Erster Schultag -Blaine POV

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Energielos schleppe ich mich zum großen Speisesaal. Ohne mir etwas zu essen zu nehmen, setze ich mich an einen der freien Plätze und lehne mich zurück. Hin und wieder spreche ich mit anderen Schülern über meine Rückkehr ins Internat. Es ist doch erstaunlich für mich, dass mich so viele vermisst haben.

„Hey Blaine, schön das du wieder hier bist", sagt Stacy freudestrahlend und setzt sich neben mich. Euphorisch streckt sie ihre Arme aus und schlingt sie um meinen Körper. „Ohne dich war hier alles nur halb so schön."

„Privater Unterricht war auch echt langweilig ohne dich", gebe ich zurück. „Ich hoffe das alles geht nicht schief."

„Ach Quatsch, denk nicht so."
Sie löst sich von mir und widmet sich ihrem Frühstück. „Glaub mir, das wird schon."

Aus den Augenwinkeln beobachte ich sie dabei, wie sie ihr Müsli ist. Ich würde sie zu gern fragen, wie es Elijah geht. Ich würde ebenfalls gern wissen, ob er über mich spricht.
„Wie war dein Abend gestern?"

„Eigentlich gut, ich hab nur viel zu spät geschlafen. Und wie war deine erste Nacht nach so langer Zeit wieder hier?"

„Ganz okay", sage ich. Wie soll ich das Thema jetzt nur auf Elijah lenken? Ich will es auch nicht zu offensichtlich machen. „Was hast du gestern Abend gemacht?"

Sie hebt ihren Kopf und schaut mich nachdenklich an. Und schneller als mir lieb ist, scheint sie zu verstehen worauf ich hinaus will. Ihr Blick wird weicher und wirkt irgendwie fast schon traurig. „Bitte nicht Blaine", sagt sie leise. „Elijah ist mein Freund, genauso wie du es bist. Bring mich in keine unangenehme Situation."

„Du hast recht, tut mir leid", sage ich und lächel sie entschuldigend an. Ich kann mir vorstellen, dass die Situation nicht einfach ist für sie. Immerhin will sie es uns beiden recht machen und niemanden von uns verletzen.

„Wir treffen uns gleich alle in der Turnhalle, Frau Smith hat wohl irgendwas zu verkünden. Danach habe ich Mathe, du auch?"

Seufzend lehne ich mich zurück und verschränke meine Arme. „Ich auch, leider."

Nach dem Frühstück laufe ich zusammen mit Stacy und ihrer Zimmernachbarin Hannah, nach drüben in die Schule. Wir sind etwas früh dran und können uns deswegen viel Zeit lassen und müssen uns nicht abhetzen. Während sich die beiden unterhalten, habe ich nur eine einzige Frage im Kopf; werde ich Elijah gleich sehen?

In der Turnhalle angekommen, setzen wir uns in die hinterste Reihe. Obwohl wir früh dran sind, sind wir nicht die Ersten. Im Gegenteil, einige Schüler sind schon hier und unterhalten sich über die Weihnachtsferien. Eines der Mädchen vor uns erzählt gerade, dass sie über Weihnachten mit ihrer Familie in Amerika war und das es dort traumhaft schön war.

„Wollen wir auch mal dort hin?", fragt mich Stacy. „Ich war erst einmal in Amerika, ich hätte richtig Lust auf New York."

„Wieso nicht? Das klingt gut", antworte ich ihr. Im selben Moment sehe ich, wie Elijah und seine Freunde den Raum betreten und sich skeptisch umschauen. Als er mich sieht, weiten sich seine Augen und er schaut für einen Moment in meine Richtung, bevor er seine Freunde ganz nach vorn zieht.

Ganz nach vorn, zu Ben. Die drei setzen sich neben ihn und werden sofort in ein Gespräch verwickelt. Na ganz toll.

„Elijah will nichts von ihm", flüstert Stacy und legt ihre Hand auf mein Bein. „Ben ist zwar interessiert, aber Elijah nicht."

„Aber von mir will er auch nichts mehr", stelle ich nüchtern fest. „Das habe ich kaputt gemacht."

Stacy schaut mich mitfühlend und lächelt leicht. „Nur weil ihr jetzt nicht zusammen sein könnt, heißt es nicht das es für immer so bleibt. Wer weiß was in 10 Jahren ist?"

