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Julian PoV.:

"Verdammte Scheiße!" fluche ich, als der Wecker mich aus meinem alles andere als erholsamen Schlaf holt. Stöhnend drücke ich den nervtötenden Ton weg und lasse mich wieder zurück ins Kissen fallen. Angestrengt fahre ich mir über mein Gesicht, gestern war ich mal wieder der letzte der Jungs im Club gewesen, wie so oft in den letzten Wochen. Die laute Musik surrt noch immer in meinen Ohren und mein Kopf fühlt sich an, als wäre ich fünf mal gegen eine Wand gelaufen. Aber nichts was man nicht abhelfen könnte, denke ich mir und angle aus der Nachttischschublade eine Schmerztablette, die mich hoffentlich auf das was mir heute bevorsteht vorbereitet. Die Bosse haben heute zu einem, wie sie es nennen, Krisengespräch geladen, um mit mir über meine derzeitige Leistung zu sprechen. Nichts neues, aber als Sebastian mir das mitgeteilt hat, wirkte er nicht gerade zu Scherzen aufgelegt. Aber in letzter Zeit ist das ja keiner so wirklich, also was solls, dann muss ich es eben über mich ergehen lassen.

Noch immer nicht wirklich fit schleppe ich mich ins Bad und versuche mich einigermaßen wiederherzustellen und mir die vergangene Nacht aus dem Gesicht zu waschen. Eine Dusche und ein paar frische Klamotten später fühle ich mich wenigstens körperlich auf das Gespräch vorbereitet, denn Lust habe ich darauf schon gleich gar keine. Mag schon sein, dass ich die letzten Wochen etwas über die Stränge geschlagen habe, aber wenn nicht jetzt wann dann? Wenn ich vierzig bin, sicher nicht mehr. Ich checke mein Handy und ignoriere die Nachrichten von den Mädels, denen ich irgendwann mal meine Nummer gegeben habe. Stattdessen tippe ich auf Marcos letzte Nachricht, die nur irgendwas von 'Verbocks bloß nicht heute.' heißen soll. Kopfschüttelnd lasse ich das Handy in meiner Hosentasche verschwinden. Was gehts ihn schon an? Ist ja meine Sache.

Ich trinke noch ein paar Schluck abgestandenes Wasser aus der Flasche, die wahrscheinlich schon 'ne ganze Woche auf der Anrichte steht. Widerlich, denke ich mir. Aber scheiß drauf.

Eine halbe Stunde später parke ich meinen Wagen vor der Geschäftsstelle und checke mich nochmal im Rückspiegel. Taugt schon. Schon als ich aussteige habe ich das Gefühl, durch die Fensterfront des Bürokomplexes auf Schritt und Tritt beobachtet zu werden, so wie bei jedem Training und jedem Spiel auch.

Die Dame am Empfang begrüßt mich direkt freudestrahlend, doch ich ignoriere sie, mein Kopf pocht noch immer wie verrückt und ich habe absolut keine Lust auf beschissenen Smalltalk. Ohne eine Aufforderung abzuwarten, mache ich mich auf den Weg zum Aufzug, um direkt in die Chefetage zu fahren.

Ich hebe bereits den Arm um den Aufzug zu rufen, als von rechts jemand direkt in mich hineinläuft. "Alter, kannst du nicht aufpassen?" zetere ich los, mein Gegenüber ist eine junge Frau, wahrscheinlich kaum älter als ich selbst. Sie sieht mich völlig durcheinander an, scheint nichtmal ein einziges Wort rauszubringen. Verdammte Fangirls, fluche ich innerlich.

"Wenn, dann bist du in mich reingelaufen, also komm mal runter." mault sich mich nun an und ich stutze kurz. "Was redest du eigentlich so mit mir?" Kurz lacht sie auf. "Bist du was besseres oderwas? Ich rede mit dir, wie man mit Leuten spricht, die so respektlos zu einem sind." Kurz frage ich mich, ob sie mich gar nicht erkannt hat, oder ob es ihr einfach egal ist, wer ich bin. Inzwischen ist sie dabei, die Unterlagen aufzusammeln, die ihr bei unserem Zusammenstoß aus der Hand gefallen sind. Kurz zögere ich, nochmal etwas zu sagen, doch das Klingeln des Aufzugs lässt mich entscheiden, es einfach dabei zu belassen-

Als ich in den Aufzug steige, höre ich nur ein 'Arschloch', das sie mir kaum hörbar hinterher schimpft.

Was zur Hölle war das denn jetzt, frage ich mich, während ich hoch in die oberste Etage fahre. Doch ich habe die Alte bereits vergessen, als die Türen des Aufzugs öffnen und ich bereits von den Chefs erwartet werde.

"Julian Brandt völlig außer Rand und Band - was ist mit dem Jugendtalent nur passiert?" "Schlägerei in Dortmunder Edelclub- Mittelfeldstar mittendrin." "Ein Brandttastischer Absturz? Ein Talent auf Sinkflug." "Die Enttäuschung des Jahres." "Sauferei, Schlägerei, Sexgeschichten- der Dortmunder Skandal auf zwei Beinen."

U N B R E A K A B L E - Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt