„Hast du die Geduld mit mir ein wenig zu spazieren?" fragte Eomér beinahe schüchtern.
„Wenn dich das nicht überanstrengt! Natürlich!"
Er hielt kurz an, um mit seiner freien Hand meine zu nehmen. Lächelnd setzte er dann den Weg fort.
„Was ist in der letzten Schlacht vor dem schwarzen Tor geschehen?" fragte ich ihn vorsichtig, da er bisher nicht darüber sprechen wollte.
Er nahm sich einen Moment.
„Ich habe dem Tod ins Auge geblickt und es hat mich beängstigt! Das Blut, die Schreie und die Schmerzen – das alles erträgt man als erfahrener Krieger... Aber das Ende so unmittelbar vor Augen zu haben ... versetzte mich in Furcht. Meine Gedanken kreisten sich um dich und Edmund. Das Gefühl zu versagen, euch nicht beschützen zu können war größer als die Angst vor dem Tod selbst. Deine Liebe hätte ich mit ins Grab genommen ... Aber euch schutzlos zurückzulassen ... unerträglich! "
Eomér erzählte, wie die Schlacht verlief und seine Verletzungen zustande kamen. Doch das war eher technisch. Das, was er am Anfang sagte, war seine verletzliche Seite, die mir ein Blick in sein Innerstes erlaubte.
Gezielt führte ich ihn in unsere Gemächer. Er hatte genug Bewegung und frische Luft für einen Tag... außerdem wollte ich gerne mehr über seine neusten Erfolge in Erfahrung bringen. Alles, was heute geschah und vielleicht noch geschehen würde brachte uns wieder so nah wie einst in der Vergangenheit.
„Eomér du bist ein großartiger Krieger und ich bin in vielerlei Hinsicht sehr stolz auf dich! Wenn du vor den Toren gefallen wärst und Mittelerde dem Untergang geweiht, hätte ich niemals einen Gedanken verschwendet, dass du versagt hättest! Dich zu verlieren war stets meine größte Sorge! Ich weiß nicht, wie ich ohne dich weiterleben soll." Meine Worte rührten ihn.
„Manchmal bin ich erstaunt, wie du nach allem, was wir durchlebt haben, immer noch so eine gute Meinung von mir haben kannst?!"
„Ebendarum, weil wir so viel zusammen durchgemacht haben, fühlte ich mich schon immer dir in Liebe verbunden. Hör auf dich zu quälen Eomér! Lass die Vergangenheit ruhen – vor allem die, die schon so weit zurückliegt!"
Betreten sah er zum Boden.
„Ich hätte vermutlich dich viel öfter besuchen können ... doch tat ich das nicht. Es tut mir leid!"
Verdutzt über dieses Geständnis sah ich ihn besorgt an.
„Was hat dich abgehalten?" Im Gedanken hoffte ich, dass die Antwort nicht eine andere Frau war.
„Der Liebeskummer! Boromir und du ... ihr wart sehr vertraut miteinander und auch wenn ihr keine Liebesbeziehung hattet, war das über alle Maßen schwer für mich zu ertragen, euch zusammen zu sehen. Außerdem brach jedes Mal meine Welt zusammen, wenn ich dich verlassen musste oder du mich ... Der Schmerz zerriss mich und jedes Mal habe ich den tagelang mit Alkohol ertränkt. Die Entscheidung, dich zu schwängern viel mir schwer. Jeder Gedanke war unerträglich ... dass Boromir sich mit dir vereinigt ... das du mein Kind austrägst und Boromir es aufzieht... . Verzeih mir, dass ich dich allein gelassen habe, weil ich mit meinen Gefühlen nicht zurechtkam. Diese Schuld lastet schwer auf mir!"
Inzwischen waren wir im Gemach angekommen.
„Mir ging es nach jeder Trennung ebenso wir dir!" beteuerte ich die Wahrheit.
Diese Aussage allein, entlastete ihn aber nicht.
„Ich verstehe dich – will ich dir damit sagen! Ich hatte Glück und einen verbündeten an meiner Seite, der mich auch in der Trauerphase unterstützte. Du hattest niemanden und musstest das mit dir selbst ausmachen. Es tut mir so leid und es tut mir weh, zu wissen, wie sehr du gelitten hast! Es war richtig von dir, die Besuche gering zu halten unter diesen Bedingungen."
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Jugendliebe vergeht nicht (Eomér FF)
Fiksi PenggemarEine junge Gräfin aus Hochborn wird von ihren Eltern auf der Suche nach einem würdigen Ehemann nach Edoras geschickt. Lynea verliebt sich Hals über Kopf in Eomér, jedoch wird der junge Mann nicht den Anforderungen gerecht. Eomér - gesteht sich zu sp...