Nur ganz normale Zwillinge, oder mehr?

58 7 44
                                    

„Wieder zurück?" mir kam die nette Stimme der schwarzhaarigen zweifach-Mutter direkt entgegen nachdem ich die letzten Stufen hinunterging. Mit einem kurzem nervösem Nicken erwiderte ich geschwind und schluckte den Kloß in meinem Hals herunter, während ich sie genauestens beobachtete als sie mich von oben nach untenhin musterte. Merkt sie die Veränderung? Der Schweiß bildete sich langsam auf meiner Stirn, während mein fester Griff den Gurt meiner Tasche viel zu Hart packte, meine Fingerknöchel wurden langsam immer weißer, sobald sie noch mehr auf meine Haut von Innen andrückten. Ihre knöchrige Hand legte sich kurz auf ihr Kinn, währenddessen kniff sie die Augen zusammen, als ob sie versucht ein Buch von einer zehn Meter Entfernung zu lesen. Kein einziges Mal traute ich mich meinen Blick von ihr abzuwenden, ich studierte sie und ihren zusammengekniffenen Blick viel zu genau, nur damit sie einfach schulterzuckend wieder ihren Weg in die Küche bahnte.

Tief atmete ich aus und mein Griff lockerte sich schließlich von meinem Rucksack. Puh, nochmal Glück gehabt. Die Zwillinge würden sowieso nichts bemerken, da sie mich vor meiner 'Verwandlung' noch nicht zu Blicke bekamen. Während den letzten Schritten, die nach unten in das bequeme Wohnzimmer führten, konnte ich nicht anders als die vielen eingerahmten Bilder zu bemerken, die einzelnd in fast jeder Ecke standen. Dort erkannte man zwei Burschen, eher gesagt Zwillinge, jedoch viel kleiner, und diesmal mit naturell abgegleichter Haarfarbe. In keinen von diesen Bildern sah man wie auch nur einem der beiden das Lächeln verging, und nachdem ich mich umsah und die Ähnlichkeit mit der Gegenwart viel zu groß war um wahr zu sein, konnte nun auch ich nicht anders, als ein kleines Grinsen auf meinem Mund zu akzeptieren. Auf einer tiefen, braunen Kommode mit einer rot verzierten Tischdecke drauf standen zwei große Bilderrahmen und ein kleiner Talisman, der wahrscheinlich von einem Silversterfest bei einem Tempel stammte, so einen sah man nämlich häufig in japanischen Haushalten.

Auf diesem Foto wahren die beiden schon etwas älter als auf den Anderen, ich schätze mal um die dreizehn bis vierzehn Jahre alt. Sie sahen viel zu gleich aus, um sie vom bloßen Auge ohne jegliches Wissen erkennen zu können. Doch von dem riesen Lächeln auf der rechten Seite beurteilend, müsste das bestimmt Atsumu sein. Mit seinem fetten Peace-Zeichen, welches er nur so in die Kamera drückte, stahl er fast die show vom jüngeren Zwilling, der ein zuckersüßes Lächeln mitten im Gesicht trug, und sich an die Hand seiner Mutter festklammerte. Ein traditionell japanischer Tempel mit hohen Säulen und spitzem Dach, wo sie später wahrscheinlich Hatsumode durchführen würden, sah viel zu prachtvoll neben dem mit Feuerwerken aller Farben beschmücktem Himmel aus. Es wurde einem sofort warm ums Herz, all diese glücklichen Familien auf einem einzigem Ort zu sehen.

Ich schien von diesem Bild wohl viel zu sehr in Trance gezogen zu sein, denn ich hörte die kurzen Schritte hinter mir nichteinmal, und erschrak mich umso mehr, als urplötzlich eine Stimme neben meinem rechtem Ohr auftauchte.

„Der Dummkopf rechts ist Atsumu," abrupt drehte ich meinen Kopf zur Seite, und sah in das Gesicht vom grauhaarigem Zwilling Osamu, welcher leicht geduckt und mit seinen Armen hinterm Rücken verschrenkt in meine Augen blickte. Ich fühlte mich bei seinem wissendem Blick fast erwischt, obwohl ich nichts schlimmes getan hatte. Doch trotzdem wurde ich nervös als er mich so anguckte als ob wir uns schon kennen, als ob er sich an mich von der Stadt letztens noch immer erinnert. Um dieses unangenehme Gefühl loszuwerden brach ich den Augenkontakt so schnell wie möglich ab, und hoffte auf ein stilles Wunder.

„Kaum zu übersehen", er lachte kurz auf und stand wieder gerade auf seinen Beinen, während Atsumu sich zu uns gesellte und das Bild mit anguckte, als wäre es eine Art Ausstellung im Museum.
„Der schüchterne links ist Osamu, er hat sich an dem Tag fast in die Hosen gemacht, weil er Angst vor Feuerwerken hatte",den letzten Teil flüsterte er extra laut mit einer deckenden Hand vor seinem Mund in mein Ohr und zeigte mit dem Finger auf seinen Bruder. Dieser kassierte natürlich sofort einen eiskalten Blick, der jeden im fünfzig Meter Umfeld erschaudern ließ. Warnend hob der jüngere seinen Finger und kam einen bedrohlichen Schritt näher.
„Noch so einen Spruch und du kassierst doppelte Menge an Schlägen, solange bis die hässliche Pissfarbe aus deinen Haaren weicht." Der Blonde weitete seine Augen erstaunt und zickte zurück, kam gleichtuend näher. „Ach echt? Wenigstens denken nicht alle Mädchen, dass ich doppelt so alt bin wie ich aussehe nur weil ich graue Haare habe!"

{美麗} 𝑰𝑫𝑬𝑵𝑻𝑰𝑻𝒀 𝑪𝑹𝑰𝑺𝑰𝑺    Suna Rintarō x fem!ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt