Sanft schob mich meine Freundin in das schlicht eingerichtete Einzelzimmer. Leise trat ich ein, um ihn nicht zu wecken, falls er schlief. Ein leises Stöhnen verriet, dass er nicht gerade im Tiefschlaf war. „Lynea?" fragte er leise in den Raum. Es war recht dunkel und so entzündete ich die Kerzen, bevor ich mich an die Bettkante zu ihm setzte.
„Hallo mein Schöner." begrüßte ich ihn sanft lächelnd und über seine Wange streichelnd. Er hielt meine Hand fest und küsste sie mit seinen spröden Lippen.
„Die Nachricht von deiner Schwangerschaft ließ die Dunkelheit, die sich in mein Herz schlich, weichen. Du bist im sechsten Monat?"
Liebevoll lächelte ich ihn aufbauend an. „Ja. Die Nacht der Zeugung... unsere Nacht ist etwas über sechs Monate her." sinnierte ich.
„Die Nacht war der Wahnsinn!" raunte er amüsiert. „Oh ja ... sie war ... lebhaft und wunderschön. Danach konnte ich einige Tage zwar nicht richtig laufen ... aber das nahm ich gerne in Kauf." schilderte ich.
Der Hauptmann versuchte sich hochzustemmen. „Was tust du? Leg dich sofort wieder hin!" Eomér ließ sich von meinem Befehl beeindrucken und legte sich schmollend hin.
„Du bekommst einen Kuss, wenn du mir alles erzählst!"
„Dafür reicht unsere Zeit nicht meine Schöne. Komm in der Nacht zu mir, wenn alles schläft."
Dem würde ich natürlich nachkommen, also bekam er sofort einen Kuss von mir. Er genoss es und ließ mich nicht so schnell gehen. Das Stöhnen des Hauptmanns klang eher lustvoll als schmerzhaft und so fühlte sich auch der leidenschaftliche Kuss an. Erst das leise Klopfen an der Tür von Isolde riss uns auseinander.
„Schnell, zeig mir deine Wunde!" forderte ich ihn auf. Eomér schlug die Decke beiseite und präsentierte seine rechte Flanke. Eine Klinge verursachte einen tiefen, langen Schnitt, der sich zu allem Überfluss entzündete.
Theodréd kam durch die Tür.
„Wie macht sich unser Patient?" fragte er interessiert.
Gewichtig fummelte ich an Stoffen und Tinkturen herum, um den Schein zu wahren. „Isolde und Jolanda haben ganze Arbeit geleistet. Er wird wieder." antwortete ich zu seiner Zufriedenheit.
„Dein Schwiegervater ... ist ... sehr speziell... . Glückwunsch zu deiner Schwangerschaft. Boromir muss sehr glücklich sein." wechselte der Prinz das Thema.
„Ich danke dir! Ja er freut sich sehr. Natürlich hoffen alle auf einen Jungen ... aber das werden wir erst später herausfinden. Wie geht es dir? Hast du endlich eine passende Gemahlin, die dir einen Erben schenkt?"
Meine Frage hatte einen Hintergedanken. Ich wollte einfach wissen, ob Eomér's Plan fruchtete.
„Nun ... ich fühle mich etwas schlecht. Eomér's Verlobte hat es mir angetan ... sie ist aber hin und her gerissen... Es ist alles etwas verzwickt."
Mein Blut begann zu kochen. Geschäftig machte ich Eomér's Wunde sauber. Meine Wut kaum im Zaum haltend, drückte ich etwas fester auf die Verletzung, so dass mein Patient das Gesicht verzog.
„Eomér, davon sagtet ihr ja gar nichts. Glückwunsch zur Verlobung!" meinen Missmut konnte ich nur schlecht verbergen, was Theodréd scheinbar nicht auffiel- Eomér hingegen schon.
„Theodréd, ich habe kein Interesse an Lothiriel! Natürlich würde ich, ohne mit der Wimper zu zucken die Verlobung lösen, um Euer Glück nicht im Wege zu stehen!" Es kostete dem Hauptmann Mühe, mit so viel Nachdruck sich zu rechtfertigen.
„Ich weiß, dass es nicht an dir liegt, mein Freund! Du hast nur Augen für Lynea. Sagt der Prinzessin, dass sie euch nichts bedeutet, und sie würde sich in meine Arme schmeißen." aus unerklärlichen Gründen wusste der junge Thronfolger von der Gefühlswelt seines Hauptmanns.
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Jugendliebe vergeht nicht (Eomér FF)
FanfictionEine junge Gräfin aus Hochborn wird von ihren Eltern auf der Suche nach einem würdigen Ehemann nach Edoras geschickt. Lynea verliebt sich Hals über Kopf in Eomér, jedoch wird der junge Mann nicht den Anforderungen gerecht. Eomér - gesteht sich zu sp...