s i x t e e n

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- sechs Wochen später-

Ella PoV.:

"Das wars schon. Danke Jungs." ich hake den letzten Punkt auf der Liste ab und schließe mein Notizbuch. Seit das Projekt Julian so abrupt geendet hatte, habe ich eine neue Aufgabe zugewiesen bekommen, nämlich die Betreuung der Interviews und Pressegespräche. Nebenbei gestalte ich auch die Social-Media Kanäle mit und allgemein ist es gerade sehr angenehm im Team zu arbeiten und nicht immer auf sich allein gestellt zu sein. Und vor allem keinen so absolut schwierigen Menschen an seiner Seite zu haben, wie Julian es war.

Nachdem er mir sozusagen von seinen Hintergründen gebeichtet hat, konnte ich zwar ein wenig nachvollziehen, was in ihm vorging, aber dennoch kann und werde ich weder vergessen noch verzeihen können, was in den letzten Monaten gelaufen ist. Seit unserem Gespräch habe ich auch überhaupt nichts mehr von ihm gehört, was mir aber auch durchaus Recht ist. Es ist an der Zeit mich mal richtig auf meinen Job zu konzentrieren und mich vor allem wieder auf das zurückzubesinnen, warum ich diesen überhaupt angetreten habe, nämlich um mir und Maxim endlich ein gutes Leben schaffen zu können. So wie ich es den ganzen Tag heute verteilt mitbekommen habe, hat er sich auch bei seinen Kollegen, die ja auch zum Teil seine Freunde sind, nicht mehr gemeldet.

Als ich mich über das Gelände zurück zum Bürokomplex begebe, fallen mir die vielen Pressevertreter vor den Toren auf, die in dieser Anzahl für einen normalen Tag relativ ungewöhnlich sind. Bis ich zu meinem Büro komme, hat mich allerdings schon ein ungutes Gefühl beschlichen und an meinem Computer angekommen, rufe ich sofort Google auf und tippe hastig ein paar Schlagworte in die Suchleiste ein. Sofort kommen mir die Schlagzeilen entgegen gesprungen, die mir das ungute Gefühl direkt bestätigen. Soweit man den Überschriften glauben kann, ist es nun also offiziell und Julian wurde aus dem Vertrag mit dem Verein enthoben. Mit einem tiefen Seufzer lasse ich mich in den Stuhl sinken und starre eine Weile auf die Meldungen. Offenbar hat er meinen Rat nicht angenommen und sich den Bossen nicht anvertraut. Oder sie wollten seine Vergehen deswegen nicht ungeahndet lassen, genauso wie ich es ihm ja auch nicht verzeihen werde.

Ich schließe das Browserfenster mit einem Mausklick und öffne dann meine Programme, um die Interviews von Mats und Niklas in Form zu bringen, damit sie morgen früh pünktlich veröffentlicht werden können.

Es tut so gut, meine Arbeit einfach in Ruhe tun zu können, ohne Angst zu haben, dass irgend ein manischer Ausgeflippter durch die Tür gestürmt kommt und droht, mein ganzes Leben zu zerstören. Ich weiß zwar, dass es nach wie vor falsch ist, große Teile meiner Vergangenheit zu verschweigen, aber es hat nichts mit dem zu tun, was und vor allem wer ich jetzt bin. Und ich bin mir sicher, jeder Mensch trägt so sein Päckchen mit sich, von dem andere ebenfalls nichts wissen.

Als ich mit allem fertig bin und es meinem Vorgesetzten zur Zeichnung weitergeleitet habe, bereite ich mich schon mental auf meinen Feierabend vor, als ich von einem Klopfen an meiner Tür gestört werde. Wenn das jetzt wieder Sebastian Kehl ist, der mit mir über Julian reden will, spring ich aus dem Fenster. "Herein?"

Doch alles, was ich vermuten hätte können, wäre sowieso falsch gewesen, denn durch die Tür kommt Julians Bruder Jannis. Dabei war ich doch so froh, dass kein Brandt mehr durch meine Tür kommt.

"Hey-" er hebt kurz grüßend die Hand und schließt die Tür hinter sich. An seinem Auftreten merke ich direkt, dass etwas los ist, und zwar nichts gutes. Noch bevor ich etwas sagen kann, steht er mir gegenüber. "Sorry, dass ich hier auftauche wie so ein Stalker. Aber wir hatten keinen Kontakt von dir, Instagram hat auch nix ausgespuckt und das einzige was noch ging, war hier nach dir zu fragen. Wir können Julian seit Tagen überhaupt nicht erreichen, du weißt doch bestimmt was los ist?" Ich setze schon an etwas zu sagen, bis es mir wieder einfällt. Ich bin für seine Familie ja immer noch seine Freundin. Was zur Hölle soll ich jetzt bitte sagen? Keine Ahnung wo dein Bruder ist, alles war nur Fake und mir ist gerade scheißegal was mit ihm ist? Wobei letzteres eher gelogen wäre.

U N B R E A K A B L E - Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt