5. Kapitel

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Schlangenpfote blickte zu Eisstern hinauf. Der Anführer war auf den Hochstein geklettert. Den Clan zu rufen war gar nicht nötig, Rauchschweif war ihm aus der Kinderstube gefolgt und die restlichen Katzen waren bereits versammelt. 

„Lichtpfote, was ist passiert?", rief Eisstern zu ihnen hinab. Seine Schwester, die direkt neben ihm saß, sträubte ihr Fell und rief: „Der FlussClan hat sich auf den Sonnenfelsen versammelt! Sie wollen sie wieder für sich gewinnen und Moosstern hat den gesamten Clan mitgenommen! Finkenfeder, Tigerstreif und Federherz haben keine Chance gegen sie!" In ihrem letzten Satz schwang eine unheilvolle Angst mit.

 Felsjunges und Rosenjunges kuschelten sich schnell an ihre Eltern, Rauchschweif und Blitzpelz. „Ihr geht doch nicht gegen den ganzen FlussClan kämpfen, oder?", maunzte Felsjunges ängstlich. „Nur, wenn Eisstern uns das befiehlt.", erwiderte Blitzpelz. Der Kater blickte zu Eisstern und dieser nickte seinem Freund zu. Der DonnerClan-Anführer begann Befehle zu erteilen: „Mausgesicht, Seeblick, ihr bewacht den Eingang des Lagers. Blitzpelz, du verteidigst die Kinderstube. Schneefell, du..." „Wehe du glaubst, dass ich hier im Lager bleibe!", unterbrach die Älteste ihn, „Ich bin vielleicht alt, aber wenn der FlussClan auch ihre Schüler und Baumpelz mitgenommen hat, werdet ihr mich brauchen." Eisstern seufzte. Nicht einmal der SternenClan hätte Schneefell aufhalten können. 

Er wollte gerade weitersprechen, als Schattenfleck aus dem Heilerbau stürmte. „Du bleibst hier!", sagte er und baute sich vor Schneefell auf, „Mir ist egal, ob du denkst, dass du unbesiegbar bist, aber ich werde nicht zulassen, dass du dir unnötige Verletzungen zuziehst. Dein Augenlicht ist schon fast erloschen und in einem Kampf wirst du garantiert verletzt werden. Ich habe schon drei Patienten und nach dem Kampf werden es noch mehr!" 

„Unnötig?", fauchte die ehemalige Streunerin, „Welcher Grund könnte besser sein, als meinen Clan zu verteidigen?" „Welcher Grund könnte besser dagegen sein, als deinen Clan nicht zusätzlich zu belasten, indem du im Heilerbau liegst?", erwiderte der junge Heiler. „Ich werde kämpfen. Daran kannst du nichts ändern." Die Engültigkeit in Schneefells Stimme ließ selbst Schattenfleck aufgeben. „Also, wenn das jetzt geklärt ist, dann wird Lichtpfote den Heilerbau bewachen und Schattenfleck, du bringst Silberpfote zu den Sonnenfelsen, wenn du sie fertig versorgt hast. Aber ihr beobachtet nur. Wenn sie in den Kampf eingreifen will, hälst du sie auf. Sie darf nach dem Kampf mit ihrem Clan zurückkehren. Außerdem gibst du unseren Besuchern alle Kräuter, die du entbehren kannst und Seeblick zeigt ihnen den Weg zum Baumgeviert." 

Schlangenpfote hatte Heupfote und Maulwurffell komplett vergessen. Die WindClan-Katzen hatten die ganze Zeut am Lagereingang gestanden und folgten Schattenfleck nun in den Heilerbau. „DonnerClan, los!", rief Eisstern, sprang vom Hochstein und schoss durch den Lagereingang. Schlangenpfote heftete sich an Wiesenpelz' Fersen. Sein Mentor schoss direkt hinter Eisstern her.

Sie rannten in Windeseile zum Kampf. Dort bot sich ihnen ein schauriges Bild. Jeweils drei Katzen fielen über Flügelherz und Finkenfeder her. Tigerstreif wurde zusätzlich noch von Moosstern attackiert. Schlangenpfote erkannte sie sofort an ihren verschiedenfarbigen Augen.

 „Angriff!", jaulte Eisstern und stürzte sich in den Kampf zwischen Flügelherz und ihren Angreifern. Das ehemals grauweiße Fell seiner Wurfgefährtin war nun blutverschmiert. Wiesenpelz und Erdpelz griffen in den Kampf zwischen Tigerstreif und seinen Gegnern ein.

Schlangenpfote stieß den Schüler, der auf Tigerstreifs Rücken saß, auf zu Boden. Der rotbraune Kater fauchte und zog ihm die Krallen über die Schulter. Schlangenpfote sprang rückwärts, schoss dann unter den Bauch des FlussClan-Schülers und zog ihm die Krallen über den Bauch, wie Wiesenpelz es ihm gezeigt hatte. Sein Gegner jaulte auf und ließ sich auf ihn fallen. Ein Schmerz durchzuckte Schlangenpfotes Rücken. Schnell versuchte er sich aufzubäumen, doch der Kater war viel schwerer als er und presste ihm die Luft aus der Lunge. 

„Lass meinen Bruder in Ruhe!" Weißschweif riss den rotbraunen Kater von ihm und bohrte ihre Krallen tief in sein Fleisch. Der FlussClan-Schüler jaulte laut auf und versuchte, sich unter Schattenflecks Wurfgefährtin herauszuwinden, doch Weißschweif hielt ihn fest am Boden. "Runter von meinem Sohn!" Eine schwarzweißgraue Kätzin stürzte sich wütend jaulend auf Weißschweif. Die schwarze Kätzin zuckte zurück und, wodurch der rote Schüler sich befreien konnte. 

Schlangenpfote wusste, dass der Schüler größer und stärker war als er, doch es war ihm egal. Er stürzte sich mit ausgefahrenen Krallen auf den Kater. Dieser schien völlig unvorbereitet und Schlangenpfote konnte ein paar gute Treffer landen. Doch dann wurde er unsanft beiseitegeschleudert und klatschte gegen einen Felsen. Schmerz durchzuckte Schlangenpfotes gesamten Körper, doch er richtete sich vorsichtig wieder auf. Ein riesiger weißer Kater half dem FlussClan-Schüler dabei, sich aufzurappeln. 

"Alles in Ordnung, Abendpfote?", fragte der Kater ihn. Doch in diesem Moment erregte ein anderes Geräusch seine Aufmerksamkeit. Blütenfell, Tigerstreif und Bachfuß standen oben auf den Sonnenfelsen, vor ihnen stand Moosstern. Die Anführerin blutete aus mehreren Kampfwunden an der Seite und ihr linkes Ohr war zerfetzt. Doch das war es nicht, was er bemerkt hatte. Zwei Katzen standen auf den Sonnenfelsen, wenige Schwanzlängen von dem Kampf entfernt und jaulten einstimmig ein Wort: "Aufhören! Aufhören!" 

Schlangenpfote erkannte Flammenblüte, doch der braune Kater mit den grauen Pfoten neben ihr war ihm unbekannt. Aber Flammenblüte ist vom Ahnentor zurück!, dachte er, Das heißt, dass das der FlussClan-Heiler ist! "Beendet diesen unnötigen Kampf um einen Platz zum Sonnen sofort!", fauchte der Kater von den Felsen herunter, "Und kehrt in unsere Lager zurück." "Aber sie haben Silberpfote gefangen genommen!", jaulte Moosstern ihm zu, "Wir können nicht aufhören!"

Wir haben dieses Mäusehirn doch nur gefangen genommen, weil sie versucht hat Lichtpfote aufzuhalten! Sie hätte einfach umkehren müssen, statt ins Lager zu rennen! "Eure Schülerin kann mit euch zurückkehren, wenn ihr euch ergebt!", rief Eisstern hinauf. Er stand direkt neben Flügelherz und zwei FlussClan-Kätzinnen. Moosstern knurrte frustriert. Offensichtlich hatte sie nach einem Grund gesucht, um den Kampf weiterzuführen. "FlussClan, Rückzug!", rief die Anführerin stattdessen und winkte mir dem Schweif in Richtung FlussClan-Territorium. Sofort strömten die Katzen ihres Clans in ihre Richtung und Schlangenpfote sah aus dem Augenwinkel, wie Schattenfleck aus dem Wald stieg, die silberne Schülerin zu ihren Clangefährten begleitete und dann wieder zwischen den Bäumen verschwand.


Flammenblüte kletterte von den Sonnenfelsen, die drei Krieger, die Moosstern eingekreist hatten, direkt hinter sich. Eisstern rief: "Meldet sich jemand freiwillig dazu, die Grenze neu zu markieren?" "Ich kann die Patrouille anführen.", erwiderte Sonnenschweif. "Danke.", Eisstern nickte ihr zu, "Ampferfleck,  Erdpelz, könnt ihr sie begleiten?" Die beiden Krieger nickten ihm zu und folgten Sonnenschweif. 

"Gibt es schwer Verletzte?" "Hier!", ertönte Wiesenpelz Stimme. Schnell schoss Flammenblüte zum Klang seiner Stimme und Schlangenpfote folgte ihr. Wiesenpelz stand über zwei Katzen. Schneefell und, nein. Angst durchzuckte Schlangenpfote. Weißschweif lag blutüberströmt neben der Ältesten. "Schnell!", rief Flammenblüte, "Ich brauche Spinnenweben und Moos und..." "Hier." Schattenfleck hatte sich unbemerkt zu ihnen gesellt und legte Moos, Spinnenweben und Ringelblumen neben den Verletzten ab. Flammenblüte machte sich daran, Schneefell zu behandeln, während Schattenfleck sich seiner Schwester zuwenden wollte. Doch bevor er mit der Behandlung beginnen konnte, brach Borkenfell aus dem Gebüsch hervor. "Mein Junges, mein Junges!", kreischte sie und ließ sich neben Weißschweif nieder. "Borkenfell...", begann Schattenfleck, doch er unterbrach sich, als Weißschweif flatternd die Augen öffnete. 

„Eulenpelz?", hauchte sie leise, "Lerchenherz? Ja, ich bin hier." Was redete sie da bloß? Eulenpelz war tot und Lerchenherz lag krank im Heilerbau. Oder? Schattenflecks Blick verdunkelte sich. "Es ist zu spät Borkenfell.", flüsterte er leise und berührte tieftraurig den Pelz seiner Wurfgefährtin mit der Schnauze, "Sie wird von ihrer Familie zum SternenClan gebracht." "Aber, Lerchenherz ist doch nicht...", wollte Borkenfell protestieren, doch Schattenfleck schüttelte traurig den Kopf. "Als wir gegangen sind, lag er krank im Heilerbau und nicht einmal die Katzenminze hat geholfen." Borkenfell erstarrte, richtete ihren Kopf zum Himmel und jaulte qualvoll auf. 

Warrior Cats - Eine Prophezeiung von Unheil  Geschlossene GrenzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt