eleven.

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Ella PoV.:

Erschöpft sinke ich in die weichen Couchkissen und schließe kurz die Augen. Der ganze Tag und die mittlerweile angebrochene Nacht waren ein einziger Höllenritt. Umso erleichterter bin ich jetzt, dass Maxim endlich schläft, und sich zumindest ein wenig beruhigen lassen hat. Als wir nach Hause gekommen sind, war an Ruhe erstmal nicht zu denken, schließlich habe ich mit allem einen ziemlichen Schreck eingejagt. Ich selbst fühle mich, als wäre ein LKW dreimal über mich drüber gefahren, vor allem mit den nachlassenden Medikamenten fühlt es sich nicht so an, als wäre ich morgen schon wieder komplett fit, Gott sei Dank ist sowieso erstmal Wochenende. Schlussendlich war der Grund für den allergischen Schock, dass die Rezeptur der Kekse geändert wurde, und ich einfach nicht aufgepasst habe. Aber ich habe auch wirklich nicht damit gerechnet, da es bisher immer meine Lieblingskekse waren, Zeit es jetzt wieder mehr zu beachten.

Auch wenn es mir ein wenig widerstrebt, bin ich doch sehr dankbar, dass Julian das alles geregelt hat und mir Hilfe geholt hat. Wobei ich mir sicher bin, dass Maxim das auch irgendwie hingekriegt hätte, ich weiß ja wie flink er ist. Nichtsdestotrotz hat er sich die ganze Zeit über um den Kleinen gekümmert, ihm hätte es ja auch, wie alles andere auch, einfach egal sein können.

Ich habe gar keine Möglichkeit, mir noch länger den Kopf zu zerbrechen, denn es klingelt an meiner Wohnungstür. Wer ist das denn jetzt noch um diese Uhrzeit? Direkt schlägt mein Herz einige Takte schneller, was ist, wenn Chris vor der Tür steht? Ich kann mich in meinem Zustand ja nichtmal richtig verteidigen. Und ihm traue ich wirklich alles zu.

Ich nähere mich mit vorsichtigen und leisen Schritten der Tür, um durch den Türspion einen Blick nach draußen erhaschen zu können.

Bei diesem Anblick weiß ich nicht, ob mir Chris nicht doch lieber wäre, vor der Tür steht niemand geringeres als Julian. Was sucht er denn jetzt noch hier? Er hebt bereits die Hand um nochmal zu klingeln, doch ich sperre die Tür auf und öffne ihm.

Er hebt kurz die Hand zur Begrüßung. "Hey, sorry für die späte Störung noch." Seit wann kommen eigentlich Entschuldigungen aus seinem Mund? Ich stehe noch immer wie angewurzelt im Flur und fange mich dann aber. "Schon okay-? Was gibts denn?" "Ich hab vorhin mein Handy liegen lassen und wollte es nur schnell holen." Kurz mustere ich ihn und trete dann bei Seite. "Ja klar, komm rein." Ich schaffe es ja nichtmal ihm gegenüber wie sonst, skeptisch zu sein, dafür fehlt mir definitiv die Energie.

"Mir ist gar kein Handy aufgefallen, wo hast du's denn liegen lassen?" frage ich ihn, als ich hinter ihm die Tür geschlossen habe. "Habs nachm Telefonieren auf den Esstisch gelegt und nachdem das dann alles etwas stressig wurde wahrscheinlich vergessen." Ungefragt setzt er seinen Weg in die Küche fort, wohin ich ihm auch folge. "Hör mal-" setze ich dann an, als er sich das Handy vom Tisch angelt und seine Jackentasche öffnet. "Ich wollte mich nur nochmal richtig bei dir bedanken, im Krankenhaus war ich vielleicht ein wenig undankbar, wahrscheinlich weil ich dachte, du wolltest mich vergiften." Ich muss etwas lachen, denn so weit hat er mich jetzt schon getrieben, dass ich sogar das in Betracht ziehen muss.

Er schaut auf und richtet seinen Blick auf mich, der ungefähr ausdrücken soll, dass ich nicht alle Tassen im Schrank habe.

"Passt schon. War jetzt kein großes Ding." erwidert er dann schulterzuckend und lässt das Handy in der Jackentasche verschwinden. Erst jetzt fallen mir die Zettel auf, die zur Hälfte in selbiger stecken und auf denen unter anderem das Logo des Jugendamts aufgedruckt ist. Natürlich kenne ich diese Schreiben und natürlich weiß ich sofort, woher er sie hat. Ich mache einen Schritt auf ihn zu, und sofort ist meine versöhnliche Stimmung von eben verflogen.

"Ist das dein Ernst? Was soll diese Scheiße?" Ich reiße die Zettel aus seiner Jackentasche und stelle ohne große Überraschung fest, dass er die Schreiben bei mir mitgehen hat lassen. "Du nutzt meine Hilflosigkeit auch noch aus? Was ich-" Ich kann meine Wut gar nicht formulieren und starre ihn an, doch ihn scheint das weitestgehend kalt zu lassen. "Ich hab dir doch gesagt, halt dich an den Deal, das hast du offensichtlich nicht. Deine Führung wirds freuen, wenn sie lesen, dass du ne drogensüchtige, durchgeknallte Alte bist, der man gefühlt nichts anvertrauen sollte.Schon gar keine Kinder." "Diese Sachen sind uralt!" protestiere ich sofort. "Bist du sogar zu blöd zum lesen? Das ist über vier Jahre alt!" Ich muss mich zurückhalten, ihn nicht anzuschreien, denn Maxim kann ich hier jetzt weiß Gott nicht gebrauchen.

U N B R E A K A B L E - Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt