Alexia Barwick - Blaine POV

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„Eure Majestät, dass ist Alexia, meine Tochter." Herzogin Kate deutet auf ein großes, schlankes Mädchen vor uns. Sie trägt ein blaues Kleid, welches bei jeder Bewegung die sie macht, glitzert.

„Schön Sie kennenzulernen, Alexia", sage ich mit einem Lächeln auf den Lippen und reiche dem zierlichen Mädchen meine Hand. Ich kenne Alexia schon etwas länger, aber so richtig miteinander gesprochen haben wir vorher noch nie.

„Oh, sehr erfreut, Eure Majestät."
Sie nimmt meine Hand entgegen und verbeugt sich leicht vor mir. Fast augenblicklich schleicht sich ein herzliches Lächeln auf ihre Lippen, welches Grübchen auf ihrem hellen Gesicht zum Vorschein bringt.

„Erzählen Sie mir doch etwas über sich", sage ich und greife nach einem der Gläser, welche mit Champagner gefüllt sind. „Herzogin Kate hat wirklich schon einiges erzählt, aber das waren meistens nur oberflächliche Dinge."

Ich mag das eigentlich überhaupt nicht, diesen gezwungenen Smalltalk, aber anders würde ich diese Wohltätigkeitsveranstaltung wohl nicht überleben.

„Sehr gern", entgegnet sie sofort und schenkt mir ein Grinsen, welches ihre weißen Zähne zum Vorschein bringt.
„Ich habe meinen Abschluss gemacht und studiere seitdem Finanzwirtschaft hier in London. Ich möchte gern in das Geschäft meines Vaters einsteigen, wenn ich meinen Masterabschluss gemacht habe."

„Eine studierende Prinzessin? So etwas habe ich ja noch nie gehört", sage ich erstaunt. „Ich dachte ihr existiert einfach nur, um gut auszusehen." Ich hoffe sie versteht den Humor hinter meiner Aussage und nimmt das nicht als Angriff gegen sich.

Alexia lacht verlegen und streicht sich eine braune Strähne ihrer Haare hinter das Ohr. Sie hat es verstanden, Gott sei Dank.
„Die meisten Prinzessinnen würden so etwas wohl nicht machen, aber ich möchte gern etwas eigenes tun. Vielleicht kann ich das Geschäft meines Vaters irgendwann übernehmen oder etwas eigenes gründen."

„Wow, ich bin begeistert", sage ich. Das ist nicht einmal gelogen, sondern die pure Wahrheit. Sie wirkt echt bodenständig und das obwohl ihre Mutter einen wichtigen Teil des Hofstaates bildet. Ich kenne viele andere Leute, denen so etwas schon total zu Kopf gestiegen ist. Aber diesen Anschein habe ich bei ihr überhaupt nicht.

„Danke", sagt sie schüchtern. Um ihre Augen bilden sich kleine Lachfältchen und ihre Augen beginnen regelrecht zu strahlen. „Aber das was Sie tun, ist viel beeindruckender."

Ich winke nur ab und nippe an meinem Glas. Was mach ich denn? Für die Öffentlichkeit wirkt es vermutlich so, als sei alles perfekt, als wüsste ich genau was ich da mache. In Wahrheit weiß ich das ganz und gar nicht.

„Eure Majestät? Es beginnt gleich."
William schaut mich entschuldigend an und deutet auf die Bühne.

„Ich muss dann mal", sage ich. „Haben Sie Lust, diese Unterhaltung in den nächsten Tagen weiterzuführen?"
Manchmal habe ich das Gefühl, ich lebe zwei verschiedene Leben. Manchmal bin ich von mir selbst überrascht, wie unglaublich förmlich ich sprechen kann, wenn ich muss. Bin das wirklich ich?

Mit ihrer Zusage, beginnt eine ziemlich verrückte Zeit.

Ich stecke mitten in meinem Liebeskummer wegen Elijah, mache eine existenzielle Krise durch, muss ständig irgendwelche Termine einhalten, habe nebenbei privaten Unterricht und treffe mich regelmäßig mit Alexia.

Das alles ist überhaupt nicht geplant gewesen. Die Sache mit Elijah ist gerade einmal zwei Monate her. Ich hänge so sehr an ihm und habe eigentlich überhaupt keinen freien Kopf, erst recht nicht für neue Leute.

Allerdings bemerke ich schnell, dass mir Alexias lebensfrohe Art gut tut. Sie lenkt mich von all den Dingen ab, die meinen Kopf fast zum explodieren bringen. Ich kann diese Dinge nicht vergessen und leide dennoch tagtäglich darunter. Sie kann mein gebrochenes Herz zwar nicht heilen, aber sie kann mich von den Schmerzen ablenken.

Wir haben kein einziges Mal über Elijah gesprochen und ich würde es auch nicht wollen. Mit niemanden.

Dafür bin ich nicht bereit.

Nicht nur dazu bin ich nicht bereit.
Ich kann und will einfach mit niemanden darüber sprechen, wie schlecht ich mich in Wahrheit fühle und wie groß dieser Druck eigentlich ist.

Elijah habe ich mich anvertraut. Es ist eine Sache zwischen mir und ihm. Sie gehört uns, für immer. Auch wenn ihm das vermutlich absolut nichts mehr bedeutet.


Mit der Zeit bemerke ich, dass Alexia mehr als nur freundschaftliche Gefühle für mich hat. Sie macht viele Andeutungen in diese Richtung und sucht immer häufiger körperlichen Kontakt zu mir. Sie ist zugegebenermaßen  attraktiv und ihr Charakter ist einzigartig, aber eine Beziehung war nie mein Ziel gewesen.

Allerdings fühle ich mich in den Momenten mit ihr besser. Ich kann hier wirklich nicht von Verliebtheit sprechen, aber eine gewisse Zuneigung ihr gegenüber ist definitiv da. Ich gehe stark davon aus, dass das nur so ist, weil sie der einzige Mensch seit langem ist, der mich in einigen Situationen ziemlich aufmuntern kann. Auch wenn es nur unterbewusst ist.

Ihre fürsorgliche und bodenständige Art beeindruckt mich. Das macht sie irgendwie besonders.

Sie sieht das Leben durch völlig andere Augen, als es die meisten Menschen vermutlich tun. Sie nimmt vieles mit Humor und legt nichts auf die Goldwaage.

Oft denke ich über die Worte nach, die Herzog Heinrich oder mein Vater zu mir gesagt haben. Ich brauche eine öffentliche Beziehung zu einem Mädchen. Und so sehr ich diese Gedanken auch nach hinten drängen will, kommen sie immer und immer wieder durch.

Vollkommen unbeabsichtigt, denke ich dabei jedes Mal an Alexia.

Ihre Mutter ist eine Herzogin und sie ist eine Prinzessin. Mit ihr kann ich Spaß haben, weil sie für jede noch so verrückte Tat offen ist. Sie hat Humor, macht gern Witze und hört sich meine gern an. Sie sieht gut aus und achtet sehr auf sich selbst und ihr Auftreten in der Öffentlichkeit.

Anfangs bin ich erschrocken von mir selbst und fühle mich einfach miserabel, dass ich überhaupt an so etwas denke. Doch wenn ich ehrlich bin, hört sich das alles gar nicht so übel an.

Außerdem mag ich sie ja wirklich. Wenn ich sie nicht mögen würde, dann würde ich meine Zeit gar nicht an solche Gedanken verschwenden.

Ich könnte niemals mit einem Jungen zusammen sein und erst recht nicht mit Elijah.

„Sehen wir uns morgen wieder?", fragt sie mich und schenkt mir ein süßes Lächeln.

„Klar, total gern", sage ich und versuche ihr Lächepn zu erwidern.

„Dann bis morgen, Blaine."

Ich zögere einen Moment, nehme dann allerdings ihre Hand und schaue in ihre grünen Augen. Immer wieder rede ich mir ein, dass das hier richtig ist, bevor ich es wirklich tue.

Und dann passiert es, aus welchem Grund auch immer, habe ich auf einmal ganz viel Zuversicht in mir. Ich ziehe Alexia zu mir und lege, ohne groß darüber nachzudenken, meine Lippen auf ihre.

Ohne zu zögern erwidert sie meinen Kuss und legt ihre Arme um meinen Hals. Sie streckt sich mir entgegen und stellt sich auf ihre Zehenspitzen, damit sie mich besser küssen kann. Es fühlt sich so an, als hätte sie nur auf diesen Moment gewartet.

„Wow", murmelt sie leise. Ihre Wangen sind in ein leichtes rot getaucht und lassen sie irgendwie so schüchtern wirken.
„Ich... Ich habe nicht damit gerechnet."

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Bitte steinigt mich nicht😅

Mal ein kleiner Rückblick, wie Blaine Alexia eigentlich so richtig kennengelernt hat und wer sie ist.

Royal Revolution [Band 3] || boyxboy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt