Kapitel 8: Tag 366 - Too easy to lose your way

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Mit einem Murren drehe ich mich um. Warum immer nur so früh aufstehen? In meiner Nähe höre ich es leise Flüstern. Wer ist das denn? Schlaftrunken und noch immer mit halb geschlossenen Augen drehe ich meinen Kopf. Mein Blick klärt sich etwas und ich sehe Newt, der sich zu dem Frischling runtergebeugt hat. Newt, dein Ernst? Lass ihn schlafen. Lass mich schlafen. Der schlaksige Junge hilft dem Neuen auf und die beiden verschwinden in Richtung Hof. Der Frischling musste natürlich noch auf ein paar Hände treten, was mir ein kleines Lächeln aufs Gesicht zaubert. War ja typisch. Das passiert den meisten Frischlingen in der ersten Woche.


Nach ein paar Minuten der Stille, die mich immer mal wieder wegdämmern lassen, entschließe ich mich auch aufzustehen. Ich sollte die Chance nutzen und duschen gehen, solange noch keiner beziehungsweise nicht so viele auf sind. Also Decke zurückschlagen, erstmal strecken und Schuhe anziehen. Leisen Schrittes bewege ich mich am Rand der schlafenden Gruppe. Ich hab keine Lust auf irgendwelche Auseinandersetzungen so früh am Morgen, wobei ich hier auf der Lichtung nie welche hatte. Alby, Newt, Minho und Gally scheinen sehr viel dafür getan zu haben, dass ich mich hier seit Anfang an wohl fühle.


Im Waschhaus nehme ich mir erstmal ein Handtuch aus einem Regal und platziere es auf der Bank. Die Fließen des Zimmers lassen alles ein bisschen unpersönlich wirken und nicht so wie die anderen Räume, die die Jungs aufgebaut haben. Trotz einiger abgeschlagenen Fließen wirkt der Raum steril. Es gibt insgesamt 20 Duschen, wobei sich zehn gegenüberliegen und in der Mitte wurde eine Bank aufgestellt. Am anderen Ende des Raumes sind einige Waschbecken und ein paar Regale, die Leo zusammengezimmert hat. Zusätzlich nehme ich mir noch saubere Kleidung aus einem anderen Schrank, der ein paar diverse Wechselsachen zur Verfügung stellt. Seit einem Jahr bin ich nun hier und die Schöpfer schaffen es einfach nicht uns neuere und nicht ganz so abgeranzte Kleidung zu geben. Versteh sie einer. Deshalb werden auch viele Anziehsachen geflickt und untereinander geteilt. Die unterschiedlichen Berufsgruppen haben jeweils ihre eigene Kleidung, da dies organisatorisch leichter wäre. Das habe ich mir jedenfalls sagen lassen.


Nachdem ich mich entkleidet habe, trete ich unter die Dusche. Die Fließen sind eiskalt unter meinen Füßen. Mit meiner rechten Hand drehe ich den einen Hahn auf warm und stelle dann das Wasser an. In den ersten paar Minuten ist das Wasser immer kalt. Normalerweise versuche ich dies auszusetzen, aber ich heute versuche ich es tapfer durchzustehen. Wenn du einmal in den Genuss des warmen Wassers gekommen bist, willst du gar nichts anderen mehr haben. Das eisige Wasser wird mich erstmal wach machen und danach werde ich mich aufwärmen.


Mit dem Kopf im Nacken fange ich an meine Haare nass zu machen. Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, dass eine Dusche echt notwendig war. Überall läuft der Schmutz herunter. Ich kann von Glück sagen, dass ich nicht bei den Hackenhauern arbeite, sondern bei den Schlitzern, ansonsten müsste ich jeden Tag duschen gehen. Als meine Haare vollkommen nass sind, wird auch das Wasser langsam warm. Schnell schamponiere ich meine Haare und seife auch meinen Körper ein. Mit dem warmen Wasser spüle ich alles aus und verlasse die Dusche wieder. Mit dem Handtuch trockne ich erst meinen Körper ab und anschließen meine Haare. Um die Wärme des Duschens beizubehalten, ziehe ich schnell die neuen Klamotten an. Die alten kommen in den Wäschekorb. Die Schwapper werden sich in den nächsten paar Tagen darum kümmern.


Frisch geduscht und mit noch nassen Haaren trete ich nach draußen. Das Handtuch werde ich gleich aufhängen, damit es im Wind trocknen kann. Langsam geht die Sonne auf und der Frischling kommt mit Newt in meine Richtung gelaufen. Schon von weitem erkennt mich der schlaksige Junge, da er mir zuwinkt. Ich winke den beiden zurück und hänge im Gehöft mein Handtuch auf.

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