Kapitel 32

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Mein Begleiter hatte bereits alles arrangiert. Die Pferde und Soldaten standen bereit und auch Erania bekam ein kleines Pony, worauf sie bereits reiten, lernte. Der Zug bestand aus Hunderten Reitern und 10 Pferde zogen einen Wagen, auf dem die verhüllte Statue stand. Unter all den Menschen waren auch ehemalige Bewohner Osgiliath's dabei, wie meine Freundin Rioa. Ich sah sie in letzter Zeit weniger – jede von uns beiden war mit ihren eigenen Dingen beschäftigt.

Mensch und Tier waren durchweg schwarz gekleidet. Niemand sprach, nur das Schnauben der Pferde war zu vernehmen. Aragorn, Faramir, Erania und ich führten den Zug an. Mein Ring aus den Ehezeiten steckte an meinem Finger. Ein merkwürdiges Gefühl, war ich doch inzwischen mit einem anderen Mann verheiratet. Doch dieser Ring würde noch einen Nutzen haben ... Er war kein Erbstück aus dem Haus der Truchsesse, doch ein wertvolles Erinnerungsstück.

Pelennors Feld wurde inzwischen von den Überresten des Krieges befreit. Man streute Samen auf das große Gebiet, in der Hoffnung, dass dort einmal eine riesige Blumenwiese entstehen wird.

Die Hälfte des Weges lag hinter uns. Ich blickte zurück zur weißen Stadt – schwarze Banner mit dem weißen Baum zierten in allen erdenklichen Größen den weißen Stein. Ein einziges Wappen stach heraus – ebenfalls schwarzer Untergrund zierte der gleiche Pferdekopf Rohans das Banner, was ich um meinen Hals trug. Das war Eomérs Art, dem Heerführer Gondor's seinen Respekt und letzte Ehre zu erweisen.

Osgiliath, die einst schöne Stadt, die es auch wieder werden soll – zeigte sich vor uns. Der Platz wurde so gewählt, dass die Statue Wie ein Beschützer der Stadt vor der Brücke und den Toren aufgestellt wurde.

Beim Enthüllen des Abbilds meines verstorbenen Mannes, zeigten sich die Talente des Bildhauers. Er musste Tag und Nacht daran gesessen haben und hatte lediglich ein Gemälde von unserer Hochzeit als Vorlage.

Der Boromir in weißen Stein gehauen, saß auf einem Pferd, sein Schwert in die Luft erhoben, stolzen Blickes, mit wehendem Umhang, bereit sein Land und Volk zu verteidigen.

Ein Podest wurde aufgestellt und der zukünftige König begann mit seiner Rede. Unmittelbar darauf folgte Faramir und ich sollte als letztes meine Ansprache halten.

Faramir berichtete von seinem Leben mit dem älteren Bruder, den er sehr verehrte und stets als Vorbild sah. Sie waren unzertrennlich – dass konnte ich nur bestätigen.

„Lynea, seine Frau wird als letztes ihr Wort an euch richten." Kündigte der Bruder des verstorbenen an.

Mit Erania an der Hand bestieg ich das Podest. In dieser erhöhten Position überblickte ich die Menge an Menschen, die heute hier waren. Einige Bewohner Minas Thirith sind zu Fuß nachgekommen – ebenfalls allesamt in schwarz gekleidet. Ob Boromir zu Lebzeiten bewusst war, wie sehr man ihn achtete und ehrte?! Sein Tod ging mir immer noch sehr nahe und mehr denn je hätte ich Eomér an meiner Seite gebraucht. Unbewusst berührte ich den Anhänger an meiner Kette – er war bei mir.

„Ich bin Lynea – Gräfin aus Hochburg, Frau und Witwe Boromirs. Meine Eltern entschieden, mich in ein fremdes Land zu schicken und mit einem fremden Mann zu verheiraten. Das Schicksal meinte es gut zu mir, denn es war Boromir mit dem ich verheiratet wurde. Wir verstanden uns auf Anhieb gut, wurden beste Freunde und er war mein Fels in der Brandung. Er war ein großer Mann, der alles für dieses Land und deren Bewohnern tat! Er stellte sein eigenes Wohl stets hinten an. Ich bin stolz seine Frau gewesen zu sein und sein Kind aufzuziehen. Wir verstanden uns blind – ohne Worte und kannten einander in und auswendig. Wir beiden wurden zu der Ehe gedrängt und wir beide hatten eine Last zu tragen. Unsere Ehe basierte auf Vertrauen und dass wir einander unterstützten. In dem Wissen, dass Boromir mir das von Herzen gewünscht hätte, dass ich glücklich werde ... habe ich den Antrag von Eomér – König von Rohan, angenommen und ihn geheiratet. Ich kehre zurück in meine Heimat als Königin von Rohan. Doch Gondor, Boromir und sein Volk werden immer einen Platz in meinem Herzen haben.

Jugendliebe vergeht nicht (Eomér FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt