𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟏𝟎

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Zelal

Armin war ziemlich beliebt.

Auf beiden Seiten.

Jeder Junge schien ihn zu respektieren. Es waren seltene Fälle, wenn mal jemand etwas gegen ihn hatte. Und wenn es so war, kümmerte sich Armin ziemlich schnell darum.

Die Frauen auf der anderen Seite waren verrückt nach ihm. Und damit meine ich wirklich verrückt.

Wie auch nicht? Mit diesem goldenen Lächeln und weißen Zähnen? Wie nicht mit diesen giftigen wunderschönen grünen Augen die von hell zu dunkel so schnell wechseln konnten?

Wie nicht...mit diesem Körper.

Nichts hätte mich darauf vorbereiten können, was mich erwartete, sobald Armin aus der Umkleide trat. Wirklich nichts.

Muskeln.

Ich glaubte sie sehen zu können.

Er hatte viele Muskeln. Sein ganzer Körper war bepackt von ihnen. Seine Arme waren breit, seine Hände groß und kräftig. Sein Bauch war stramm. Ich konnte die Linien genau sehen. Eine in der Mitte. Und drei oder vier, die von links nach rechts gingen. Es befanden sich ein paar Risse und Narben auf seiner glatten Haut. Tattoos erkannte ich auch.

Seine Größe ließ ihn noch einschüchterner erscheinen. Die unnormale Breite war nur ein Bonus. Es war ungewohnt ihn so vor mir zu sehen. Ich...stand noch nie vor einem zur Hälfte bekleidetem Jungen. Außerdem war es selten, dass die Jungendlichen in meinem Alter so viel an Masse zunehmen konnten. In Filmen war es realistisch, in Wirklichkeit aber nicht.

Armin zeigte mir, dass ich falsch lag.

Sobald seine Augen meine trafen, blickte ich mit erhitzten Wangen überfordert zu Boden und lauschte dem lauten Gejubel, welcher von Sekunde zu Sekunde lauter wurde. Alle riefen den selben Namen.

Armin.

Etwas in mir sank zusammen. Was machte ich hier überhaupt? Das war nicht meine Welt.

Er kam vor mir zum Halt und gab mir ein breites Grinsen. Ich achtete darauf meine Augen auf seinem Gesicht zu lassen. Ich wollte nicht, dass mir noch wärmer wird.

"Und?", fragte er neugierig, leckte sich über die Lippen und versteckte seine Arme hinter seinem freien Torso.

Mein Herz wurde schneller. Das Feuer auf meinem Gesicht intensiver. Ich spielte es ab mit einem fraglichen Schieflegen meines Kopfes. "Was?"

Seine Mundwinkel zuckten bei meiner Frage nur noch höher. "Zelal."

"Armin", hauchte ich überfordert.

"Du bist ein bisschen rot", sprach er belustigt und ließ seine Augen über mein Gesicht gleiten.

"Mir ist warm", sprach ich schnell.

Er nickte lächelnd. "Das glaube ich dir."

Ich drehte den Kopf und seine Hand griff nach meinem Kinn. Ich wollte was sagen, doch sein Kopf war meinem auf einmal viel zu nah. Genauso wie seine Lippen.

"Ich will dich während dem Kampf sehen", raunte er mir leise zu. Meine Augen weiteten sich und trafen auf seine ruhigen.

Er blickte mich ernst an. "Verstanden?"

Ich blinzelte. "A-Aber wo soll ich stehen?"

Er blickte an meiner Schulter vorbei und stellte sich wieder gerade hin. "Bei Nick."

Leise seufzte ich auf und blickte dorthin wo er hinschaute. Nick war an der Wand angelehnt und grinste mich an. Es war kein freundliches Grinsen. Das stellte ich zu schnell fest.

Unsicher nickte ich. "O-Okey."

Armin hatte die Augenbrauen zusammengezogen, als ich wieder in seine Richtung schaute. "Zelal", merkte er streng an.

"Ja?", sprach ich leise.

Er tippte mir sanft auf die Nase. "Keine Angst."

Ich lächelte etwas. "Wovor?"

Er zuckte mit den Schultern, kratzte sich am Kinn und trat mir näher. "Alleine zu sein."

Ich lächelte. "Du bist ja hier."

Sein Lächeln fiel und er blinzelte. Überrascht schaute er mich an und ich war gerade dabei mich innerlich backzupfeifen für meine dummen Worte, da stellte sich Nick zwischen uns und unterbrach meinen Plan.

"Na ihr Verliebten", grinste er und blickte zu Adam, bevor er ihm gegen die Schulter haute. "Bereit?"

Verliebten?

"Bereit für was?", fragte Armin und hob eine Augenbraue. Sein Blick war voller Arroganz und Selbstsicherheit, als er Nick von Kopf bis Fuß analysierte. "Zu gewinnen?"

Nick lachte auf und ich spürte wie meine Augenbrauen höher stiegen.

"Woher willst du das wissen?", fragte ich ihn kleinlaut. Doch er hörte es. Denn nun schellte sein Blick zu mir runter.

Die kalte Arroganz war auf einmal weg. Sein Blick wurde wärmer und vorsichtiger. "Ich gewinne immer Zelal", lächelte er leicht. Ich legte den Kopf schief.

"Also bringt es nicht wirklich viel, wenn ich dir Glück wünschen möchte?", fragte ich ihn. Sein Grinsen wuchs und er trat mir näher. Unsere Augen trennten sich keine Sekunde voneinander.

"Wenn es von dir kommt, nehme ich es gerne an", sprach er und blickte mir tief in die Augen.

Ich blinzelte.

„Oh", sprach ich nur.

Er grinste.

„Na komm." Nick's Stimme riss mich aus meiner Starre und ich blickte zu ihm rüber. Er nickte zum Ausgang, der geradeaus in die Meute führte. „Lass uns schonmal gehen."

Ich nickte schluckend und wollte ihm folgen, da griff Armin sanft nach meinem Handgelenk und zog mich zurück. Ich schaute auf, um ihn sehen zu können, doch ich war zu spät, denn sein Kopf war bereits zu mir runter geneigt.

Seine Lippen berührten meine Wange und der Boden sackte unter meinen Füßen zusammen.

„Armin", hauchte ich entgeistert. Er schaute mich grinsend an. Seine Augen glänzten förmlich.

Unbeholfen zuckte er mit den Schultern.

„Brauchte Motivation."

~

Armin gewann den Kampf.

Und sobald seine linke Faust sein Gegenüber mit solch einer Wucht traf, dass es ihn mit einem Mal auf den Boden schleuderte, war nicht nur Nick neben mir so begeistert, dass er aufstehen musste. Die Meute schrie auf. Sie standen auf. Sie riefen seinen Namen. Ein paar Freunde von Armin kamen sogar zum Boxring, um ihm über der Absperrung gratulierend die Hand zu geben.

Ich konnte nur da sitzen und mit großen Augen zuschauen. Keiner Wunder, dass sein Name so beliebt war.

Der Mann mit der Pfeife wandte sich an Armin, griff nach seinem Arm, hob ihn an und pfiff.

Die Meute wurde lauter und ein Grinsen legte sich auf seine Lippen. So als würde er meinen Blick spüren, glitten seine Augen in der nächsten Sekunde in meine Richtung.

Ich glaubte, dass ich lächelte.

Und ich glaubte, dass er mir zuzwinkerte.

Und ich glaubte auch, dass ich rot wurde und begann breiter zu lächeln.

Stolz hob ich die Hand und zeigte ihm einen Daumen hoch.

Er lachte.

Und ich schüttelte mit dem Kopf.

Innerlich sauer darüber, dass mein lautes Herzklopfen die Schreie der Leute übertönte.

𝐃𝐢𝐞 𝐖𝐞𝐭𝐭𝐞 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt