3. Kapitel

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Schlangenpfote fühlte sich so frei wie noch nie. Wiesenpelz, Sonnenschweif und Mausgesicht hatten ihn auf die erste Grenzpatrouille nach dem Sturm mitgenommen und sie markierten die Grenze zum SchattenClan. 

„Wiesenpelz, Mausgesicht, geht bitte dort lang." Sonnenschweif deutete in Richtung Schlangenfelsen. „Schlangenpfote, du kommst mit mir mit.", sagte sie und wandte sich in die Gegenrichtung. 

Schlangenpfote wollte ihr gerade folgen, als er eine Stimme hörte: „Warum hälst du an? Wir müssen uns beeilen!" „Habt ihr das gehört?", fragte Schlangenpfote. „Was meinst du?", Mausgesicht drehte ihre Ohren neugierig hin und her. „Katzenstimmen. Da drüben." Schlangenpfote deutete mit seinem Schwanz in Richtung des Donnerwegs bei den Schlangenfelsen. „Folgt mir!", miaute Sonnenschweif und schlich auf die Stelle zu. Die anderen taten es ihr gleich und folgten ihr durch den Wald. 

Ein seltsamer Geruch drang an Schlangenpfotes Nase. Es war Katzengeruch, aber Schlangenpfote hatte noch nie so einen Geruch wahrgenommen. „Was machen WindClan-Katzen hier?", murmelte Wiesenpelz, was immerhin den Geruch erklärte. Sonnenschweif richtete sich auf und trat durch die Bäume auf die Katzen zu. Mausgesicht und Wiesenpelz folgten ihr und Schlangenpfote schloss sich ihnen an. 

„Sei gegrüßt, Sonnenschweif.", miaute ein Kater. Schlangenpfote beeilte sich, sich neben Mausgesicht zu stellen, um einen Blick auf die Katzen zu erhaschen. Es waren zwei drahtige Katzen. Der Kater, der eben gesprochen hatte, war schwarz und hatte ein blaues und ein fast weißes Auge. Neben ihm stand eine kleine, hellgraue Kätzin mit gelben Augen, in denen ein sehr besorgter Blick lag. 

„Maulwurffell, was macht ihr mitten im DonnerClan-Territorium?", fragte Sonnenschweif und blickte den schwarzen Kater an. „Einer unserer Ältesten hat Grünen Husten.", erklärte die kleine Kätzin. Schlangenpfote glaubte, dass sie eine Heilerschülerin war, da sie nach Kräutern roch. „Sandfuß braucht Kräuter.", fuhr sie fort. 

Wiesenpelz fragte neugierig: „Warum kommt ihr zu uns und nicht zum SchattenClan?" „Da kommen wir gerade her.", seufzte Maulwurffell. „Sie haben auch keine Kräuter." Sonnenschweif entspannte sich und sagte: „Mausgesicht, sag Schattenfleck schonmal Bescheid." Die junge Kriegerin nickte und rannte in Richtung Schlucht. Sonnenschweif drehte sich um, schnippste mit dem Schwanz und rief den WindClan-Katzen zu: „Folgt mir!" 

Maulwurffell und Wiesenpelz liefen direkt hinter ihr und unterhielten sich angeregt, während Heupfote und Schlangenpfote das Schlusslicht bildeten. „Wie ist es so, Heilerschülerin zu sein?", fragte Schlangenpfote neugierig. „Wundervoll.", fauchte Heupfote. „Vor allem, wenn dein Clangefährte todkrank ist, du seit kurz vor Sonnenhoch auf der Suche nach Kräutern bist und deine Eskorte von einem gebrechlichen, alten Dachs im Winterschlaf überholt werden würde." Zum ersten Mal in seinem Leben wusste Schlangenpfote nicht, was er sagen sollte. Er hatte mit allem, aber nicht mit einem Wutausbruch gerechnet. „Na gut.", murrte er, „Ich lass dich ja schon in Ruhe."

Sie gingen eine Weile nebeneinander her, dann miaute Heupfote: „Tschuldigung. Ich hatte einfach einen langen Tag." Schlangenpfote lag bereits ein wütender Kommentar auf der Zunge, aber er schluckte sie herunter. Sie hatte ohne Seidenbart wahrscheinlich viel zu tun. „Wie ist es denn so, Heilerschülerin zu sein?", fragte er nochmal, „Wie bist du es überhaupt geworden?"

 Heupfote Augen leuchteten bei der Frage auf. „Es fing vor 4 Monden an.", miaute sie, „Ich wurde im Traum von zwei Katzen besucht. Sie heißen Morgentau und Zarenfeder. Beide waren mal WindClan-Heiler. Sie haben mit mir geredet, mich gefragt, ob ich mal Krieger oder sogar Anführerin werde möchte und wie gut ich Seidenbart zuhöre. Morgentau war übrigens seine Mentorin. Zarenfeder ist schon uralt. Ich konnte durch ihn hindurch das Moor sehen, weil er schon so in Vergessenheit geraten ist. Jedenfalls haben sie mich ein paar Nächte später wieder besucht, als mein Bruder Rabenpfote, damals noch Rabenjunges, sich mit Weißem Husten angesteckt hat. Morgentau hat mir gezeigt, wo Frauenminze wächst und Zedernkralle hat mir beigebracht, wie man sie benutzen muss, damit es Rabenjunges wieder besser geht. Ich durfte sogar das Lager verlassen, um Seidenbart die Kräuter zu zeigen. Von da an ging es immer weiter. Ich habe viel über Kräuter und die Geschichte der Clans gelernt und Seidenbart hat mir gesagt, dass ich eine großartige Heilerin wäre. Und seine Schülerin zu sein ist wundervoll. Ich weiß, wie ich Wunden, Krankheiten und Sorgen behandle. Ich kann Zeichen des SternenClans deuten, bin wichtig für meinen Clan und es fühlt sich auch noch toll an! Außerdem wäre ich eine grauenvolle Kriegerin. Ich möchte niemanden verletzen und ich möchte keine anderen Clans bedrohen. Ich möchte meine Clangefährten heilen und ich möchte in Frieden mit den anderen Katzen leben." 

Warrior Cats - Eine Prophezeiung von Unheil  Geschlossene GrenzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt