Kapitel 9 Martha

60 6 20
                                    

„Ich...Ich möchte mich entschuldigen"

Friedrich setzt sich auf den Bettrand und nimmt meine Hand.

Ich bin überrascht von seiner plötzlichen Reue.

„Ich habe überreagiert", fährt er dann fort.

Ich wende den Blick ab.

„Mehr als das"

Er seufzt und steht auf.

„Ich habe mich entschuldigt, was erwartest du denn noch?!"

Ich setze mich auf, da ich gerade noch im Bett liege.

„Du hast mich beinahe zu Tode geschlagen, weil ich zu spät zu Hause war. Ich denke dafür gibt es keine gerechte Entschuldigung. Doch eine Sache könntest du vielleicht tun. Hör auf mich, wie einen verdammten Gegenstand zu behandeln. Dann kann ich dir vielleicht irgendwann verzeihen"

Friedrich fängt an zu lachen, als hätte ich einen komischen Witz gemacht.

„Ich bitte dich! Du bist meine Frau! Natürlich bist du in meinen Augen kein Gegenstand!"

„Ach ja, dann sag mir eins, wie ist mein Name?", meine Stimme ist immer noch sehr trocken und ich blicke Friedrich ungläubig an.

Dieser wendet den Blick ab und verschreckt die Arme vor der Brust.

„Das tut doch nichts zur Sache... Namen sind unwichtig"

Ich verdrehe die Augen.

„Außerdem muss ich auf alles gehorchen was du sagst und auf alle Verbote, die du mir gibt, hören"

„Das ist halt so in der Ehe. Der Mann hat das Sagen", antwortet er dann knapp.

Ich schnalze genervt mit der Zunge.

Friedrich setzt sich wieder auf die Bettkante.

„Ich muss zugeben, dass ich mich nicht ohne Grund bei dir entschuldigt habe"

War ja klar. Ich frage mich, was dieser Idiot jetzt schon wieder will.

„Schenk mir Kinder"

Ich zucke zusammen und rücke ein Stück weiter von ihm weg.

„Komm schon...Zwei oder drei kleine Kinderchen wären doch wunderbar. Man nennt sie nicht umsonst Geschenke Gottes. Außerdem brauche ich einen stattlichen Nachfolger, wenn ich mal den Löffel abgebe"

„Friedrich...", ich sehe ihn direkt an. „Ich wasche deine Wäsche, koche für dich, putze das Haus und meinetwegen massiere ich auch mal deinen Rücken, doch ich will niemals nie Kinder mit dir haben. Tut mir leid"

„Wieso denn nicht!? Kinder sind großartig"

Jetzt ist sein Tonfall schon etwas grober.

„Ich will nun mal nicht. Damit musst du leben"

„Ach komm schon, jetzt hab dich nicht so..."

Friedrich lehnt sich näher zu mir und küsst mich.

Mir wird schlecht.

Ich stoße ihn weg.

„Meine Wunden sind außerdem noch nicht geheilt"

Ich stehe mühevoll auf und schnappe mir meinen Stock, um in die Küche zu humpeln.

„Und in ein paar Wochen?", ruft mein Ehemann mir hinterher.

Ich gebe ihm keine Antwort.

Am liebsten würde ich jetzt zum See gehen... Der See! Ich hatte es ganz vergessen. Gestern war ich gar nicht dort gewesen! Ich hoffe, dass Helja sich nicht sorgt oder gar denkt ich würde nicht mehr wiederkommen!

Am anderen Ufer des SeesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt