das sollte für mich kein Problem sein. Danke im Voraus schonmal für alles."
Milena stand auf und blickte in ihren kleinen Taschenkalender. Sie war wirklich hübsch trotz ihres Alters. "Morgen früh geht es direkt mit der Arbeit los. Um 6 früh bis 15 Uhr nachmittags. Du brauchst erstmal nichts mitzunehmen. Dein Gehalt bekommst du jede Woche von mir in bar ausgezahlt. Dein Zimmer ist die Treppe hoch, rechts um die Ecke, ein kleines Bad angrenzend. Hast du noch Fragen?" Ich schüttelte mit dem Kopf und bedankte mich erneut. Es kommt mir alles so fremd hier vor. Die Inneneinrichtung ist ganz anders als die meisten in deutschen Häusern. Schlicht und modern, aber trotzdem schick. Wir wünschten einander eine gute Nacht bevor ich mein Zimmer betrat. Es warf mich fast um. Ein riesiges Bett, betonte Dekorationen und eine gemütliche Ecke für entspannte Abende standen bereit. Mehr als 'Wow' konnte ich dazu nicht sagen.
In einer freien Ecke standen bereits meine Gepäckstücke. Sorgfältig stapelte ich meine Kleidung in den Schränken, mit einer Menge Platz. Als es schließlich schon fast Mitternacht war, beschloss ich mich im Bad fertig zu machen und schlafen zu gehen. Morgen würde der Tag früh beginnen, und die Arbeit wird bestimmt Nervenaufreibend die ersten Tage. Nach einer gründlichen Dusche begab ich mich ins Bett. Eine große Fensterfront ermöglichte mir eine freie Sicht auf die Nachtlichter von Seoul. Ich las ein paar Seiten in meinem Buch, schlief aber nach ein paar Seiten direkt ein.
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ᵂʰⁱᵗᵉ ᶠˡᵒʷᵉʳ / ᴴʸᵘⁿʲⁱⁿ ˣ ᴿᵉᵃᵈᵉʳ ⁽ˢᵖⁱᶜʸ⁾
RomantizmDiese Story ist nicht wie andere. Es wird hier keinerlei Teaser oder Spoiler geben. Stürzt euch einfach hinein und lasst euch überraschen ;D Neue(s) Kapitel jeden Samstag Abend oder in der Woche falls ich Zeit finde ^^ Ich garantiere keine fehlerfre...