Schlangenpfote erwachte, als Donner die Luft zerriss. Er sprang auf und sein Pelz plusterte sich vor Schreck und gegen die Kälte der Blattleere auf. Seine Schwester Lichtpfote öffnete neben ihm gähnend die Augen. „Waschn los?" In diesem Moment durchzuckte ein weiterer Blitz das Schneegestöber, das vor dem Bau tobte, und Lichtpfote sprang auf, als hätte der Blitz sie getroffen.
„Die armen Heilerkatzen werden einen sehr anstrengenden Rückweg haben.", murmelte Schlangenpfote. Der Schneesturm hielt schon seit Tagen an und Flammenblüte und Schattenfleck hatten überlegt, ob sie die Hochfelsenreise ausließen. Doch sie hatten sich entschieden, dass sich Flammenblüte mit dem SternenClan die Zunge geben würde, obwohl kaum eine Katze noch ihren Bau verließ. Und nun war zum immer heftiger werdenden Schneegestöber auch noch ein Gewitter hinzugekommen.
Erneut erhellte ein Blitz die Nacht. Schlangenpfote rieb sich am Pelz seiner Schwester und merkte, dass sie beide vor Kälte zitterten. „Vielleicht sollten wir Eisstern bitten, uns in den Kriegerbau ziehen zu lassen.", miaute er ihr zu, als er spürte, dass sie sich auch an ihn kuschelte.
Lichtpfote schnurrte: „Wir sind seit einem halben Mond Schüler und du willst schon in den Kriegerbau."
Schlangenpfote verdrehte die Augen. Immerhin waren sie und die Heilerkatzen die einzigen, die noch nicht in den Kriegerbau gezogen waren, damit sich der Clan wärmte.
Wieder ertönte Donner. „Der Kriegerbau ist außerdem völlig überfüllt", miaute seine Schwester weiter, „da ist gar kein Platz für uns."
„Wir könnten ja wenigstens in den Heilerbau ziehen", brummte Schlangenpfote.
„Da, wo Lerchenherz und Eichenpelz mit weißem Husten rumliegen?", erwiderte Lichtpfote zweifelnd. Schlangenpfote seufzte, als er erkannte, dass seine Schwester recht hatte. Trotzdem wäre es ihm lieber, wenn es im Bau ein bisschen mehr Wärme gäbe. Vor allem, weil er ihn nur noch verließ, damit er zum Schmutzplatz ging oder zu einer der Jagdpatrouillen ausgewählt wurde, was auch bereits zwei Tage her war.
„Wir sollten wieder schlafen gehen", murmelte Lichtpfote. Sie rollten sich wieder in ihren Nestern zusammen, wobei ihre Pelze sich berührten und ihnen wenigstens etwas Wärme spendeten.
Als Schlangenpfote wieder erwachte bemerkte er zwei Dinge: Erstens hatte der Donner aufgehört.
Und zweitens war es, bis auf ein bisschen Licht, das durch winzige Lücken in den Bau gelang, komplett dunkel. Er wirbelte zum Eingang herum und sah, dass der Eingang des Baus vollkommen mit Schnee verschlossen war.
„Lichtpfote", keuchte Schlangenpfote, „Wir sind eingesperrt!"
Lichtpfote sprang auf und blickte zum Eingang des Baus: „Mäusehirn", schnurrte sie. „das ist doch nur Schnee. Den schieben wir einfach weg."
Sie stemmten sich mit der Schulter gegen den Schneeberg, doch es fielen nur ein paar Klumpen von der Seite, an der sie schoben, herunter.
„Mäusedreck!", fluchte Schlangenpfote, „Wir müssen uns rausgraben." Sie begannen, sich durch den Schneehaufen zu kämpfen, doch dieser war bereits so hart geworden, dass sie kaum vorankamen.
„Hilfe!", jaulte Lichtpfote und Schlangenpfote stieg mit ein: „Wir sind eingesperrt!"
Schlangenpfote hörte, wie sich jemand vorm Bau bewegte. Blitzpelz' Stimme erfüllte das Lager: „Die Schüler, die Schüler sind eingesperrt!" Mehrere andere Katzen schossen vor den Bau. Schlangenpfote und seine Schwester hörten, wie ihre Mentoren Wiesenpelz und Flügelherz vor dem Bau sprachen, doch der Schnee dämpfte ihre Stimmen zu sehr, um etwas zu verstehen.
Aber sie hörten, dass sich an der anderen Seite jemand am Schner kratzte. „Benutzt eure Krallen!", fauchte Wiesenpelz. Schlangenpfote fuhr seine Krallen aus und buddelte sich durch den Schnee. Neben ihm tat Lichtpfote dasselbe.
Schlangenpfote wusste nicht, ob es nur wenige Herzschläge oder Monde dauerte, doch irgendwann konnte er Wiesenpelz' graues Fell durch den vereisten Schnee hindurch erkennen. Seine Krallen bohrten sich, von dem Blick auf die Außenwelt getrieben, noch tiefer in den Schnee.
„Geht vom Eingang weg.", rief Flügelherz. Sie schossen beide vom in die Ecken und Blitzpelz brach durch den Rest des Haufens.
„Raus hier.", brummte er. Schlangenpfote und Lichtpfote ließen sich das nicht zweimal sagen und schossen aus dem Bau, Blitzpelz folgte direkt hinter ihnen.
„Geht es euch gut?", fragte ihre Mutter Borkenfell und wirbelte aufgeregt um sie herum.
„Ja, Borkenfell", miaute Lichtpfote.
„Was ist mit dir Schlangenpfote?"
„Mir geht's auch gut", murmelte Schlangenpfote. Doch etwas anderes hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Der Himmel. Beziehungsweise die Tatsache, dass er den Himmel sah. Der Schneesturm hatte aufgehört.
„Lichtpfote! Du hast dir ja eine Kralle abgerissen! Geh zu Schattenfleck, damit er dich behandelt." Schlangenpfote hörte quasi, wie seine Schwester bei den Worten ihrer Mutter die Augen verdrehte.
„Am besten gehst du auch gleich mit." Wiesenpelz stupste ihn bei den Worten an. Schlangenpfote seufzte und folgte seine Schwester in den Heilerbau.
Auf der kleinen Lichtung sortierte Schattenfleck gerade Kräuter. Er blickte auf, als die Schüler den Bau betraten: „Was kann ich für euch tun?"
„Ist Flammenblüte wieder da?", fragte Schlangenpfote. Schattenfleck ließ den Schwanz zu Boden sinken: „Nein.", miaute er, „Aber deshalb seid ihr wahrscheinlich nicht hier, oder?"
„Ich habe mir eine Kralle abgerissen.", erklärte Lichtpfote.
„Wie das?", fragte Schattenfleck neugierig, während er Kräuter für sie raussuchte. Lichtpfote erzählte es ihm.
„Ich nehme an, ihr werdet dann jetzt hier schlafen?", miaute er fragend, als sie geendet hatte und er ihr eine Salbe auf die Pfote rieb.
„Ich weiß nicht.", murmelte Schlangenpfote, „Das wird Eisstern entscheiden."
„Wir werden sehen", erwiderte Schattenfleck und schon ihnen beiden ein paar Kräuter zu. „Esst das und ruht euch da drüben aus", er deutete mit einem Schwanzschnippen auf die Felsspalte, in der er und Flammenblüte schliefen. „Sie werden euch beruhigen."
„Sind das nicht eure Nester?", fragte Lichtpfote erstaunt.
„Nunja, wir benutzen sie gerade nicht und ...", er wurde von einem Husten aus den Farnen vor dem Felsspalt unterbrochen.
„Schattenfleck?", krächzte Eichenpelz. Seine Stimme klang panisch: „Ich glaube Lerchenherz wird schwächer."
Schattenfleck blickte zu ihnen: „Ihr geht jetzt schlafen und ich kümmere mich um Lerchenherz, okay?" Schlangenpfote schluckte. Lerchenherz und Schneefell waren die Eltern von Borkenfell. Es würde ihr das Herz brechen, wenn er es nicht schaffte.
„Okay, Schattenfleck.", miaute Lichtpfote, sie fraßen die Kräuter, die Schlangenpfote schläfrig machten und sie trotteten zu den Nestern, während Schattenfleck zu Lerchenherz eilte. Schlangenpfote machte es sich im Nest des Heilers gemütlich, während Lichtpfote sich in Flammenblütes niederließ.
„Schlaf gut.", murmelte sie. Doch Schlangenpfote war schon tief im Reich der Träume versunken.
DU LIEST GERADE
Warrior Cats - Eine Prophezeiung von Unheil Geschlossene Grenzen
FanfikceDas wunderschöne Cover ist von @soul_of_peacex. Folgt. !WICHTIG! Ich habe keinerlei Rechte an der Welt der Clans. Alle Clans, Territorien und Gesetze wurden vom Autorinnenteam Erin Hunter verfasst und veröffentlicht. Die Charaktere und Stories sind...