In 10 Jahren? Na ganz toll. Ich lehne mich zurück und beobachte Ben dabei, wie er versucht die Aufmerksamkeit von Elijah zu bekommen. Das ist doch lächerlich.
„Ich hole mir einen Kaffee, bin gleich wieder da." Ohne auf eine Antwort zu warten stehe ich auf und steuere die Cafeteria an.

Die Ausgabe wird noch nicht bedient, was mich auch überhaupt nicht stört, ich will sowieso nichts. Ich wollte hauptsächlich aus dieser Situation heraus. Ich frage mich, wie das etwas werden soll. Wie soll das alles gut gehen, wenn ich jetzt schon so reagiere? Ich weiß einfach nicht was richtig und was falsch ist.

Wieso kann ich mich denn nicht einfach mal zusammenreißen, wie jeder normale Mensch auch? Ich weiß nicht was los ist, dass mich das alles so sehr mitnimmt. Vielleicht hätte ich den Schulpsychologen mehr als nur einmal besuchen sollen.

Vielleicht ist es aber auch diese verdammte Rolle als König die ich habe. Arthur ist der nächste in der Thronfolge. Wäre er nicht so ein verdammter Idiot, hätte ich wenigstens einmal darüber nachgedacht, mit ihm die Rollen zu tauschen. Aber nicht unter diesen Umständen.

Ich weiß, dass ich an so etwas nicht denken sollte, aber ich kann einfach manchmal nicht anders. Es sind doch sowieso nur Gedanken, die in meinem Kopf bleiben und nicht an die Öffentlichkeit gelangen.

Ich atme tief durch und begebe mich dann wieder zurück zu den anderen. Auch Frau Smith ist schon da und unterhält sich gerade mit einem Schüler.

„Wo ist dein Kaffee?", fragt mich Stacy verwundert.

„Ich wollte dann doch keinen", antworte ich und zucke mit den Schultern.

„Hallo meine Lieben", ertönt die Stimme unser Schulleiterin, was alle anderen sofort verstummen lässt. „Ich freue mich wirklich sehr, Sie alle wieder hier begrüßen zu dürfen. Ich hoffe jeder von Ihnen hatte schöne Weihnachten und eine erholsame Zeit mit der Familie. Der Grund warum ich euch hier her gebeten habe ist folgender; im letzten Jahr vor Weihnachten ist unser alljährlicher Skiausflug ausgefallen, auf Grund der sehr ausgespannten Situation an der Schule.

Mittlerweile hat sich die Situation wieder etwas entspannt und wird sich in den kommenden Wochen noch mehr legen. Daraufhin haben wir uns gedacht, wir können diesen Ausflug nun nachholen. Was haltet ihr davon?"

Getuschel macht sich unter den Schülern breit. Jeder redet mit seinen Freunden und diskutiert über diese Entscheidung.
„Was sagt du dazu?"

„Ich hätte richtig Lust drauf, das ist toll!", sagt Stacy und grinst mich an.

„Alle Schüler, die am Sportkurs teilnehmen, würden Skifahren gehen. Die Schüler, welche im Technikteam angemeldet sind, bekommen in dieser Zeit eine intensive Ausbildung zum Thema künstliche Intelligenz."

Jubeln macht sich unter den anderen breit. Jetzt wirken auch die Letzten beeindruckt.

„Von Montag bis zum Freitag geht unser Ausflug und er startet genau heute in vier Wochen, sind alle damit einverstanden? Ich gebe euch natürlich noch einen Zettel mit nach Hause, für eure Eltern."

„In 4 Wochen? Da habe ich Geburtstag, an dem Donnerstag", sage ich zu Stacy.

„Das wird total lustig, dann können wir alle zusammen feiern."
Sie grinst mich breit an und scheint schon zahlreiche Ideen in ihrem klugen Köpfchen zu haben.

„49 Schüler gehen Skifahren und die restlichen 21 Schüler haben den Kurs hier an der Schule. Jeder der nicht daran teilnehmen möchte, kreuzt das bitte auf dem Zettel an. Ihr findet den nach eurer letzten Stunde an euren Schließfächern."

„Wir gehen Skifahren, wir gehen Skifahren", sagt Hannah, die Zimmernachbarin von Stacy, euphorisch.

Ich freue mich ebenfalls darauf. Das wird eine tolle Ablenkung sein, bei der ich meinen Kopf freibekommen kann. Und ich kann meinen Geburtstag mit Menschen verbringen, die ich gern habe. Das wird eine gute Zeit.

Royal Revolution [Band 3] || boyxboy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt