Kapitel 17

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Dort angekommen, übergaben wir die Pferde den Stallburschen. Eomér reichte mir seinen Arm, unter den ich mich einhakte. Langsam schritten wir durch die Gassen der kleinen Stadt. „Es ist schön hier." stellte der Eorlinga fest.

„Ja, ich bin gerne hier. Die Menschen sind sehr nett und kümmern sich nicht um klatsch und Tratsch." Schelmisch grinste meine Begleiter. Lachend wehrte ich ihn ab: „Denk nicht mal daran."

Wir vertraten uns die Beine und unterhielten uns über Eomérs diplomatisches Wissen. „Du warst so anders... Abgeklärt und unnahbar. Wenn ich daran denke, durchläuft mich ein Schauer."

„Es gibt Facetten, die ein Mann meiner Position haben muss ... wenn er etwas erreichen will. Du ahnst nicht, wie oft ich mir wünschte, ein einfacher Bauer oder Schmied zu sein. Ein einfaches Leben zu führen, doch das kann ich nicht."

„Wegen mir?" hakte ich vorsichtig nach. Niemand würde sich ihm in den Weg stellen, würde Eomér sich zu solch einem Leben entscheiden. Mehr als einmal machte er mir klar, was seine Ambitionen waren. Einen Stand zu erreichen, der es möglich machte, eine Frau wie mich zu ehelichen. Er hielt an, drehte sich zu mir und streichelte sanft meine Wange. „Wegen uns!", korrigierte er mich.

Nach diesem liebevollen Moment unterhielten wir uns über seine diplomatischen Fähigkeiten weiter.

„Erwachsenwerden ist müßig." schlossen wir die Unterhaltung. „Das Leben ist hart, aber es lohnt sich." Darin waren wir beide uns einig.

„Lynea, komm zum Essen und stell uns deinen Begleiter vor." rief in der Ferne meine Freundin Rioa. Ich lief ihr freudig entgegen und umarmte sie fest. „Es ist so lange her! Wie geht es dir? Erzähl mir alles!"

Lächelnd winkte ich Eomér an uns heran. „Rioa, das ist Eomér ... Eomér, das ist meine liebe Freundin Rioa .... sie weiß bescheid." Meine Freundin warf sich direkt um seinen Hals und begrüßte ihn mit ihrer herzlichen Art. „Es freut mich sehr, dich kennen zu lernen. Ich habe schon viel von dir gehört." Sie drückte ihn herzlich und ließ ihn mit einem Seufzen los.

Mein Liebster packte mich ohne Vorwarnung, zog mich eng an sich. „Ich werde dich jetzt küssen und du kannst nichts dagegen tun." Er klang neckisch und ernst zugleich. Er machte seine Drohung wahr, nun da er wusste, dass Rioa eingeweiht war, ließ er für einen Moment seinen Gefühlen freien Lauf.

Rioa hatte nahezu die gesamte Kleinstadt auf den Marktplatz geladen und alle brachten Essen mit. Es war schlichtweg ein Fest, ein Willkommensfest für Eomér und mich.

Es wurde gelacht und getanzt. Wir genossen das Leben im hier und jetzt. Es gab Volkstänze, wo die Partner ständig gewechselt wurden. Der Reiz daran war, dass man seinen Mann nie aus den Augen verlor und immer den Kontakt hielt. Oft verschwanden die Paare dann in ihren Häusern und gaben sich der Lust hin. Erst jetzt konnte ich verstehen, wie die Gefühle so hochkommen können. Ich wollte nichts mehr, als mich ihm in die Arme zu werfen und mit ihm eins zu werden. Es hatte etwas reizvolles, ihn zu beobachten mit einer anderen Frau in den Armen, aber gleichzeitig mir seiner Blicke sicher zu sein. Wein Floss in strömen und ließ die Stimmung noch gelöster werden.

„Bring mich schnell in unser Haus, wenn du nicht willst, dass ich dich hier und jetzt mir nehme." eine verführerische Drohung in meinen Ohren. Zum Glück gelangten wir schnell zu dem Anwesen, das eigens für mich hergerichtet wurde. Kaum dass die Tür geschlossen wurde, waren wir nackt und unsere Körper zu einer lustvollen Masse verschmolzen.

Zum Glück waren meine fruchtbaren Tage vorbei und die Gefahr schwanger zu werden gering.

„Willst du denn jemals Kinder?" fragte mich Eomér eines Tages sehr direkt. „Der Gedanke ängstigt mich ... doch mit dir – Ja!" Es war weniger eine Frage des Willen, eher eine Frage der Tradition und des Pflichtbewusstseins. Sollten wir wirklich ein legitimes, adliges Ehepaar sein, so erwartete man Erben von uns. Er schien das gleiche zu denken und wirkte erleichtert. „Ich stelle mir oft vor, wie es wohl wäre... Einerseits will ich dich vollkommen für mich, andererseits wäre ein Kind entstanden aus unserer Verbindung und Liebe die perfekte Vollendung."

Langsam wurde ich skeptisch. Der Eorlinga war nun seit 4 Tagen hier in Osgilaith und Minas Tirith. Jedes Mal, wenn solche emotionalen Themen besprochen wurden, brachte das einen Abschied mit sich.

„Du gehst?!" Ich wollte Gewissheit. Schwer atmend nickte er schlicht. „Ja, mein Sonnenschein ... es wird Zeit. Seit zwei Tagen schiebe ich den Aufbruch vor mir her... . Ich sprach bereits mit Boromir. Er bat mich, die Abreise nicht mehr so in die Länge zu ziehen. Aufgrund des Gesundheitszustandes von Denethor müssen die Brüder und du mehr Aufgaben übernehmen. Erania braucht ihre Mutter – dich ... Ich fühle mich wie ein Störenfried. Es wäre egoistisch weiter dich in Anspruch zu nehmen. Als Hauptmann muss ich in Edoras auf meinen Posten sein ... . Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht Liebste!"

Aufgewühlt versuchte ich meine Gefühle zu bändigen. Er brauchte kein schlechtes Gewissen von mir – er brauchte meine Zuversicht! „Ich werde dich sehr vermissen mein Schöner. Du hast recht und wir müssen uns eine Zeit auf unsere Aufgaben konzentrieren."

„Danke." sagte er leise mit hängenden Schultern. Er wusste, dass ich ihn aufbauen wollte. Doch zu mehr hatte ich keine Kraft und keine Worte.

Mit erschrecken stellte ich fest, dass Eomér den Stall ansteuerte. „Jetzt?" fragte ich mit weinerlicher Stimme.

„Ja – Jetzt. Ich muss... es gibt keinen optimalen Zeitpunkt, nicht wahr?"

Wohl oder übel genommen, hatte er recht.

„Ich hasse es, wenn du recht hast. Der hitzköpfige Eomér war mir lieber – dann war ich immer im Recht." scherzte ich, um die Stimmung aufzulockern. Es funktionierte und so entlockte ich ihm ein letztes Lächeln.

Sein Pferd war bereits fertig bepackt, er musste nur noch aufsteigen und davon reiten. Eomér wirkte kraftlos, traurig und unschlüssig. Nun war es an mir, ihn zu stärken. „Komm her mein Hübscher!" forderte ich sanft und schloss ihn in meine Arme. Er nahm meine Geborgenheit in sich auf. Ich nahm seine Berührung und seine Wärme auf, um damit zu leben, bis wir uns wiedersehen werden.

Boromir und Erania betraten den Stall. „Gute Reise Eomér. Weißt du, wann du wiederkommen wirst?"

Schwer atmend antwortet mein stattlicher Krieger: „Das kann ich nicht sagen. Vermutlich wird das eine Weile dauern. Ich weiß, dass Lynea Verpflichtungen hat und du keine Männer hast, damit sie eine lange Reise auf sich nimmt." Seine Schultern hingen schlaff und kraftlos herunter. Eben hatte ich ihn ein wenig aufbauen können, nun siegte wieder die Traurigkeit.

„Du bist jederzeit willkommen! Die Zeit wird verfliegen. Eh ihr euch verseht, habt ihr euch wieder einander." versuchte mein Mann meinen Liebsten aufzumuntern.

Erania rannte zu mir und klammerte sich an meine Beine. Das kleine Mädchen musste recht lange auf mich verzichten und forderte nun meine Aufmerksamkeit.

Eomér küsste mich ein letztes Mal, all seine Liebe und Zuneigung ließ er mich spüren – zum letzten Mal für eine lange Zeit.

Jugendliebe vergeht nicht (Eomér FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt