-drei Wochen später-
Ella PoV.:
"Lassen Sie mir die Bilder in irgendeiner Weise zukommen?" Ich weiß nicht, ob die Stationsschwester mich schon mehrmals angesprochen hat, bevor ich es jetzt endlich registriere, dass sie mit mir spricht. Ich reiße meinen Blick von Julian los, der gerade mit einem schwer krebskranken Jungen Memory spielt. "Na klar, selbstverständlich." Ich schaue die Schwester an und nicke. "Geben Sie mir einfach eine Mailadresse, dann kann ich Ihnen alles mailen." "Vielen Dank, das ist nett. Wir wollen für die Kinder dann noch ne kleine Erinnerung basteln." erklärt sie mir dann und ich weiß nicht, wie belastend dieser Tag noch werden kann. Ich hatte mit Julian in der Vergangenheit schon einige Termine, die auch mir sehr nahe gingen und heute ist auch einer davon. Diese kleinen Menschen mit einem so großen und schweren Schicksal zu sehen und gleichzeitig zu spüren, welchen Willen und Positivität sie ausstrahlen, macht es mir nicht gerade leichter. Meine Angst um Maxim und seine Zukunft wird von Woche zu Woche, in der nichts passiert und in der mir Julian seine Drohungen auftischt, größer. Ich lehne mich gegen die Fensterbank und beobachte ihn wieder. So wie jedes Mal wenn ich ihn anschauen, tauchen die Bilder von meiner Fehlentscheidung mich auf ihn einzulassen vor meinem inneren Auge auf. Für einen Moment mag es aufregend, reizvoll und auch erregend gewesen sein, aber spätestens als ich am nächsten Morgen wach geworden bin hätte ich mich nur noch ohrfeigen und verfluchen können. Ich war naiv, hatte mich nicht im Griff und muss das jetzt bitter bezahlen.
Er hat mich noch mehr in der Hand als zuvor und das nutzt er auch aus. Ich darf nur noch das in den Posts schreiben, was er sagt, nur die Bilder verwenden die ihm gefallen und die Termine sucht er sich mittlerweile selbst aus. Und ich stehe machtlos daneben und kann ihm kein einziges Wort entgegensetzen. Ich weiß gar nicht ob ich mich oder ihn mehr hasse, aber vermutlich mich, denn ich hätte all das verhindern können.
Ich fühle mich wie ein Tier, das man in einen Käfig eingesperrt hat, um es gefügig zu machen. Meinen Kollegen ist meine veränderte Art und auch meine andere Arbeitsweise natürlich auch aufgefallen, ich würde am liebsten mit allem rausrücken und den wahren "Bösewicht" in dieser Sache auffliegen lassen, aber es geht einfach nicht. Ich brauche diesen Job und ich brauche das Vertrauen meiner Chefs auf meiner Seite. Jeden Abend wenn ich im Bett liege, könnte ich nur noch heulen, aber versuche auf der anderen Seite natürlich, mri vor Maxim nichts anmerken zu lassen. Schließlich bin ich doch die starke Tante Ella...
"Hey na? Wie war dein Termin heute? In der Küche gibts übrigens noch Kaffee, wenn du möchtest." Ich war gerade dabei, den Post fertig zu machen und die Bilder zu verschicken, als Ben den Kopf durch die Tür streckt. "Ach das übliche. Julian Brandt- Maskenshow." antworte ich schulterzuckend und nehme meinen Blick vom Bildschirm, um meinen Kollegen anzuschauen. Ich habe, im Gegensatz zu anderen Dingen, keinen Hehl draus gemacht, welches Spiel Julian auf diesen Terminen und auch hier drin spielt. Ben schließt die Tür hinter sich und kommt dann zu mir an den Schreibtisch. "Gestern wurde angeblich gesprochen, dass es erstmal kein Comeback in die Mannschaft gibt." Beinahe entgeistert starre ich ihn an. Seit Wochen sind sich die Verantwortlichen uneinig, wie sie im Fall Julian weiter verfahren sollen, da er sich, dämlich wie er ist, nur auf diese Medientermine und sein Image verlässt, anstatt dass er tatsächlich an sich arbeiten würde und seine Eskapaden mal sein lassen würde. Es vergeht keine Woche, in der er trotz allem was ich für ihn rausschinde, in der er nicht irgendwo negativ auffällt. Und sei es, weil er in nem Restaurant eine Kellnerin als dämliche Schlampe beleidigt. Der Zeitungsartikel liegt sogar noch neben meiner Tastatur.
Und offenbar haben sie sich jetzt entschieden und geben mir damit mein Todesurteil. "Bist du dir sicher? Ist das schon offiziell?" Ben zuckt mit den Schultern. "Das sagt zumindest der Flurfunk. Aber ich kanns mir gut vorstellen, bei dem, was er sich immer noch liefert." Auch er nickt mit dem Kopf in Richtung des Zeitungsartikels. Angestrengt massiere ich mir die Schläfen. "Fuck. Das ist- ich brauche einen Termin bei ihnen." Hektisch suche ich im Telefonverzeichnis nach Kehls Nummer.
DU LIEST GERADE
U N B R E A K A B L E - Julian Brandt
FanfictionDie verlorene Meisterschaft der Saison 2022 / 2023 sorgt dafür, dass Julians Karriere und Privatleben so ziemlich den Bach runtergeht. Der daraus resultierende Umbruch im Verein und auch bei sich selbst lassen ihn seine eigentlichen Ziele aus den Au...