6. Kapitel

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Heupfote rannte erschöpft auf das Lager zu. In ihrem Maul hielt sie das Kräuterbündel, das Schattenfleck ihr mitgegeben hatte. Es war nicht viel, weil eines der DonnerClan-Jungen ebenfalls Grünen Husten hatte, aber es war besser als nichts. 

Sie blickte kurz zu Maulwurffell. Sie fand es immer wieder überraschend, dass er trotz seines angeborenen blinden Auges zum Moorläufer wurde, statt Tunnelwächter zu werden, die sowieso unter der Erde fast nichts sahen. 

Heupfote legt noch einmal Tempo zu, preschte dann durch den Ginstertunnel ins Lager und dann, ohne anzuhalten, in den Heilerbau. Erleichtert bemerkte sie drei Dinge. Erstens saßen Dämmerlicht und Heckenbart aufrecht in ihren Nestern und gaben sich die Zungen. Keiner von ihnen zeigte Anzeichen von Grünem Husten. Zweitens sah sie immer noch Leben in Sandfuß' verklebten Augen. Und drittens kniete ein alter, goldbrauner Kater vor dem Nest des Ältesten. 

Heupfote ließ ihr Kräuterbündel fällen und warf sich auf ihren Mentor. "Seidenbart!", jubelte sie, "Du bist wieder da!" "Natürlich bin ich wieder da.", schnurrte der alte Kater, "So schnell wirst du mich nicht los!" Doch nachdem sie ihn wieder losgelassen hatte, wurde er wieder ernst. "Sandfuß hat Grünen Husten." 

"Ich weiß. Ich hab's heute kurz vor Sonnenhoch bemerkt und bin mit Maulwurffell zum SchattenClan gereist, um Steinpelz um Kräuter zu bitten." Heupfote seufzte. "Auch im SchattenClan ist Grüner Husten ausgebrochen. Sie haben keine Kräuter mehr. Also sind wir zum DonnerClan gegangen. Obwohl Vogeljunges Grünen Husten hat, hat Schattenfleck uns Katzenminze gegeben. Und wir haben mitbekommen, dass der FlussClan den DonnerClan angreift. Wahrscheinlich kämpfen sie immer noch um die Sonnenfelsen." "Schattenfleck?", fragte Seidenbart überrascht, "Er war zuerst Kriegerschüler und die Clanrivalitäten sind eigentlich immer noch tief in ihm verankert." "Wirklich?", fragte Heupfote und wollte Seidenbart gerade von der silbernen FlussClan-Schülerin erzählen. 

Doch Seidenbart blickte auf das Kräuterbündel und miaute: "Am besten kümmern wir uns jetzt um Sandfuß und dann müssen wir gemeinsam mit Bussardstern und Adlerflügel reden." "Warum?", fragte Heupfote neugierig. "Das bereden wir lieber später.", erwiderte Seidenbart und warf ihr einen eindringlichen Blick zu. Sie fragte nicht weiter nach, öffnete das Kräuterbündel und gemeinsam schweigend behandelten sie den Ältesten. Nachdem das beendet war untersuchten sie noch rasch Heckenbart und Dämmerlicht und krochen anschließend aus dem Bau. 

"Also, warum müssen wir mit Bussardstern und Adlerflügel reden?", fragte Heupfote ihren Mentor leise. "Der SternenClan hat allen Heilern am Mondstein eine Prophezeiung geschickt.", erwiderte Seidenbart fast lautlos. "Und wie lautete sie?", flüsterte Heupfote zurück, unsicher, ob sie das überhaupt wissen wollte. "Fluss wird strömen, Wind wird stürmen, Donner wird ertönen und Schatten werden wachsen." Er schluckte und fuhr fort: "Die Clans werden kämpfen, Blut wird fließen und nur Zusammenhalt am Tiefpunkt kann sie retten." Heupfotes Atem stockte. Das war's? Eine vage Metapher über die Clans und eine Wahrnung vor Kämpfen? Irgendwie war sie enttäuscht. Sonst waren Zedernfeder und Morgentau immer ziemlich präzise gewesen. 

"Lass uns mit Bussardstern reden.", miaute Seidenbart und forderte sie mit einem Schwanzschippen auf, ihm zu folgen. Vor dem Anführerbau blieben sie stehen. "Bussardstern?", fragte Seidenbart. "Dürfen wir reinkommen?" "Nur zu.", miaute die Kätzin aus dem Inneren des Baus. Sie traten ein. 

Bussardstern lag in ihrem Nest. Sie hatte sowohl die Mondhochpatrouille, als auch eine Jagdpatrouille bei Sonnenhoch übernommen und war wahrscheinlich erschöpft. Neben ihr saß ihr Gefährte Froschsprung. "Könnten wir vielleicht allein mit dir und Adlerflügel reden?", fragte Seidenbart. Bussardstern blickte zu Froschsprung: "Würdest du...?" "Kein Problem. Ich sage auch Adlerflügel Bescheid.", meinte der Kater und verschwand aus ihrem Bau.

53 Herzschläge später, Heupfote hatte mitgezählt, kam ihre Mutter in den Bau getrabt. Anscheinend war sie gerade aus den Tunneln gekommen, denn in ihrem Fell klebte Erde. "Froschsprung sagte, ihr wolltet mich sprechen?", meinte sie neugierig. "Seidenbart bat darum.", erklärte Bussardstern und blickte zu ihrem Heiler. Dieser räusperte sich: "Wie ihr wisst, war heute Nacht das Heilertreffen.", begann er, "Minzfell, Rindenpelz und Flammenblüte waren dort, um sich mit dem StrenenClan die Zunge zu geben. Wir alle berührten gleichzeitig den Mondstein und fanden uns gemeinsam am Baumgeviert wieder. Auf dem Großfelsen saßen vier Katzen. Ich erkannte Abendstern, Wurzelflug und Beerenschweif, aber der SchattenClan-Kater war mir unbekannt. Meine Vermutung lautet, dass es Nachtpelz war. Jedenfalls begann Beerenschweif zu sprechen." Danach berichtete er etwas detaillierter von der Prophezeiung. 

"Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?", fragte Bussardstern. Adlerflügel fügte hinzu: "Der erste Teil klang doch gar nicht so schlecht, mehr, als würden die Clans stärker werden." "Das letzte mal, als der Fluss in Mengen strömte, hat es dem FlussClan geschadet.", erinnerte Seidenbart die beiden. "Und ich finde, wir sollten mit dem Clan reden." "Auf keinen Fall!", entgegnete Bussardstern entschieden. "Das gäbe den Moorläufern nur noch mehr Anlass, sich über die Tunnelwächter zu stellen. Vor allem, da zwei Tunnelwächter gerade krank im Heilerbau liegen." Heupfote fand, dass ihre Anführerin recht hatte. Viele Moorläufer sahen auf die Tunnelwächter herab und Adlerflügel, Schlammpelz und Hasenfell waren die einzigen, nicht erkrankten Tunnelwächter. Doch was sollten sie dann tun? "Und was schlägst du vor?", sprach Seidenbart ihren Gedanken aus. "Wir tun gar nichts. Adlerflügel wird dafür sorgen, dass unsere Grenzen stets markiert sind und der Frischbeutehaufen immer gefüllt wird. Ansonsten können wir nur abwarten und reagieren." 

Seidenbarts Nackenfell sträubte sich und er fuhr die Krallen aus. "Das kann nicht dein Ernst sein!", fauchte er. "Was würde es denn ändern, wenn der Clan Bescheid wüsste?", fragte Heupfote vorsichtig. Sie war bisher still geblieben, doch nun musste sie diese Frage einfach stellen. Ihr Mentor wirbelte zu ihr herum: "Es würden mehr Katzen Bescheid wissen! Und vielleicht wüsste eine von ihnen die Antwort!" "Vielleicht", wiederholte Adlerflügel, "aber vielleicht auch nicht. Und wie gesagt: Die Moorläufer werden sich selbst als den Wind betrachten, der über das Moor stürmt, und davon ausgehen, dass es keine Tunnelwächter mehr geben soll." Heupfote sah, dass Seidenbart aufgab. "Na gut.", brummte er und fuhr seine Krallen wieder ein, "Ihr werdet ja sehen, was ihr davon habt." Dann drehte er sich um und stolzierte aus dem Bau, Adlerflügel folgte ihm. 

"Glaubst du, dass wir recht haben?", fragte Bussardstern. Heupfote, die gerade ebenfalls gehen wollte, erstarrte. "Ich weiß nicht, ob es hier ein 'richtig' und ein 'falsch' gibt.", erwiderte sie. "So ist es oft im Leben.", seufzte Bussardstern leise. Heupfote wollte nun wirklich gehen, als ihr einfiel, was sie heute im DonnerClan-Lager gesehen hatte. Sie drehte sich zu ihrer Anführerin um. "Der DonnerClan wurde heute vom FlussClan angegriffen." "Auch das ist eine solche Entscheidung des FlussClans. Es war eine harte Blattleere und sie brauchen Territorium, obwohl sie wissen, dass dies auch für den DonnerClan gilt. Danke, dass du mir das gesagt hast. Eines Tages wirst du eine weise Heilerin." Heupfote nahm das als Aufforderung, zu gehen. Sie verließ Bussardsterns Bau und trabte zu dem Bau der Ältesten, um nach Silberfell zu sehen. 

Warrior Cats - Eine Prophezeiung von Unheil  Geschlossene GrenzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt