Kapitel 16 Helja

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Am warmen Feuer erwacht sie endlich. Ich habe ihren Kopf auf meinen Schoß gebettet und die ganze Zeit einfach nur gehofft, dass sie erwacht. Eigentlich hätte ich sie gerne zu unserem Schlossarzt gebracht. Doch ich glaube das müsste ich erklären, doch ich habe keine Ahnung wie.

Also habe ich sie in Windeseile ans andere Ufer gebracht und dort rasch ein Feuer gezündet.

Und nun ist sie wach. Ihre braunen Augen erinnern mich an Schokolade und sehen einfach nur wunderschön aus.

„Was, wo bin ich?", krächzt Martha leise.

„Alles ist gut. Ihr seit bei mir. Ihr seit in das Eis eingebrochen, doch ich kam zum Glück rechtzeitig, um euch zu retten"

Tränen beginnen auf einmal aus ihren Augen zu fließen und sie legt ihre kalte Hand an meine Wange.

„Helja?...Das ist kein Traum, oder?"

Ihre Stimme ist leise, aber bedeutsam. Ich nicke und lege meine Hand auf ihre.

„Das kein Traum, auch wenn es sich wie einer anfühlt"

„Du hast mich gerettet", sagt sie dann und schenkt mir ein kleines Lächeln. „Küsst mich, Helja, bitte"

„Ich hatte gerade den selben Gedanken", flüstere ich. Wir müssen nicht flüstern, aber ich habe das Gefühl, dass das hier ein Moment ist, der zum flüstern bestimmt wurde.

Also tue ich es. Ich nehme ihr Gesicht in meine Hände, hebe ihren Kopf an, beuge mich nach vorne und küsse sie sanft.

Ein warmer Schauer durchfährt meinen Körper, als ihre Lippen meine berühren.

Mir wird ganz warm und mein Herz schlägt schneller.

Als wir uns viel zu schnell voneinander lösen, umschlinge ich ihren Körper und drücke sie näher an mich.

Ich möchte dieses Mädchen nie wieder verlieren.

Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, doch das Feuer ist bereits nur noch glühende Kohle, als wir uns voneinander lösen. Martha setzt sich auf.

Gott, ist sie wunderhübsch. Sie hat braunes, langes Haar selbst im Winter lauter Sommersprossen um die Nase.

Und diese Augen! Ein Traum!

Ihre bloße Anwesenheit lässt mich verrückt werden.

Auf einmal weiten sich ihre Augen und sie fasst an ihren Bauch.

An diesem lässt sich bei genauem Hinblicken bereits eine Schwangerschaft erkennen.

Martha beginnt zu zittern.

„Meinst du...es hat überlebt?", fragt sie mich dann und sieht mich tief an.

Daran habe ich gar nicht gedacht.

Ich möchte ihr sagen, dass ich mir sehr sicher bin, doch das kann ich nicht. Die Kälte, der Sturz...

„Ihr kommt mit auf das Schloss. Der Hofarzt wird euch sofort untersuchen! Wartet hier. Ich habe eine Idee!"

Mein plötzlicher Enthusiasmus gehört sich gar nicht für eine Dame von Adel, doch hier bei Martha, muss ich das auch nicht sein.

Ich laufe los. Meine Idee ist es, dass sie als meine neue Zofe mit auf das Schloss kommt. Ich werde meinem Vater erzählen, dass ich eine neue Zofe eingestellt habe und, dass er es nur nicht mitbekommen hat. Abda soll natürlich nicht entlassen werden. Ich werde sie für Denkar arbeiten lassen. Das wird ihr sicherlich gefallen. Und nun laufe ich geschwind zum Schloss, um Martha frische Kleidung zu holen.

Eine weitere Sache, die an meinem Plan perfekt ist, ist, dass unsere neuen Bediensteten immer zuerst untersucht werden, damit sie uns auch ja keine Krankheiten unterjubeln. Also wird Martha auch untersucht werden und wir werden sehen können, ob mit dem Kind alles in Ordnung ist.

Ich fühle mich schwerelos, als ich mich in mein Gemach schleiche und tatsächlich nicht entdeckt werde. Abda ist gerade nicht da, deshalb gehe ich in ihre Kammer und stibitze mir eins ihrer Kleider. Außerdem nehme ich mir noch meinen Lieblingskamm und ein süß riechendes Parfüm mit.

Glücklicherweise komme ich wieder unbemerkt davon. Ich kenne nämlich aus meiner Kindheit noch einige Geheimwege, die ich immer ging, um in den Hofgarten zu kommen, wenn ich nicht durfte.

Wieder am See angekommen, strahlen Marthas Augen, als sie mich sieht. Sie schließt mich in die Arme.

Ich erzähle ihr von meiner genialen Idee, daraufhin drückt sie mich fest und sagt, dass ich wirklich einfach nur genial bin. Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange. Dann sage ich ihr, dass sie diese Kleider anziehen soll.

Sie zieht sich geschwind ihre, noch feuchte ,Kleidung aus und schlüpft dann in die saubere Zofentracht. Als ich sie für einen kurzen Moment nackt sehe, durchfährt mich ein angenehmer Schauer und ich drehe mich weg, weil es seltsam ankäme, wenn ich sie weiter beobachten würde.

Abdas Kleidung passt ihr wie angegossen und sie sieht wunderschön darin aus.

„Es ist wirklich angenehm diese Kleider zu tragen. Ich fühle mich so edel"

Martha lächelt und dreht sie aufgeregt hin und her.

Ich lächle zurück.

„Du bist wunderschön"

Sie errötet geschmeichelt und macht sich daran ihre Haare zu kämmen.

Als sie auch das Parfüm auf ihrem Körper hat, machen wir uns auf den Weg zu meinem Heim.


Am anderen Ufer des SeesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt