Warrior Cats - Eine Prophezeiung von Unheil Geschlossene Grenzen

9. Kapitel

Silberpfote schleppte sich erschöpft auf das Baumgeviert zu. Der halbe Mond seit der Schlacht um die Sonnenfelsen war anstrengend gewesen. Wegen der vielen Verletzungen hatten alle Extrapatrouillen übernehmen müssen und Weidenpfote und Rindenpelz hatten so viel zu tun, dass sie die Schülerpflichten allein erledigen musste.

Und dann waren da noch die Erinnerungen ihrer Clangefährten. Sie hatte mitansehen müssen, wie Baumpelz' Schwester starb, wie Forellenzahn zum Krieger wurde, wie Moosstern an Grünem Husten starb und wie Wellenherz in einem Kampf schwer verletzt wurde. Doch am schlimmsten war es gewesen, als sie heute Morgen mit Rindenpelz über Abendpfote gesprochen hatte. Er hatte ihr versichert, dass ihr Bruder stark genug war, um seine Wunden zu überleben, und er nur deshalb so selten wach war, weil er seine Energie für den Heilungsprozess brauchte.

Doch dabei Silberpfote hatte gesehen, wie er sich über Abendpfotes Nest gebeugt hatte, während er die Pasten an seinen Wunden wechselte. Und sie hatte gehört, was er dabei gedacht hatte. Warum nur muss ich meine Kräuter darauf verwenden, das Leiden dieses Schülers zu verlängern? Wäre es nicht gnädiger, ihn einfach zum SternenClan ziehen zu lassen? Er hat ein gutes Herz, aber diese Wunden sind zu tief.

Noch hatte sie niemandem von den gruseligen Erinnerungen erzählt. Wie sollte sie das auch machen? Hey, Leute, wenn ihr irgendwelche sehr starken Erinnerungen habt, kann ich sie sehen. Nein, am Ende würde Rindenpelz nur denken, dass sie sich eher zur Heilerschülerin eignete als Weidenpfote und das war das absolut Letzte, was sie wollte. Sie würde eine starke Kriegerin werden und eines Tages würde sie die beste Anführerin jemals sein. So hatte Schilfschweif es ihr immer gesagt.

"Würdest du bitte aufhören, so zu gucken als wären wir zu einer Totenwache unterwegs?", wurde sie von Graspelz aus ihren Gedanken gerissen. Der frischgebackene Vater war seit der Geburt seiner Jungen vor ein paar Sonnenaufgängen geradezu nervtötend gut gelaunt. Silberpfote freute sich für die beiden, obwohl sie Schneeschweif, die den Beginn ihrer Ausbildung übernommen hatte, sehr vermisste. Außerdem war sie am Ende ihrer Kräfte angelangt.

"Nur wenn du aufhörst, so gut drauf zu sein.", brummte sie zurück.

"Warum? Binsenjunges und Honigjunges haben heute morgen ihre Augen geöffnet. Sie werden einmal starke Krieger sein. Und Flammenjunges, Spechtjunges und Tropfenjunges natürlich auch. Hast du sie schon gesehen? Sie sind so hübsch und..."

"Und vielleicht sollte Moosstern deinen Namen in Plapperpelz ändern.", unterbrach Rindenpelz seinen alten Freund und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps hinters Ohr.

"Du hast außerdem schon dafür gesorgt, dass alle deine Jungen sehen.", fügte Steinfell hinzu. "Und jetzt still!"

Sie hatten das Baumgeviert erreicht. Mit einem Schwanzschnippen gab Moosstern ihnen das Zeichen, dass sie sich auf die Lichtung bewegen konnten. Bisher verpestete nur DonnerClan-Geruch die Luft.

Ausgerechnet diese elendigen Eichhörnchenfresser!, ging es Silberpfote durch den Kopf, doch sie folgte Graspelz zum Fuß der Eichen. Weidenpfote ließ sich mit Rindenpelz bei Schattenfleck und Flammenblüte nieder. Wie konnte er nur so ruhig neben einer DonnerClan-Katze sitzen? Zugegebenermaßen, Schattenfleck hatte sie verarztet, aber dennoch lag Abendpfote nur wegen seines Clans im Heilerbau! Silberpfote knurrte.

"Wenn du einen Kampf mit einer DonnerClan-Katze anfängst, darfst du dich für die nächsten zwei Monde allein um Baumpelz kümmern.", warnte ihre Mentorin Frostglanz sie.

"Das mach ich doch sowieso schon.", brummte Silberpfote.

"Nunja, aber ich glaube auch, dass Moosstern und Eisstern nicht gerade erfreut darüber wären.", fuhr Frostglanz fort. "Und Lilienblüte und ich auch nicht."