Julian PoV.:
Genervt schmeiße ich die Haustür hinter mir zu und lasse meine Sachen achtlos auf die Garderobe fallen. Dieser Tag war mehr als gebraucht, mal wieder. Diese verdammte Ella und ihre dämlichen Vorgespräche kann einem jeden Spaß an was auch immer verderben. Ich weiß nicht, bei wem sie sich noch einschleimen will, aber ihre Übermoral geht mir dermaßen auf die Nerven, dass ich ihr am liebsten zwanzig Mal am Tag sagen würde, dass sie die Klappe halten soll. Aber genauso gut habe ich langsam verstanden, dass ich auf sie angewiesen bin, um wenigstens einigermaßen unbeschadet aus diesem Mist rauszukommen.
Ich öffne meinen Kühlschrank und stelle ernüchtert fest, dass darin gähnende Leere herrscht. Dann halt wieder mal bestellen, ist ja nix neues mehr.
Als es wenig später an der Tür klingelt, steht nicht wie erwartet der Essenslieferant vor der Tür, sondern mein Bruder Jannis. Genervt stöhne ich auf. "Was willst du denn hier? Kannst du nicht vorher Bescheid sagen?" motze ich ihn an, und bin schon wieder im Inneren des Hauses verschwunden. "Das habe ich, aber wenn du nicht auf dein Handy schauen kannst, kann ich auch nix dafür. Irgendwer muss ja nachsehen, ob du dich nicht schon mit irgendwas aus dem Leben geschossen hast." Ich kommentiere das nur mit einem Schnauben und lasse mich auf die große Couch fallen. Eine Weile schweigen wir uns nur an, ich habe ihm auch ehrlich gesagt gerade überhaupt nichts zu sagen, denn egal was ich auch sage, wird mir nur wieder angekreidet.
"Ehrlich Julian, langsam machen wir uns echt Sorgen. Du meldest dich kaum noch." "Wer ist wir? Und man sieht ja in aller Öffentlichkeit, zu was ich jeden Tag gezwungen werde." Auch mein Bruder nimmt auf der Couch Platz und mustert mich. "Wir ist deine Familie, man. Vielleicht tuts dir ja mal gut, dich nicht nur für dich selbst zu interessieren, aber ich seh schon, dass das quasi gar nix bringt." Ich verdrehe die Augen. "Bist du eigentlich nur hier, um mir Vorwürfe zu machen?" "Alter Julian, du gehst jedem so hart auf die Nerven mit deinem Getue, nur du raffst seit Monaten nix davon. Jetzt stehst du kurz vor ner Entlassung und dich juckts immer noch nicht? Trauriges Leben." Abrupt drehe ich mich zu ihm. "Achja trauriges Leben, also? Weißt du, was traurig ist? Jahr für Jahr alles zu geben, um am Ende wieder ohne irgendwas dazustehen. Und jetzt, wo ich mich einmal nicht für diesen Verein kaputt mache, drehen alle so ab? Das ist mein Leben, und kein Mensch hat mir irgendwas vorzuschreiben, schon gar nicht meine Familie, die sich jahrelang von mir aushalten lassen hat und jetzt angeschissen kommt, wo der Geldhahn wahrscheinlich bald zu ist." Ich merke direkt, wie sich Entsetzen in Jannis' Gesicht breit macht und er ohne Umschweife von der Couch aufspringt. "Hörst du dir eigentlich noch selber zu? Nicht mit mir. Geh dir Hilfe suchen, Alter." Keine Minute später hat er seine Schuhe wieder angezogen und mit einem Knall das Haus verlassen.
Ich lasse mich seufzend in die Sofakissen zurückfallen und fahre mir angestrengt durch das Gesicht. Wieso können die nicht alle einfach aufhören, sich in mein Leben einzumischen? Ich bin weiß Gott alt genug, Entscheidungen zu treffen, egal ob sie jetzt gut oder schlecht sind.
Ich angle nach meinem Handy und suche nach der Nummer von Basti, der in den letzten Zeiten ein besserer Freund geworden ist, als so manch andere die sich Freunde nennen oder auch meine Mannschaftskollegen, die nichts anderes zu tun haben, als an mir rumzumotzen und mich zu fragen, was mit mir los ist. Basti stellt wenigstens keine Fragen und ist sich für keine Party oder einen langen Abend in Bars zu schade. Außerdem hat er eine heiße Schwester, von der ich definitiv nicht abgeneigt bin und die demnächst auch mal fällig sein wird.
Nachdem ich mich fertig gemacht habe, und mir schnell noch zwei Stücke der mittlerweile kalten Pizza reingestopft habe, mache ich mich auf den Weg in die Stadt, wohlwissend, dass mir der ach so wichtige Termin morgen auf der Kinderstation im Krankenhaus wie immer scheißegal ist.
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U N B R E A K A B L E - Julian Brandt
FanfictionDie verlorene Meisterschaft der Saison 2022 / 2023 sorgt dafür, dass Julians Karriere und Privatleben so ziemlich den Bach runtergeht. Der daraus resultierende Umbruch im Verein und auch bei sich selbst lassen ihn seine eigentlichen Ziele aus den Au...