Kapitel 10: Tag 367 - We were cast in shadow

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Wie jeden Tag werde ich mit Vogelgezwitscher geweckt. Heute hört es sich anders an. Genervt schließe ich meine Augen und drehe mich auf die Seite. Ich habe gar keine Lust aufzustehen. Wie Ben es heute wohl geht? Schwerfällig richte ich mich doch auf. Auch die anderen Jungs kommen schwerer hoch als normalerweise. Das ist bestimmt den gestrigen Gegebenheiten geschuldet.Ein paar Meter weiter hat Chuck das Vergnügen den Frischling hochzujagen. Wobei, ich sollte anfangen ihn bei seinem Namen zu nennen. Thomas. Es sieht schon ulkig aus wie der kleine pummelige Chuck den großen Thomas hinter sich zu den Duschen und Umkleiden herzieht, während der große nur verschlafen hinterherstolpert. Irgendwie habe ich schon Mitleid mit dem braunhaarigen. Der kleine kann manchmal ganz schön nervig sein. Letzten Monat, als Chuck angekommen ist, hing er mir die meiste Zeit am Rockzipfel. Ich wäre fast in den Bau gewandert, weil ich Kleinen was getan hätte. Winston und Greg mussten sämtliche Messer vor mir verstecken. Für gewöhnlich bin ich ein sehr ausgeglichener Mensch, aber Chuck muss es immer auf die Spitze treiben und weiß nicht, wann Schluss ist.


Beim Frühstück kommt langsam, aber sicher wieder Bewegung in die Truppe. Pfannes Mahlzeiten heitern doch immer auf. Thomas und Chuck habe ich nicht mehr gesehen.Und ein weiterer Vormittag im Bluthaus. Heute wird ein anstrengender Tag. Das spüre ich und meine fehlende Motivation macht es nicht gerade leichter. Fast wäre ich in Newt gelaufen, wenn ich nicht vorher gebremst hätte. „Sorry Newt, was machst du hier? Willst du zu Winston?" Etwas neugierig schaue ich den blonden an. Newt am Morgen beim Bluthaus ist mal was anderes. „Na ja, nicht direkt. Tommy hier hat heute seinen ersten Tag. Winston soll die Einführung übernehmen." Erst jetzt bemerke ich den Frischling. Er sieht aber auch nicht motivierter aus als ich. Bisschen kränklich. Nicht, dass er nachher noch umkippt. Verstehend nicke ich. „Sag mal, dann ist das Mädchen ja gar nicht die erste Lichterin." Diese Frage ging wohl an mich. „Da hast du recht Thomas. Ich bin schon seit einem Jahr hier und war bis gestern das einzige Mädchen."Interessiert mustere ich sein Gesicht. Er kommt mir nicht bekannt vor. Ob er sich an irgendwas erinnert? Ab und zu sehen die anderen ein paar Erinnerungsfetzen, aber nichts aussagekräftiges im speziellen. „Wenn ihr Winston sucht, der ist drinnen." Greg hat seinen Kopf aus der Tür gesteckt. „Komm schon Becka, wir haben schon angefangen."


Seit nun einer Stunde zeigt Winston Thomas das Gelände. Etwas unfair ist es schon, dass Thomas nichts schlachten muss, aber ich schon. Die Regeln ändern sich auch wochenweise minimal, je nachdem wie Alby gerade lustig ist. Zwischendurch kommt Winston zu uns, um zu überwachen, ob wir unsere Arbeit zu seiner Zufriedenheit erledigen. Dabei erzählt er, dass der Frischling sich gerade um die Tiere kümmert und in Wau einen Weggefährten gefunden hat. Wau ist wirklich seit Anfang an auf der Lichtung. Ein wirklich sehr liebes Tier. Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich einen Hund gesehen habe.


Nachdem Thomas sämtliche Tiere gefüttert, aufgeräumt, das Loch im Zaun repariert und den Klonk beseitig hat, zeigt ihm nun Winston wie ein Schwein geschlachtet wird. Der arme Junge ist ganz blass um die Nase. Von ein paar Seiten höre ich Gelächter. Frischlinge beim Schlachten sind immer die Unterhaltung des Monats im Bluthaus schlecht hin. Jeder versucht anwesend zu sein, um die Reaktion des Frischlings abzuwarten. Es geschieht nicht gerade selten, dass sich einige von den neuen übergeben müssen. Sehr zum Leidwesen Winstons. Er gibt sich immer so viel Mühe, aber viele habe nicht so einen starken Magen.


Zum Mittag machen sich Thomas und ich auf den Weg zum Mittag. Er ist immer noch ein bisschen blass um die Nase. Schweigend laufen wir Richtung Osttor. Der Wind weht um unsere Nasen. Ein wunderbares Gefühl der Freiheit, obwohl wir hier gefangen sind. Thomas dreht seinen Kopf. Jemand kommt aus dem Westtor hinausgerannt und hat seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Minho. Seit wann ist er so früh zurück? Bevor ich mir weiter Gedanken mache, bricht der Asiate zusammen.

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